News aus Baden-Württemberg
Nacht der Fledermäuse „Batnight“ soll aufklären und schützen

News aus Baden-Württemberg Nacht der Fledermäuse „Batnight“ soll aufklären und schützen

Quelle: Frank Molter/dpa
dpa

Sie jagen lautlos, sind für Ökosysteme wichtig, aber sie leiden unter dem Schwund von Lebensräumen und Insekten. Eine Fledermausnacht soll erneut Aufmerksamkeit und Schutz für die kleinen Tiere stärken. In Baden-Württemberg geht es zum Beobachten sogar ins Freibad.

Von Batman bis Dracula haben Fledermäuse schon viel Stoff für Filme und Bücher geliefert. Um ihren Ruf hingegen war es nicht immer gut bestellt. Mitte der 1980er-Jahre rangierten sie in Umfragen regelmäßig am unteren Ende der Beliebtheitsskala. Während sich ihr Standing deutlich verbessert hat, gilt das keineswegs für ihre Bestandssituation. Nur etwa die Hälfte der rund zwei Dutzend Fledermausarten in Deutschland gilt laut Roter Liste als ungefährdet. Um über die Tiere zu informieren, lädt der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) jedes Jahr am letzten August-Wochenende zu einer «Batnight» ein, in diesem Jahr am 26. und 27. August.

Geplant sind dieses Mal im Südwesten mindestens ein Dutzend Wanderungen und Führungen im Land. Eine davon geht sogar ins Schwimmbad: Der Nabu Breisach-Westlicher Tuniberg will am Samstag (19.30 Uhr) Mückenfledermäuse beim Ausflug im Breisacher Waldschwimmbad beobachten. Danach sollen noch Wasserfledermäuse an einem Weiher gesichtet werden. Die Internationale Fledermausnacht wird in weltweit 38 Ländern organisiert.

Aus Sicht von Elisabeth Schüler von der Abteilung Waldnaturschutz der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) in Freiburg ist sie wichtig, um die Aufmerksamkeit und auch das Verständnis für Fledermäuse zu wecken. Schüler, die ihr Interesse nach eigenen Angaben selbst erst durch eine «Batnight» gewonnen hat, soll dabei helfen, ein landesweites Fledermausmonitoring aufzubauen, mit dem unter anderem Vorkommen und Entwicklung der Fledermausarten in den Wäldern Baden-Württembergs erfasst werden können.

Weltweit gibt es laut Nabu etwa 1400 Fledertierarten, 25 davon sind in Deutschland zuhause, 21 auch im Südwesten. Zu den häufigsten gehören Zwerg-, Mücken-, und Breitflügelfledermaus. Von den in Deutschland heimischen Fledermausarten sind nach Nabu-Angaben vier akut vom Aussterben bedroht. Drei Arten gelten als stark gefährdet und weitere fünf sind als gefährdet eingestuft. Eine Schätzung zur Gesamtzahl der Individuen in Deutschland gibt es nicht.

Die jährliche Fledermausnacht soll laut Nabu vor allem auf die Bedrohung der Tiere durch Umweltverschmutzung und schwindenden Lebensraum aufmerksam machen. «Nahrungsmangel, etwa wegen des Einsatzes von Insektiziden oder durch den Verlust an landschaftlicher Vielfalt, und Wohnungsnot haben in den letzten 50 Jahren zu einem dramatischen Rückgang der Fledermauspopulationen geführt», warnt Nabu-Fledermausfachmann Robert Pfeifle. Die Tierschützer raten Gartenbesitzern, auf Insektizide zu verzichten und nachtblühende Gewächse anzubauen. Die dadurch angelockten Insekten seien die Hauptspeise von Fledermäusen.

Ihre Sommerquartiere haben kleinere Fledermäuse auch oft an Häusern oder Scheunen in Dörfern und Städten. Dort nutzten sie Spalten, Nischen und Hohlräume als Quartier, sagt Pfeifle. «Dabei könnten die Fledermäuse vor allem gekippte Fenster mit einem Quartier oder Unterschlupf verwechseln und hineinschlüpfen», warnt er. «Aus einer Fledermaus könnten dann mehrere werden. Denn das durch die Wohnung flatternde Tier könnte weitere Fledermäuse nach innen locken.»

Keine Seltenheit, wie das jüngste Erlebnis einer Frau in Oppenau (Ortenaukreis) zeigt. Etwa 20 auf Abwege geratene junge Fledermäuse hatten sich in der Nacht zum Mittwoch in ihr Wohnzimmer verirrt. Die ältere Dame rief die Polizei, weil sie dachte, es hätten sich Vögel verirrt, die sie nicht mehr aus der Wohnung scheuchen konnte. Bei den ungebetenen Gästen handelte es sich aber um Fledermäuse. Sie konnten letztlich in die Freiheit entlassen werden.

Was in solchen Fällen weiterhilft? «Licht aus, Fenster und Türen weit öffnen und abwarten, bis alle ausgeflogen sind», empfiehlt der Nabu-Experte. «Danach alle Fenster und Türen wieder schließen und bei Licht die Räume genau durchsuchen.» Pfeifle warnt zudem, dass Fledermäuse alleine aus einer Wohnung mit gekippten Fenster nicht hinausfinden können. «Sie verdursten und verhungern dann.»

 

Weitere Nachrichten

Mehr als 2.000 Demos zum Nahost-Konflikt in Baden-Württemberg

Mehr als 164.000 Menschen auf den Straßen, Tausende Polizeistunden und ein Angriff mit einer Axt: Wie der Nahost-Konflikt sich auf Baden-Württemberg auswirkt.

Laut Verband: Deutscher Weinanbau steckt "in historischer Krise"

Das Geschäft der Winzerinnen und Winzer hängt stark von günstigem Wetter ab – aber auch von der Marktlage. Die wirtschaftlichen Bedingungen seien «dramatisch», heißt es in einem neuen Bericht.

Prostitution in Baden-Württemberg: Sexarbeit im Schatten nicht zu fassen

Seit ein paar Jahren ist die Prostitution in Baden-Württemberg stark im Wandel – weg von kontrollierten Bordellen, hin zu anonymen Wohnungen und Online-Plattformen.

Senkungen zum Jahreswechsel: Strom und Gas werden für 1,1 Millionen Haushalte günstiger

Viele Haushalte im Südwesten können sich freuen: Strom und Gas werden für sie laut einer Analyse günstiger. Wie viel Sparpotenzial steckt drin – und warum lohnt sich trotzdem ein Tarifvergleich?

Geschenke für Trucker: Weihnachten auf dem Rastplatz

Süßes, Gesundes und warme Worte: Wie gestrandete Trucker trotz Fahrverbot und Heimweh ein Stück Weihnachten auf dem Parkplatz erleben.




 

Logo meinKA

 

Anzeige

Jetzt meinKA als Werbe-Plattform nutzen!

Informieren Sie sich über Daten, Zahlen und Fakten rund um meinKA und die entsprechenden Werbeformen in unseren Mediadaten: jetzt Mediadaten anfordern.

Wir freuen uns über Ihr Interesse und beraten Sie gerne!

 


 
















Auch interessant


Falls Ihnen inhaltliche Fehler oder Fehlfunktionen auffallen, einfach bei redaktion@meinka.de melden.