Großbaustelle in der Fächerstadt Kombilösung Karlsruhe – zwei Projekte, ein Ziel
Die Kombilösung Karlsruhe besteht aus zwei Projekten, die nicht voneinander zu trennen sind. Eines verlagert den Straßenbahnverkehr unter die Erde und das andere sieht einen Autotunnel vor. Beide verfolgen das Ziel der oberirdischen Straßenentlastung.
- Fotogalerie – Abriss der Kriegsstraßen-Unterführung
- Neuigkeiten von der Kombilösung
- Die Kombilösung Karlsruhe
- Karlsruher Kombilösung – Planung & Konzept
- Kombilösung – der Stadtbahntunnel
- Kombilösung Karlsruhe – Haltestellen im Überblick
- Kombilösung – virtuelle Tunnelfahrt
- Markus Lüpertz macht Kunst in der Kombilösung
- Karlsruher Kombilösung – Autotunnel
Video | Kombilösung – Abriss der Kriegsstraßen-Unterführung
Fotogalerie – Abriss der Kriegsstraßen-Unterführung
Kombilösung - Abriss der Kriegsstraßen-Unterführung
Neuigkeiten von der Kombilösung
Kombilösung - Tunnel Südabzweig | Juli 2019
Die Kombilösung Karlsruhe
Die Kombilösung gilt als das größte Bauprojekt der Fächerstadt. Jeder der, egal ob zu Fuß, auf dem Fahrrad, in der Straßenbahn oder mit dem Auto, in den letzten Jahren einmal in Karlsruhe unterwegs war, wird bemerkt haben, dass hier ziemlich viel gebuddelt wird und die Karlsruher eine Menge Baustellenschilder samt Absperrzäunen in Gebrauch haben. Grund dafür ist die Untertunnelung der Fächerstadt, diese soll vorwiegend die oberirdische Beanspruchung durch Straßenbahn und Autoverkehr entlasten und so die Nerven der Fußgänger und Radfahrer weniger strapazieren.
Zudem soll die fertige Kombilösung die Fächerstadt auch optisch aufwerten. Frei nach dem Motto „unsere Stadt soll schöner werden“ sind moderne Fußgängerzonen und Flaniermeilen statt Autolärm und Abgasen sowie der ständigen Gefahr von der nächsten Straßenbahn überrollt zu werden geplant. Bis es allerdings so weit ist, müssen sich die Karlsruher durch den Baustellen-Dschungel der Fächerstadt schwingen – doch das Tunnelende ist bereits in Sichtweite.
Karlsruher Kombilösung – Planung & Konzept
Die Kombilösung in Karlsruhe ist ein Bauprojekt, das aus zwei Projektteilen besteht, welches gemeinsam die Entlastung der Kaiserstraße sowie der Kriegsstraße ermöglichen soll. Die Kombilösung besteht daher zum einen aus einem 2,4 Kilometer langen Straßenbahntunnel unter der Kaiserstraße, samt einem 1,0 Kilometer langen Südabzweig in der Ettlinger Straße sowie zum anderen aus dem Umbau der Kriegsstraße, welche mit einem Autotunnel ebenfalls unter die Erde verlegt wird.
Ein Bürgerentscheid im September 2002 entschied den Bau über das Karlsruher Jahrhundertprojekt. 55,55 Prozent der Karlsruher Bevölkerung stimmten damals für die Kombilösung. Darauf folgten eine achtjährige Projektplanung und der Spatenstich im Januar 2010 am Karlsruher Europaplatz. Über zehn Jahre Bauzeit nimmt die Kombilösung auf jeden Fall in Anspruch. Laut offiziellen Angaben der KASIG sollen die Bauarbeiten Ende 2021 abgeschlossen sein.
Finanzierung
Der Bund übernimmt 60 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten, weitere 20 Prozent kommen vom Land Baden-Württemberg hinzu. Würden die Kosten der Kombilösung weiter ansteigen, so erhöhen sich auch die verbindlichen Anteile von Land und Bund. Die übrigen 20 Prozent bezahlt die Karlsruher Schieneninfrastruktur-Gesellschaft (KASIG). Dieser wird das Geld im Rahmen des Konzernausgleichs über die Karlsruher Versorgungs-, Verkehrs- und Hafen GmbH (KVVH) bereitstellen.
Es wurden unterschiedliche Kosten-Szenarien erarbeitet und Risikobewertungen zu den Baukosten angenommen. Hintergrund ist, dass eine solide Berechnung aufgrund der hohen Nachfrage bei den Baufirmen kaum möglich ist. Nach diesen Kalkulationen sollen die Endkosten zwischen 1.161,9 Millionen Euro und 1.222,7 Millionen Euro liegen.
Kombilösung Karlsruhe – Fakten & Daten
Bürgerentscheid und Planungsbeginn | September 2002 |
Spatenstich – Bauarbeiten | Januar 2010 |
Geplantes Ende der Bauarbeiten | 2021 |
Geschätzte Kosten der Kombilösung | zwischen 1.161,9 und 1.222,7 Millionen Euro |
Kombilösung – der Stadtbahntunnel
Bereits seit 1877 hat die Fächerstadt eine Straßenbahnverbindung. Auch wenn die ersten Bahnen noch von Pferden gezogen und erst im Jahr 1900 durch elektrische Straßenbahnen ersetzt wurden, so fuhr die Karlsruher Straßenbahn von Beginn an durch die Innenstadt und verband schon damals das Durlacher Tor mit dem Mühlburger Tor und den Marktplatz mit dem damaligen Bahnhof nahe des Ettlinger Tors. Inzwischen ist das Streckennetz der Karlsruher Straßenbahn um ein vielfaches gewachsen und auch die Menge an Fahrgästen übertrifft die der Anfänge und wächst zudem stetig an.
Doch die damaligen Verbindungen durch die Innenstadt bestehen bis heute, denn sie stellen die Hauptverkehrsachsen des öffentlichen Straßenbahnverkehrs der Fächerstadt dar. Inzwischen fährt knapp jede Minute eine Straßenbahn durch das Fächerstadt-Zentrum – zum Leidwesen des Einkaufsboulevards Kaiserstraße. Um die Karlsruher Verkehrsinfrastruktur zu modernisieren und zu optimieren sowie die Kaiserstraße zwischen Europaplatz, Kronenplatz sowie dem Marktplatz in eine idyllische Flaniermeile zu verwandeln wurde im September 2002 per Bürgerabstimmung das Großprojekt Kombilösung entschieden.
Die Kombilösung sieht eine Verlegung der Bahntrasse und der dazugehörigen Haltestellen unter die Erde vor. Auf einer rund 2,4 Kilometer langen Strecke unter der Kaiserstraße sind vier Haltestellen (Durlacher Tor, Kronenplatz, Lammstraße und Europaplatz) vorgesehen. Ein weiterer Tunnelabschnitt bildet der Südabzweig in Richtung Ettlinger Tor mit den Haltestellen Marktplatz, Ettlinger Tor und Kongresszentrum. Alle Haltestellen liegen in rund 13 Metern Tiefe, mit Ausnahme der Haltestelle Kongresszentrum, diese befindet sich nur etwa sieben Meter unter der Oberfläche.
Kombilösung Karlsruhe – Haltestellen im Überblick
Alle sieben unterirdischen Haltestellen der Kombilösung sind über Rolltreppen sowie feste Treppen zu erreichen, verfügen zusätzlich über mindestens einen Aufzug und sind barrierefrei gestaltet. Die Architektur der Kombilösung verspricht höchste Standards in Sicherheit und Brandschutz. Zudem sind die Haltestellen hell und großzügig gestaltet und mit Melde- und Kommunikationsanlagen sowie Videoüberwachung ausgestattet. Das Lichtkonzept der unterirdischen Haltestellen spielt eine besondere Rolle, denn farbige Lichtquellen sorgen für eine bunte Schattierung der Fahrgäste auf dem Boden.
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Haltestelle am Durlacher Tor
Die Haltestelle Durlacher Tor im Karlsruher Osten bleibt für die Straßenbahnlinien in Richtung Hauptfriedhof und Hagsfeld eine oberirdische Haltestelle. Die Linien in Richtung Kronenplatz und Durlach fahren unterirdisch und sind über die neue Tunnel-Haltestelle zu erreichen.
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Haltestelle am Kronenplatz
Die Haltestelle Kronenplatz wird von den Straßenbahnlinien unterirdisch angefahren und befindet sich am östlichen Ende der Fußgängerzone Kaiserstraße sowie direkt vor dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT).
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Haltestelle Marktplatz
Die Haltestelle Marktplatz liegt zentral an der Karlsruher Pyramide und verbindet sowohl die Kaiserstraßen-Trasse als auch den Südabzweig in Richtung Kongresszentrum. Diese Haltestelle fungiert als Drehkreuz des Straßenbahntunnels.
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Lammstraße
Wer vom Marktplatz weiter in Richtung Mühlburger Tor fährt, kommt an der neuen unterirdischen Haltestelle Lammstraße nicht vorbei. Diese befindet sich direkt unter der Fußgängerzone der Einkaufsstraße Kaiserstraße.
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Haltestelle Europaplatz
Bevor die Straßenbahnen in westlicher Richtung am Mühlburger Tor wieder aus dem Tunnel auftauchen, passieren sie die Haltestelle Europaplatz, direkt vor der Postgalerie. Hier beginnt oberirdisch die Fußgängerzone der Kaiserstraße. Die Haltestellen für die Linien aus der Kaiserallee und der Karlstraße bleiben oberirdisch.
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Haltestelle Ettlinger Tor
Die Haltestelle Ettlinger Tor liegt am Südabzweig des Straßenbahntunnels. Direkte Zugänge zum Badischen Staatstheater und dem Einkaufscenter Ettlinger Tor, ermöglichen einen unterirdischen Eintritt.
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Haltestellen Kongresszentrum
Die Haltestelle Kongresszentrum ist nur knapp sieben Meter unter der Erde und damit deutlich näher an der Oberfläche als die anderen unterirdischen Haltestellen der Kombilösung. Zudem ist die Haltestelle stark mit Tageslicht durchflutet. Nach der Haltestelle am Kongresszentrum gelangt die Bahn an der Augartenstraße wieder nach oben.
Kombilösung – virtuelle Tunnelfahrt
Die KASIG – Karlsruher Schieneninfrastruktur-Gesellschaft mbH hat im Jahr 2016, auf ihrer Homepage diekombilösung, ein rund fünfminütiges Video einer virtuellen Tunnelfahrt veröffentlicht, welche eine Fahrt durch den Karlsruher Stadtbahntunnel unter der Kaiserstraße zeigt. Die virtuelle Straßenbahnfahrt beginnt oberirdisch am Gottesauer Platz an der Durlacher Allee. Weiter geht die Fahrt in westliche Richtung zu den unterirdischen Haltestellen am Kronenplatz, zum Gleisdreieck am Marktplatz sowie zu den Haltestellen an der Lammstraße und am Europaplatz. Am Mühlburger Tor taucht die Straßenbahn dann wieder aus dem Tunnel auf und das Video endet an der oberirdischen Haltestelle des Mühlburger Tors.
Virtuelle Tunnelfahrt | Quelle: KASIG – Karlsruher Schieneninfrastruktur-GmbH
Markus Lüpertz macht Kunst in der Kombilösung
Wenn der unterirdische Straßenbahntunnel seinen Betrieb aufnimmt, dann sollen die Fahrgäste helle und ansprechende Haltestellen erwarten. Der Verein „Karlsruhe Kunst Erfahren“ will die Haltestellen darüber hinaus in eine Galerie verwandeln, die an 365 Tagen fast rund um die Uhr geöffnet sein soll. Hierfür konnten sie den Künstler Markus Lüpertz gewinnen.
Geplant ist es, in allen sieben unterirdischen Haltestellen je zwei Wandreliefs mit einer Größe von zwei auf 4,5 Metern zu installieren. Die Reliefs sollen das Gesamtthema „Genisis – 7 Tage des Herrn“ haben. Die genaue Gestaltung der Bilder wurde allerdings noch nicht bekannt gegeben – diese würde sich im Laufe des Gestaltungsprozesses erst herauskristallisieren.
Alle Kunstwerke werden in der Karlsruher Keramik Manufaktur Majolika gefertigt. Die Kosten für die Majolika, die Aufwendungen des Künstlers und die Anbringung der Kunstwerke werden auf rund eine Millionen Euro geschätzt und werden von Spendern und Sponsoren getragen.
Bis zum Ende des Jahres 2019 will Markus Lüpertz die Entwürfe für die Reliefs angefertigt haben, im Anschluss wird jedes Kunstwerk im Format von zwei auf vier Metern am Stück gefertigt. Danach werden sie zugeschnitten und im Ofen der Majolika gebrannt. Zu sehen sein werden die Kunstwerke erst mit der Inbetriebnahme des Straßenbahntunnels.
U-Bahn-Kunstprojekt mit Markus Lüpertz
Karlsruher Kombilösung – Autotunnel
Die Kriegsstraße verbindet den Karlsruher Westen und Osten miteinander und ist Teil der Bundesstraße B10. Die Straße wurde um 1800 für Streitkräfte angelegt und benannt. Heute gilt die Karlsruher Kriegsstraße als Hauptverkehrsader der Fächerstadt und muss täglich eine große Menge an Autos bewältigen, welche oft zu einer Überlastung der Straße und daraus resultierendem Stau führt. Um die Kriegsstraße künftig zu entlasten und eine schnelle Auto-Verbindung zu gewährleisten wird, als Teilprojekt der Kombilösung, ein Autotunnel entstehen. Der Spatenstich des Autotunnels erfolgte im April 2017.
Die Oberfläche der ehemaligen zehnspurigen Kriegsstraße wird in eine begrünte Straßenbahntrasse verwandelt, zudem werden breite Wege entlang der Straße für Fußgänger und Radfahrer geschaffen. Einen Boulevard-Charakter soll die neue Kriegsstraße durch eine vierreihige Baumallee zwischen dem Karlstor und dem Mendelssohnplatz bekommen. Gesicherte Fußgängerübergänge auf Höhe der Ritter-, Lamm-, Kreuz- und Adlerstraße sind ebenfalls geplant. Die Straßenbahntrasse auf der Kriegsstraße ermöglicht von den Haltestellen Karlstor Ost, Ettlinger Tor und Mendelssohnplatz Ost einen schnelleren Zugang zum Innenstadt-Zentrum. Zwei bis drei Straßenbahnlinien werden nach Abschluss der Bauarbeiten im Zehn-Minuten-Takt auf der Kriegsstraße fahren.
Der Autotunnel der Kombilösung
Der Autotunnel ist, inklusive Rampen, 1,7 Kilometer lang und verläuft unterhalb der Kriegsstraße, was den Verkehr der Karlsruher Hauptverkehrsachse für einen großen Teil unter die Erde verlagert. Der Beginn des Tunnels ist westlich des Karlstors geplant und leitet die Autofahrer ohne Ampeln bis zum Drehkreuz-Ostendstraße. Ein- und Ausfahrtmöglichkeiten sind an der Ritterstraße und der Lammstraße vorgesehen. Das Parkhaus des Ettlinger Tor Centers kann durch eine direkte Verbindung zum Autotunnel erreicht und verlassen werden.