News aus Baden-Württemberg „Jeder kann betroffen sein“: Experte warnt vor Cyberattacken
Eine Mail vom angeblichen Chef, ein Zugriffsweg über alte Software, ein falscher Download-Link: Angriffswege auf Unternehmen per Internet gibt es viele. Landwirte und Landwirtinnen wollten wissen, wie sie sich dagegen schützen können. Die Tipps helfen allen.
Hunderte Hinweise auf mögliche Cyberattacken bei baden-württembergischen Unternehmen und Behörden gehen jährlich bei der Zentralen Ansprechstelle Cybercrime beim Landeskriminalamt (LKA) ein. Im vergangenen Jahr seien es 1867 gewesen, sagte LKA-Experte Torsten Seeberg am Mittwoch. Im Jahr 2020 waren es demnach 1806, drei Jahre zuvor noch 447. Inzwischen habe sich die Zahl wohl einigermaßen eingependelt, sagte Seeberg.
Er rief Unternehmen eindringlich auf, sich gegen mögliche Angriffe über das Internet zu wappnen. «Investieren Sie bitte in IT-Sicherheit», sagte er bei einer Online-Veranstaltung des Landesbauernverbands. «Bereiten Sie sich auf den Krisenfall vor.» An Firmenchefs und -chefinnen gerichtet sagte er: «Tun Sie das Ihnen Mögliche, das eigene Risiko zu reduzieren.» Beispielsweise sollten sie sich und Mitarbeiter entsprechend schulen lassen.
Seeberg machte deutlich, dass derartige Attacken Betriebsausfälle bedeuten könnten, die dann womöglich auch Geschäftspartner betreffen. Regressansprüche drohten. Konkret in Bezug auf die zugeschalteten mehr als 100 Landwirtinnen und Landwirte nannte er als Beispiel, dass etwa die Steuerung der Klima- und Belüftungsanlagen ausfallen und Tiere einen Hitzeschlag erleiden könnten. «Wenn ein System über das Internet erreichbar ist, ist es auch angreifbar.»
Die Täter erpressten nicht nur Geld, indem sie Daten verschlüsselten und erst gegen eine Zahlung einen Code zur Entschlüsselung bereitstellen, erläuterte der LKA-Mann. Sie saugten auch Know-how ab sowie hochsensible Rechnungs- und Kundendaten. Opfer erpressten die Täter dann beispielsweise damit, diese Daten zu veröffentlichen.
Baden-Württemberg sei für Kriminelle besonders interessant, weil es hier mehr als 450.000 Unternehmen gebe, sagte der Fachmann. Das Bruttoinlandsprodukt liege im Südwesten bei mehr als 500 Milliarden Euro. Zudem gebe es viel Forschung an den Hochschulen im Land. Auch kleine Unternehmen mit wenig Umsatz könnten Opfer von Cyberattacken werden, warnte Seeberg. «Jeder kann betroffen sein.»
Typische Angriffswege seien veraltete Technik und Software, E-Mails angeblicher Chefs mit manipulierten Links oder sabotierten Anhängen. Grundsätzlich seien die Täter auf vermeidbare Fehler ihrer Opfer angewiesen, sagte Seeberg – und gab unter anderem den Rat, sich nicht auf angezeigte E-Mail-Adressen zu verlassen. Diese könnten fälschlicherweise wie das Original aussehen. «Gehen Sie kritisch um mit jeder einzelnen E-Mail, die an Sie gesandt wird.»
Neben regelmäßigen Backups aller wichtigen Daten auf externen Festplatten empfahl Seeberg unter anderem einen sicheren Umgang mit Passwörtern. Außerdem sollten Unternehmer jeden Tag ein paar Minuten auf die Lektüre neuer Entwicklungen in Sachen Cybersicherheit und -attacken aufwenden oder diese Arbeit delegieren, um auf dem aktuellen Stand und den Tätern einen Schritt voraus zu sein.
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