Innenstadt für den motorisierten Verkehr sperren?
Autofreie Tage in der Karlsruher Innenstadt – Ist das überhaupt möglich?

Innenstadt für den motorisierten Verkehr sperren? Autofreie Tage in der Karlsruher Innenstadt – Ist das überhaupt möglich?

Quelle: Pixabay

Autos haben einen Anteil an der Verschmutzung der Umwelt – das ist unbestritten. Aus diesem Grund sollen die Menschen zur Nutzung von alternativen Verkehrsformen gebracht werden. Die Linke-Fraktion im Karlsruher Gemeinderat denkt über autofreie Tage nach.

Keine Autos an bestimmten Tagen?

Keine Autos auf den Straßen, aber dennoch viel los: Diesen Gedanken teilt die Fraktion von Die Linke im Karlsruher Gemeinderat in einem Antrag. „Nach der erfolgreichen Durchführung des ticketfreien ÖPNV an ausgewählten Tagen erscheint es sinnvoll, in einem ersten Pilot die autofreie Innenstadt zu realisieren“, begründen die Gemeinderäte Mathilde Göttle, Karin Binder und Lukas Bimmerle ihren Vorstoß.

Konkret sollen ausgewählte Straßen für den motorisierten Individualverkehr gesperrt werden. Ähnliche Aktionen habe es bereits in Frankfurt oder Stuttgart gegeben, argumentieren die Stadträte. „Die autofreie Innenstadt bringt zahlreiche Vorteile mit sich: So sinkt die Gesundheitsbelastung durch verringerten Lärm und Abgase, die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt steigt und bisher vom Autoverkehr gesperrte Flächen können anderweitig genutzt werden“, heißt es in dem Antrag weiter.

 

Straßen können nur anlassbezogen autofrei sein

Auch konkrete Anlässe zum Test der autofreien Innenstadt gibt es bereits: So könnten an verkaufsoffenen Sonntagen oder während der europäischen Mobilitätswoche im September 2020 einige Bereiche für Autos gesperrt werden. Die Linke schlägt dabei zum Beispiel, neben dem Innenstadt-Bereich, die Reinhold-Frank-Straße und die Kriegsstraße vor. Auf den freien Flächen könnten, so die Vorstellung der Gemeinderäte, Werbeveranstaltungen für eine alternative Mobilität durchgeführt werden.

In ihrer Stellungnahme nimmt die Stadtverwaltung aber zunächst etwas Wind aus den Segeln des Antrags: „Eine flächendeckende Sperrung der Karlsruher Innenstadt, allein mit dem Ziel der autofreien Zone, ist rechtlich derzeit nicht zulässig.“ Heißt also auch, dass die Idee der Gemeinderäte nicht ohne weiteres durchsetzbar ist. Allerdings wird auch betont, dass „für die Durchführung von Veranstaltungen und Versammlungen im öffentlichen Verkehrsraum“ einzelne Straßen vom Verkehr freigehalten werden können. Genau dies war auch in den genannten Städten der Fall, in denen eine solche Aktion bereits durchgeführt wurde: Der Straßenraum wurde dann mit einer Veranstaltung belegt.

 

Positiv fürs Klima – aber auch für die Wirtschaft?

Eine positive Auswirkung einer solchen Sperrung, sofern sie rechtlich zulässig ist, auf die Lärm-, Schadstoff- und CO2-Emissionen räumt auch die Stadtverwaltung ein. Doch für das laufende Jahr seien die Planungen der Veranstaltungen seitens der Karlsruher Event- und Marketing GmbH bereits weit vorangeschritten – und dort sind Sperrungen ganzer Straßenzüge nicht vorgesehen. Möglich wäre aber eine Betrachtung für das kommende Jahr.

Doch so oder so sollten nicht nur Sperrungen als solche diskutiert werden – auch die Folgen abseits des Klimas dürften nicht außer Acht gelassen werden: „Flächendeckende Sperrungen würden sich essenziell negativ auf den Einzelhandel und auf das Image von Karlsruhe auswirken“, heißt es von der Stadtverwaltung weiter.

In Summe empfiehlt die Stadt die Einrichtung einer Projektgruppe zu dem Thema und möglicherweise die Durchführung eines Reallabors, also eines Tests, aus dem konkrete Schlüsse gezogen werden können.

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