Coronavirus Erste Gottesdienste mit Gläubigen nach Corona-Lockerung
Gläubige dürfen erstmals wieder in die Kirchen, um Gottesdienste zu feiern. Nach knapp acht Wochen Zwangspause wird dies im Südwesten angenommen. Doch gemeinsames Singen ist wegen Corona vorerst tabu. Und auch Gottesdienste über das Internet wird es weiter geben.
Nach knapp acht Wochen Zwangspause wegen des Coronavirus haben die Kirchen im Südwesten erstmals wieder gemeinsame Gottesdienste mit Gläubigen in den Gotteshäusern gefeiert. Bei den Sonntagsgottesdiensten galten Hygiene- und Abstandsregeln. Dies habe gut funktioniert, sagte ein Sprecher des Erzbistums Freiburg. Im Freiburger Münster nahmen am Sonntagmorgen knapp 100 Gläubige an der ersten Eucharistiefeier seit Mitte März teil. Es war eine der ersten christlichen Feiern im Land, seit Corona-Regeln gelockert und Gottesdienste wieder erlaubt wurden.
Mitte März waren gemeinsame Gottesdienste in den Gotteshäusern wegen des Coronavirus von den Behörden untersagt worden. «Genießen wir den Fortschritt, der uns möglich gemacht wird», sagte der katholische Pfarrer Bernd Gehrke den Gläubigen. Im Freiburger Münster, Sitz des Erzbischofs, waren zuletzt am 17. März Besucher zu Gottesdiensten zugelassen. Der Neuanfang nun mache Mut, sagte Gehrke. Gemeinsam gelebter Glaube und das Besinnen auf christliche Werte könnten durch die Krise führen. Viele Menschen seien dankbar, dass sie zu Gottesdiensten nun wieder in die Kirchen dürften.
Auch in anderen Kirchengemeinden wurden erstmals wieder Gottesdienste gemeinsam mit Gläubigen gefeiert. Laut den Vorgaben des Landes müssen die Besucherzahlen begrenzt werden. Zudem muss in den Gotteshäusern ein Mindestabstand eingehalten werden. Auf gemeinsames Singen soll wegen der Corona-Infektionsgefahr zunächst verzichtet werden. Das Tragen von Schutzmasken wird von den Kirchen empfohlen, ist aber nicht Pflicht. Der Empfang der heiligen Kommunion, wie am Sonntag in Freiburg, wird den Gottesdienstbesuchern möglich gemacht. Besucher mussten sich am Eingang der Kirche die Hände desinfizieren.
Während der Corona-Krise hatten viele Kirchen Gottesdienste über das Internet übertragen. Einige Gemeinden wollen dies zunächst fortsetzen. Dieses Angebot richte sich vor allem an Menschen, die nicht in die Kirche kommen können oder aus Angst vor dem Coronavirus noch nicht wollen, sagte ein Sprecher des Erzbistums Freiburg.
Mehrere Kirchengemeinden wollen mit dem Neustart von Gottesdiensten mit Gläubigen noch etwas warten, teilten die katholische Diözese Rottenburg-Stuttgart sowie die beiden evangelischen Landeskirchen Baden und Württemberg mit. Infektionsrisiken sollten so gering wie möglich gehalten werden. Auf größere christliche Feiern müssen die Kirchen wegen Corona vorerst verzichten. Dies gelte unter anderem für Erstkommunionsfeiern und Gottesdienste zur Firmung. Die für Sonntag geplante Priesterweihe im Freiburger Münster wurde auf einen späteren, noch nicht festgelegten Zeitpunkt verschoben.
Der evangelische Landesbischof von Württemberg, Frank Otfried July, rief bei einem Gottesdienst am Samstagabend in der Stuttgarter Stiftskirche zu Frieden und menschlichem Miteinander auf. «Es darf und muss zwar in einer Gesellschaft gestritten werden können. Gerade offene, demokratische Gesellschaften leben von der Diskussion um richtige gesellschaftliche und politische Maßnahmen», sagte er: «Aber der Streit muss da enden, wo die Würde des Einzelnen in Frage gestellt wird.» Dies sollten Christen in der heutigen Zeit beachten.