Nach drei Wochen ohne Schule
Ferienbeginn im Südwesten: Wann öffnen die Schulen wieder?

Nach drei Wochen ohne Schule Ferienbeginn im Südwesten: Wann öffnen die Schulen wieder?

Quelle: dpa/Sebastian Gollnow
dpa

Rund drei Wochen lang haben sich die Schüler wegen des Coronavirus zu Hause durch das Unterrichtsmaterial gekämpft. Jetzt sind erst einmal Ferien. Was danach passiert, ist noch unklar.

Nach fast drei Wochen Unterricht zu Hause haben die Osterferien im Südwesten begonnen. Wie es nach der zweiwöchigen Pause mit den Schulen weitergeht, blieb offen. Nach Einschätzung von Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) könnte der Unterricht allenfalls schrittweise wieder starten. Entscheidungen dazu hängen davon ab, wie sich die Corona-Krise weiter entwickelt. Es sei aber unrealistisch, dass die Schulen am 20. April von null auf hundert in den regulären Schulbetrieb starten könnten. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) warnte davor, dass die Schere zwischen guten und schlechten Schülern weiter auseinandergehen könnte, wenn die Schüler auch nach den Ferien zu Hause lernen müssten.

VBE-Landeschef Gerhard Brand sagte, es sei deutlich geworden, dass leistungsstärkere Kinder sehr gut mit digitalen Bildungsformen zurechtkämen. Diese Kinder bauten vermutlich keine Defizite auf. Leistungsschwächere Kinder täten sich aber mit der digitalen Lernumgebung deutlich schwerer. Aus der Distanz könnten die Lehrer ihnen nur schwer helfen. Deshalb könne der reguläre Unterricht nicht lange durch Digitalunterricht ersetzt werden. Der VBE sei froh, wenn man möglichst früh zum regulären Unterricht zurückkehre. Wegen des Coronavirus sind die Schulen seit dem 17. März geschlossen.

Das Kultusministerium zog eine grundsätzlich positive Bilanz der vergangenen Wochen. Die Lehrer gäben sich viel Mühe, mit den Schülern zu Hause möglichst engen Kontakt zu halten, teilte eine Sprecherin mit. Aber nicht alle Schüler hätten einen Zugang zu einem Laptop oder Computer für das digitale Lernen, sondern manche besäßen nur ein Smartphone. Schüler, die derzeit möglicherweise benachteiligt würden, müsse man im Blick behalten – auch in der Folgezeit.

Kultusministerin Eisenmann kann sich „aktuell nicht vorstellen, dass wir direkt nach den Osterferien wieder von null auf hundert starten“, wie die CDU-Politikerin der „Stuttgarter Zeitung“ und den „Stuttgarter Nachrichten“ (Freitag) sagte. Voraussetzung für den Beginn des Unterrichts in den Schulen sei, dass sich die Ausbreitung des Coronavirus bis dahin verlangsamt habe.

Ein Szenario sei, dass erst nur die Abschlussklassen wiederkämen. „Die Prüflinge hätten dann mehr Platz in einem ansonsten leeren Schulgebäude.“ Man bereite sich auch auf den Fall vor, dass die Schulen bundesweit bis zum Sommer geschlossen bleiben müssten. „Allerdings gehen wir aktuell davon aus, dass wir die Prüfungen, die wir ja auf Mitte Mai verlegt haben, auch abhalten können.“ Eisenmann kündigte an, man werde sich spätestens Mitte kommender Woche – also kurz vor Ostern – dazu äußern, wie es weitergehe.

Der Philologenverband hält die Debatte über einen möglichen regulären Unterrichtsbeginn nach den Osterferien für verfrüht. „Ich gehe nicht davon aus, dass vor Mitte Mai irgendein Unterrichtsbetrieb an den Schulen stattfinden kann“, sagte Landeschef Ralf Scholl. Der Verband vertritt die Interessen der Gymnasiallehrer.

Der Sprecher der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Matthias Schneider, vermutete, dass sich viele junge Leute in die Schule zurücksehnten. „Der Umgang miteinander fehlt den Kindern und Jugendlichen ganz massiv.“ Dies nahm auch VBE-Landeschef Brand so wahr. Schüler erzählten, dass ihnen die Schule und der direkte Umgang mit der Klasse fehle. Aber auch Lehrer fühlten sich der Situation ausgeliefert. «Sie hätten gerne Sicherheit», sagte Brand. Zugleich wüssten sie, dass es in der Krise keinen sicheren Plan geben könne.

Ein positiver Aspekt der Krise: Es habe sich gezeigt, dass digitale Lernplattformen fantastische Möglichkeiten im Unterricht eröffneten. „Die Krise hat den Weg zur Digitalisierung weiter geebnet“, zeigte sich Brand überzeugt. So mancher Lehrer fühle sich aber nicht ausreichend auf die digitalen Medien vorbereitet.

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