News aus Baden-Württemberg
Kostenexplosion bei Kliniken: „Zumutung für Patienten“

News aus Baden-Württemberg Kostenexplosion bei Kliniken: „Zumutung für Patienten“

Quelle: Fabian Strauch
dpa

Die Kliniken stehen mit dem Rücken zur Wand. Die Entwicklung der Preise von Energie bis hin zu Lebensmitteln können sie nicht weitergeben. Steht das Land vor eine Insolvenzwelle?

Die Krankenhausgesellschaft befürchtet angesichts einer Kostenexplosion mehr Insolvenzen. Die schon vor der Corona-Pandemie unterfinanzierten Kliniken blieben auf den erhöhten Preisen für Energie, Medizinprodukte, Lebensmittel und Dienstleistungen sitzen, sagte der Hauptgeschäftsführer der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG), Matthias Einwag, am Freitag in Stuttgart. Demnach beliefen sich die Zusatzkosten auf 640 Millionen Euro im Land. «Das bezahlt niemand aus der Portokasse», sagte Einwag. 61 Prozent der Teilnehmer einer BWKG-Umfrage schreiben in diesem Jahr rote Zahlen.

Auf die prekäre Lage mit möglichen Insolvenzen will die Krankenhausgesellschaft jetzt bundes- und landesweit mit der Aktion «Alarmstufe Rot – Krankenhäuser in Gefahr» aufmerksam machen. Ein Infomobil soll der Öffentlichkeit vor Ort die Situation der Kliniken nahe bringen und den Druck auf die Politik verstärken, die Häuser auskömmlich zu finanzieren. Die BWKG fordert einen Inflationsausgleich von vier Prozent und das Weiterlaufen der Corona-Hilfen.

Dem hat sich Gesundheitsminister Manne Lucha angeschlossen und einen entsprechenden Antrag mit Bayern und Schleswig-Holstein in den Bundesrat eingebracht. «Der Bund muss verhindern, dass Krankenhäuser, Rehakliniken und Pflegeeinrichtungen jetzt wegen der drastischen Inflation in die Insolvenz gehen», sagte der Grünen-Politiker.

Auch der Landkreistag warnte vor verheerenden Folgen für die Krankenhauslandschaft. Die Landkreise müssen bei Insolvenzen die Krankenversorgung sicherstellen.

Von der SPD im Landtag kam der Hinweis, Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) habe ein Hilfspaket angekündigt, um die Krankenhäuser über den Herbst und den Winter zu bringen. «Wenn sich Minister Lucha nach dieser Zusage mit einer kurzfristigen Bundesratsinitiative rühmt, ist das nichts mehr als Schaumschlägerei», sagte der SPD-Gesundheitsexperte Florian Wahl.

Auch für die Patienten hat die Unterfinanzierung Folgen. Die Kaufmännische Direktorin des Universitätsklinikums Tübingen, Gabriele Sonntag, verwies auf immer länger Wartelisten. «Sie sind eine Zumutung für die Patienten.» In den Kliniken werden nicht dringend notwendige Eingriffe häufig verschoben – etwa Hüft-Operationen, Eingriffe bei Fehlstelllungen von Beinen und Entfernung von Tumorvorstufen. Auch Patienten mit akuten Bandscheibenvorfällen müssten zum Teil ein paar Tage warten, sagte Sonntag.

Die verschärften Test-Regeln für das Personal sind aus Sicht der BWKG nicht nachvollziehbar. «Es kann nicht sein, dass Menschen, die während der Corona-Pandemie geschuftet haben, jetzt ihren Test nicht mehr zu Hause, sondern nur unter Aufsicht machen sollen», sagte Einwag. Die Kliniken und ihr Personal brauchten Wertschätzung und Unterstützung satt Misstrauen und immer neue Belastungen.

Der Chef des Stuttgarter Klinikums, Jan Steffen Jürgensen, verschließt sich nach eigenen Worten der Forderung nach mehr Effizienz im Gesundheitswesen nicht. Vor allem in der Digitalisierung stecke noch Potenzial. Doch müsse das Verfahren zu einer modernen Krankenhauslandschaft geordnet vonstatten gehen. Ein «kalter Strukturwandel mit ungeplanten Abgängen» sei unerwünscht.

 

Weitere Nachrichten

Meldestelle im Kampf gegen Asiatische Hornisse eingerichtet

Die Asiatische Hornisse breitet sich im Südwesten rasant aus. Im Kampf gegen den Zuzügler, der auch Bienenvölkern schaden kann, soll nun eine neue zentrale Stelle übernehmen.

Russland Abnehmer Nummer eins für Bier aus Baden-Württemberg

Brauereien aus Baden-Württemberg haben im vergangenen Jahr fleißig Bier exportiert. Italien ist nicht mehr Abnehmer Nummer eins, wie eine Statistik zeigt. Neuer Spitzenreiter: Russland.

Lkw-Fahrer fährt in Bruchsal mit knapp drei Promille gegen Leitplanken

Mit fast drei Promille Alkohol ist ein Lastwagenfahrer laut der Polizei unter anderem auf der Autobahn 5 und der Bundesstraße 35 unterwegs gewesen und dabei mehrfach mit seinem Fahrzeug gegen die Leitplanken gefahren.

Frau soll unter falschem Namen kranke Welpen in Karlsruhe verkauft haben

Mit verwurmten und kranken Welpen soll eine Frau in Karlsruhe und im hessischen Wetter (Kreis Marburg-Biedenkopf) gehandelt und so mehrere Menschen betrogen haben.

Elektrifizierung von Bahnstrecken: Baden-Württemberg will mehr Tempo

Mehrere Projekte für neue Oberleitungen von Bahnstrecken sind im Südwesten geplant. Die Umsetzung wird aber Jahre dauern, weil die Finanzierung der Knackpunkt ist.




 

Logo meinKA

 

Anzeige

Jetzt meinKA als Werbe-Plattform nutzen!

Informieren Sie sich über Daten, Zahlen und Fakten rund um meinKA und die entsprechenden Werbeformen in unseren Mediadaten: jetzt Mediadaten anfordern.

Wir freuen uns über Ihr Interesse und beraten Sie gerne!

 


 













Auch interessant


Falls Ihnen inhaltliche Fehler oder Fehlfunktionen auffallen, einfach bei redaktion@meinka.de melden.