News aus Baden-Württemberg
Kultusministerin Schopper gegen Schulschließung wegen Gasmangels

News aus Baden-Württemberg Kultusministerin Schopper gegen Schulschließung wegen Gasmangels

Quelle: Bernd Weißbrod
dpa

Was passiert, wenn es im Winter hart auf hart kommt? Werden wegen Gasmangels die Schulen geschlossen? Die zuständige Ministerin sagt: Mit ihr nicht. Und eine Heizdecke bräuchten Schüler und Lehrkräfte im Klassenraum auch nicht.

Baden-Württembergs Kultusministerin Theresa Schopper will Schulschließungen wegen Gasmangels oder Corona im Winter unter allen Umständen vermeiden. Die Grünen-Politikerin sagte im Interview der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart: «Der Lebensraum Schule ist für unsere Kinder und Jugendlichen unendlich wichtig, das hat Corona gezeigt. Deshalb würde ich auch bei einer Gasmangellage nicht mein Okay für Schulschließungen geben.» Zuletzt hatte die Ministerin schon klargestellt, wegen der Pandemie dürften Schulschließungen nicht mehr vorkommen.

Kritische Infrastruktur? Schopper verweist auf Gipfelbeschluss

Schopper geht davon aus, dass es im Südwesten auch keine Handhabe mehr gibt, bei einer Energiekrise Schulen zu schließen. Zwar gehörten «nach der reinen Lehre» Schulen und Kindergärten nicht zur kritischen Infrastruktur, die auch in einer Notlage weiter betrieben werden muss. Aber: «Wir haben beim Gasgipfel festgehalten, dass Schulen und Kindergärten zur kritischen Infrastruktur dazugezählt werden», sagte die Ministerin mit Blick auf das Krisentreffen der Landesregierung am vergangenen Montag.

Schopper betonte die Bedeutung von Schule und Betreuung für das Funktionieren der Gesellschaft. «Wenn Kinder nicht in der Schule sind, wenn Kinder nicht im Kindergarten betreut werden, dann hat man das Problem, dass Eltern nicht zur Arbeit gehen können.» Aber auch so seien Schulen und Kindergärten «eine kritische, weil eminent wichtige Infrastruktur per se». Dort seien Kinder zusammen, lernten wichtige Inhalte und erlebten etwas, was für die soziale Entwicklung unglaublich wichtig sei.

Experten: Corona-Lockdown führt zu vielen Störungen bei Kindern

Die Ministerin stellte klar, Schulschließungen wie im Corona-Lockdown dürften sich nicht wiederholen. «Kinder- und Jugendpsychiater und Kinder- und Jugendärzte haben uns noch mal drastisch vor Augen geführt, was für einen hohen Anteil an essgestörten Jugendlichen wir haben, an Suizidgefährdeten und an psychischen Störungen.» Es sei völlig klar, woran das liege: «Ursache ist, dass viele Kinder und Jugendliche plötzlich während Corona das Gefühl hatten, weil die Schule als Institution fehlt, dass sie alleine sind und das Leben ein stückweit aus der Bahn geraten ist.»

Schopper zu Schulschließungen: «Ich möchte das nicht.»

Schopper sagte aber auch, es gebe Schulen, die Fernunterricht gut könnten. «Ich kann es mir unter bestimmten Bedingungen vorstellen, zum Beispiel in den Berufsschulklassen, dass man dort den Schulunterricht im Onlinemodus machen kann. Aber auch für die schon älteren Schülerinnen und Schüler ist es wichtig, dass sie als Berufsschulklasse zusammenkommen.» Die Ministerin ergänzte: «Ich sehe für Schüler in den Grundschulen, aber auch in der Sekundarstufe eins und auch in den Oberstufen, die ja für die Abschlüsse vorbereiten, keinerlei Spielraum für Schulschließungen.» Schopper versicherte: «Ich bin bei der Frage der Schulschließungen ganz klar: Ich möchte das nicht.»

Auch Turnhallen sollen offen bleiben

In der Frage, ob bei Energie-Knappheit Turnhallen geschlossen werden könnten, zeigte sich die Ministerin ebenfalls ablehnend. «Wir wissen, dass die Kinder im Schnitt in Corona dicker geworden sind. Mangelnde Bewegung hat natürlich auch etwas damit zu tun.» Schopper erklärte: «Es ist so, dass Sport immens wichtig ist, auch als Ausgleich für die Kinder. Auch daher war es ein dringendes Anliegen der Experten aus Schule und Medizin, den Sportunterricht nicht mehr einzuschränken.» Turnhallen brauchen wegen ihrer Größe und Höhe viel Energie zum Heizen.

Stoßlüften ist auch diesen Winter das Gebot der Stunde

Gleichwohl müsse auch in Schulen darauf geachtet werden, sparsam mit Energie umzugehen. «Es dürfen in den Schulen natürlich nicht die Heizkörper dampfen, während ansonsten überall die Wolldecke liegt», sagte Schopper. Hinzu komme, dass die Pandemie nicht vorbei sei. «Wir werden auch weiterhin Corona im nächsten Jahr an den Schulen haben und Corona bedeutet auch, dass man wieder stoßlüften muss. Man sollte stoßlüften, das ist der Punkt, das sagen die Experten. Und nicht heizen und generell die Fenster immer offen haben oder auf Kipp stellen.»

Frieren in der Schule? T-Shirt und Pulli ja, Heizdecke nein

Die Kultusministerin geht aber nicht davon aus, dass Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte im Winter in der Schule frieren müssen. «Wenn wir einen Winter haben, wo es richtig knackig kalt ist, und in den Räumen ist es 18 Grad, kann ich nicht kurzärmlig mit dem T-Shirt in die Schule kommen. Da ist ein Pulli und ein T-Shirt drunter sicherlich nicht die verkehrte Wahl.» Derzeit liegt die offizielle Untergrenze noch bei 20 Grad, doch es sei absehbar, dass diese wegen der drohenden Gasmangel-Lage noch gesenkt werde. Schopper sieht trotzdem keinen Grund zur Sorge: «Aber ob man jetzt die Heizdecke schon mitbringen muss, das glaube ich nicht.»

 

Weitere Nachrichten

Baden-Württembergs Paare heiraten eher bevor Kinder kommen

Außerhalb der Ehe geborene Kinder kommen im Südwesten nicht so häufig vor, wie in anderen Bundesländern. Eine Studierendenstadt schert aber aus.

Wechselhaftes Wetter am Wochenende vorausgesagt

Auch nachdem der Ex-Hurrikan «Kirk» über Baden-Württemberg hinweggezogen ist, bleibt es am Wochenende teils stürmisch.

Ab 15. Dezember: Bessere Verbindungen und Streichungen im Bahnverkehr

Ab 15. Dezember gilt bei der Bahn ein neuer Fahrplan. Er bringt unter anderem neue Verbindungen - auch für Fahrgäste in Baden-Württemberg.

Bürokratieabbau: Land will Kommunen bei Vorschlägen von Standards befreien

Das große Rad ist beim Bürokratieabbau noch nicht gedreht worden, kritisieren die Kommunalverbände. Das könnte sich bald ändern. Denn das Land will den Kommunen mehr Handlungsspielraum geben.

Notfall im Landkreis Karlsruhe: Ein Verletzter bei Brand in Zementwerk

In einer Gemeinde im Kreis Karlsruhe wird die Bevölkerung per Warnapp alarmiert. Über einem Zementwerk bildet sich eine Staubwolke.




 

Logo meinKA

 

Anzeige

Jetzt meinKA als Werbe-Plattform nutzen!

Informieren Sie sich über Daten, Zahlen und Fakten rund um meinKA und die entsprechenden Werbeformen in unseren Mediadaten: jetzt Mediadaten anfordern.

Wir freuen uns über Ihr Interesse und beraten Sie gerne!

 


 













Auch interessant


Falls Ihnen inhaltliche Fehler oder Fehlfunktionen auffallen, einfach bei redaktion@meinka.de melden.