Schausteller bangen um Existenz
„Volle Breitseite“ – Karlsruher Schausteller müssen nicht nur Frühlingsfest absagen

Schausteller bangen um Existenz „Volle Breitseite“ – Karlsruher Schausteller müssen nicht nur Frühlingsfest absagen

Quelle: Thomas Riedel

Es sollte eine weitere Auftaktveranstaltung für den Frühling sein – doch nun ist es eine weitere Veranstaltung, die aus dem Kalender gestrichen werden muss. Die Zeiten sind aktuell für die Schausteller hart, wie Tobias Hoffmann im Gespräch mit meinKA beschreibt.

Das Schaustellerleben steht still

In diesen Tagen hätten die Wagen von Tobias Hoffmann eigentlich wieder auf den Volksfesten stehen sollen. Er und seine Familie betreiben eine Reihe von Süßwaren- und Crêpes-Verkaufsständen. Sie reisen im ganzen Land von Veranstaltung zu Veranstaltung. Die Stände sind vorbereitet und die Lager mittlerweile gut mit Lebensmitteln gefüllt – eigentlich wäre die Winterpause jetzt beendet gewesen. Doch die Corona-Krise machte nicht nur ihnen einen dicken Strich durch die Rechnung.

In den Kassen von Hoffmann und seinen Kollegen herrscht nun gähnende Leere: „Ich weiß echt nicht mehr weiter“, berichtet er im Gespräch mit meinKA. Nachdem in der vergangenen Woche das große Frühlingsfest in Stuttgart abgesagt wurde, hat er schon schwer schlucken müssen. „Eigentlich hätten wir die Tage die Saison unserer La Crepería im Zoologischen Stadtgarten Karlsruhe beginnen sollen – aber das hat sich jetzt auch erstmal erledigt.“ Mittlerweile sind für ihn alle Veranstaltungen abgesagt – bis in den Mai hinein. Rund ein Dutzend Events fallen weg, damit auch die entsprechenden Einnahmen. Auch das Frühlingsfest der Schausteller, das um Ostern auf dem Karlsruher Messplatz hätte stattfinden sollen, ist gestrichen.

 

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Mitglieder des Karlsruher Schaustellerverbands, u.a. Tobias Hoffmann (2. v. l.)

 

Finanzielle Reserven werden knapp

„Es fließen derzeit überhaupt keine Einnahmen bei den Schaustellern“, so Hoffmann weiter. Er versucht seine Ausgaben soweit möglich zu reduziert, seine Angestellte werden in Kurzarbeit geschickt und allen Saisonkräften abgesagt. So wie ihm geht es derzeit vielen Unternehmen und Betrieben – und auch unzähligen Schaustellern. „Unsere Branche trifft es unvermittelt und massiv“, so Hoffmann weiter. Er beruft sich dabei nicht nur auf seine Erfahrung, sondern auch auf die seiner Kollegen.

Tobias Hoffmann ist auch Mitglied im Vorstand des Karlsruher Schaustellerverbandes. Dort hat er auch ein Ohr für seine Kollegen – aktuell seine Haupttätigkeit. „Ich sitze hier in meinem Büro und bin nur am Telefonieren“, so Hoffmann weiter. Das Hauptthema bei vielen Gesprächen ist die Frage, wie nach der drei Monate langen Winterpause nun auch der Frühling ohne Einnahmen verkraftet werden kann. „Bislang hat meines Wissens noch kein Kollege aufgegeben – aber je nachdem, wie lange die Krise andauert, ist es nur noch eine Frage der Zeit“, glaubt Hoffmann.

Der Antrag auf Kurzarbeit deckt aber nur die Lohnkosten ab, hinsichtlich der fehlenden Einkünfte gibt es derzeit noch keine Ausfallentschädigung. Die Kostenmaschinerie läuft auch in Corona-Zeiten weiter. Nur auf die finanzielle Hilfe will man sich ohnehin nicht verlassen: Die Karlsruher Schausteller hoffen auch darauf, alternative Veranstaltungen im Sommer durchführen zu können, um die Menschen zu unterhalten, aber auch um drohenden Insolvenzen entgegenzusteuern. Vorausgesetzt natürlich, die Lage hat sich bis dahin gebessert, denn eine weitere Ausbreitung des Virus ist auch nicht im Interesse der Schausteller.

 

Hand in Hand – Schausteller wollen in der Krise helfen

Doch die Hände in die Taschen stecken und warten, bis die Krankheitswelle abgeebbt ist, das will bei den Schaustellern auch niemand. So hat der Deutsche Schaustellerverband die Kampagne „Hand in Hand – Schausteller helfen im ganzen Land“ ins Leben gerufen.

Ihr Angebot: Viele Gastro- und Logistikprofis und ihre Ausstattung sind derzeit frei verfügbar. Das könnte im Bedarfsfall auch genutzt werden. So könnten die gastronomischen Betriebe zum Beispiel genutzt werden, um die Grundversorgung sicherzustellen. Die Zubereitung könnte in Messehalle oder eingegrenzten Freiflächen erfolgen, Einsatzkräfte könnten das Essen dann verteilen. Ein weiterer denkbarer Einsatzbereich: „Unsere Betriebe verfügen über Lkw und Lieferwagen, mit denen wir lebenswichtige Güter transportieren könnten. Wir haben Kräne und Werkzeuge, mit denen wir unsere Feuerwehren und Polizei unterstützen könnten. Sollte es zu Engpässen kommen, so stehen wir gerne während der krisenbedingten Zwangspause bereit.“ Ein Angebot, hinter dem auch der Karlsruher Schaustellerverband explizit steht.

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