Die Vergangenheit der Fächerstadt Blick in die Geschichte: Früher Seifenfabrik, heute Polizeipräsidium
Im Vergleich zu anderen Städten ist die Geschichte von Karlsruhe recht jung – aber dennoch nicht weniger interessant! In der Historie unserer Fächerstadt verstecken sich nämlich so manche abenteuerliche und wissenswerte Ereignisse und Erzählungen.
Wo heute das Polizeipräsidium zu finden ist
Vom Parfümeriegeschäft zur Weltfirma – das schaffte ein Unternehmen, das über 100 Jahre in Karlsruhe angesiedelt war. Wo heute das Polizeipräsidium Karlsruhe zu finden ist, machte einst Wolff & Sohn besonders durch seine Marke Kaloderma auf sich aufmerksam. Das Unternehmen war eines der bedeutendsten in der Fächerstadt.
Heute nutzt die Polizei das ehemalige Fabrikgebäude mit Wohnhäusern zwischen der Durlacher Allee, der Veilchenstraße, der Gerwigstraße und der Sternbergstraße. Hier sollen künftig alle zentralen Polizeidienststellen zu finden sein – Führungs- und Lagezentrum, Kripo-Direktion, zentrale Gewahrsamsanlage. Die Gebäude der Kosmetikfirma Wolff & Sohn wurden zum Kulturdenkmal erklärt.
meinKA wirft einen Blick zurück auf die Geschichte von Wolff & Sohn.
Das Polizeipräsidium Karlsruhe an der Durlacher Allee. | Quelle: meinKA
Weltbekannt durch die Marke Kaloderma
Wolff & Sohn ging aus einem 1829 gegründeten Friseurgeschäft hervor. Am 20. November 1857 wurde die Firma Wolff & Sohn gegründet, nachdem Friedrich Wolff in den kleinen Betrieb seines Vaters Gottlob Friedrich Wolff eingestiegen war. Die Firma bot Parfümerie- und Feinseifenartikel. Das geht aus der Stadtchronik hervor. Die Nachfrage nach den Toilettenartikeln stieg kontinuierlich.
Bis zum Jahr 1863 war die Firma in der Karl-Friedrich-Straße 4 zu finden, anschließend wurde ein neues Gebäude in der Kaiserstraße 104 und ab 1879 auch das Nachbargebäude bezogen. 1890 wurde im Osten der Stadt dann ein Wohn- und Industriegebiet erschlossen. Dort siedelte sich aufgrund von Platzgründen unter anderem die Parfümeriefabrik an – in der Durlacher Allee 31/33. Der Architekt Hermann Walder plante das Gebäude für Wolff & Sohn. Im Komplex dort waren Fabrikantenvilla, Versandgebäude, Lager, Silo, Arbeiter- und Stallgebäude zu finden.
Das Fabrikgebäude der Firma Wolff & Sohn an der Durlacher Allee | Quelle: Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 481/1b
Wolff & Sohn entwickelte sich zu einem weltweit bekannten Unternehmen. 1.924 Angestellte arbeiteten im Jahr 1922 für die Firma. Neben Parfüm und Toilettenseifen bot Wolff & Sohn auch Puder, Hautcreme, Rasiercreme, Haarwasser und Zahnpflegeprodukte. Der steile Aufstieg des Unternehmens ist vor allem Dr. Friedrich Wolff zu verdanken, der mit seinem ausgeprägten Unternehmersinn der Firma in kurzer Zeit einen umfangreichen Inlandsmarkt erschloss. Schon früh gab es auch Beziehungen zu Unternehmen in Paris, London, Toulouse, Grenoble, Triest, Krakau und Luxemburg. Später erweiterten sich die Kontakte unter anderem bis nach Russland, Schweden, China und Indien.
Verlust der „Kaloderma AG“ nach dem Krieg
Um die Produkte auch in der Schweiz zu vermarkten, gründete Wolff & Sohn 1911 dort ein Tochterunternehmen, die „Kaloderma AG“. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Fabrikgelände beschädigt. Auch wirtschaftlich lief es ab diesem Zeitpunkt nicht mehr wie zuvor, Wolff & Sohn war durch den Krieg stark geschwächt. Das Vermögen der „Kaloderma AG“ wurde nach dem Zweiten Weltkrieg gesperrt und später versteigert. Eine neue Schweizer Firma übernahm das Produkt und stellte Kaloderma selbst her – ohne Wolff & Sohn.
Im Jahr 1970 verkaufte das Unternehmen Anteile an die Schwarzkopf GmbH in Hamburg. Später ging Wolff & Sohn vollständig an Schwarzkopf über, sodass die Produktion am 31. Dezember 1973 eingestellt wurde.
Stilllegung der Produktion der Karlsruher Kosmetikfirma zum 31. Dezember 1973 | Quelle: Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger 1973/A24_158_2_15
5 Fakten zur früheren Seifenfabrik
- Wolff & Sohn hatte über 1.000 Beschäftigte, damit war es damals das größte Unternehmen seiner Art in Deutschland.
- Das Unternehmen befand sich seit seiner Gründung ausschließlich in Familienbesitz. Auch innerhalb der Belegschaft war das so: Häufig nahmen Enkel den Platz ihres Vaters oder Großvaters ein.
- Friedrich Wolff war der erste, der Lanolin (Wollfett), das bislang für Arzneimittel genutzt wurde, als Grundstoff für Kosmetika wieder entdeckte.
- Dr. Friedrich Wolff (1833-1920), Gründer und Inhaber – zusammen mit seinem Vater – der Firma Wolff & Sohn wurde 1917 zum Ehrenbürger der Stadt Karlsruhe ernannt.
- 1920 wurde eine Straße in der Hardtwaldsiedlung nach ihm benannt: die Friedrich-Wolff-Straße in der Nordstadt.
Ehrenbürger der Stadt Karlsruhe Dr. Friedrich Wolff | Quelle: Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 014/050-051
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