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Karlsruher Experten: 2022 könnte heißester Sommer werden

News aus Baden-Württemberg Karlsruher Experten: 2022 könnte heißester Sommer werden

Quelle: dpa/Markus Scholz
dpa

Die Sommerferien sind noch nicht zu Ende, da ziehen Umwelt- und Klimaexperten schon Bilanz: Der Sommer 2022 war in Baden-Württemberg rekordverdächtig. Doch das ist nicht unbedingt ein Grund zur Freude.

Ausgedorrte Äcker, eingeschränkte Schifffahrt und Herbstlaub mitten im August: Der Sommer hat in diesem Jahr zwar gehalten, was er verspricht – viele Menschen und nicht zuletzt die Natur haben aber auch die Schattenseiten gespürt.

Als heiß und deutlich zu trocken stufte die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) den Sommer 2022 am Dienstag ein. Er habe das Potenzial, zum bislang heißesten im Südwesten zu werden, sagte LUBW-Präsident Ulrich Maurer. Die Karlsruher Behörde zählte schon 23 Hitzetage, an denen die Höchsttemperatur im landesweiten Mittel bei 30 Grad oder mehr lag. «Und wir sind ja noch nicht am Ende des Sommers», sagte Maurer. Im Rekordjahr 2003 gab es 27 Hitzetage.

«Zur Hitze gesellte sich zusätzlich eine Niedrigwassersituation mit Pegelständen, wie wir sie in der Vergangenheit erst im Herbst nach lang anhaltenden Trockenperioden verzeichnet haben», sagte Maurer. Mit knapp 170 Millimetern Niederschlag im Schnitt in den Monaten Juni, Juli und August (Stand 24. August) dürfte der Sommer zu den zehn trockensten in Baden-Württemberg gehören. Im Dürrejahr 2018 lag der Wert bei 164 Millimetern und im Jahr 2003 bei 174 Millimetern.

«Um das ganz deutlich zu sagen: Es ist keine Ausnahmesituation», betonte Maurer. Der Klimawandel sei da und nicht zu leugnen.

Mit 304 Zentimetern lag der Spiegel des Bodensees am Pegel Konstanz Mitte August auf einem so niedrigen Niveau, wie es üblicherweise erst Anfang November erreicht wird. Das wirke sich auf den Oberrhein aus, erläuterte der LUBW-Präsident. Am Pegel Maxau in Karlsruhe lag der Wasserstand in der ersten Augustwoche bis zu 20 Zentimeter niedriger als in den vergangenen 40 Jahren Anfang August.

Auch andere Flüsse sind betroffen: Am Montag wiesen laut der LUBW-Hochwasservorhersagezentrale rund 60 Prozent der Pegel einen Wasserstand auf, der unter dem niedrigsten Wasserstand eines durchschnittlichen Jahres liegt. Das wird mittleres Niedrigwasser genannt. Anfang August waren es sogar rund 80 Prozent.

Hinzu kommen steigende Wassertemperaturen. Mit jeweils etwas mehr als 23 Grad verzeichnete die Landesanstalt für den Neckar bei Besigheim (Landkreis Ludwigsburg) die zweithöchste bisher gemessene mittlere Wassertemperatur und für den Rhein bei Karlsruhe die dritthöchste. In der Donau bei Ulm wurde den Angaben zufolge mit rund 20,8 Grad sogar die höchste mittlere Wassertemperatur gemessen.

Bei den Grundwasserständen werden sich die Auswirkungen der Trockenperiode erst zeitlich verzögert zeigen, wie Thomas Gudera von der LUBW sagte. «Das Grundwasser hat ein langes Gedächtnis.» So seien die Trockenjahre 2018 bis 2020 bis heute noch nicht ganz vergessen.

Zum Auffüllen der Grundwasservorräte ist demnach das hydrologische Winterhalbjahr (November bis April) wichtig. Dies trage drei Viertel zur Grundwasserneubildung bei, sagte Gudera. Rund 55 Prozent der Niederschläge fielen aber im Sommer. Und auch wenn künftig trockenere Sommer und feuchtere Winter erwartet werden, lassen Prognosen nicht viel Gutes erwarten: Schon die Niederschlagsmengen in den Wintern der vergangenen Jahre seien oft unterdurchschnittlich gewesen.

«Alle Wassersparmaßnahmen helfen», sagte LUBW-Präsident Maurer. So sollten Verbraucherinnen und Verbraucher neben Gas auch auf das Wasser achten. Viele verzichteten beispielsweise schon darauf, ihren Garten zu wässern. Die Landesregierung wiederum stelle sich mit einem Masterplan Wasserversorgung auf diese Situation ein.

Die Folgen des Hitzesommers sehen nicht nur Bauern auf ihren Feldern anhand vertrockneter Pflanzen, spüren nicht nur Kapitäne, die weniger Fracht laden können. Im Bodensee vermehrten sich Algen dank der massiven Sonneneinstrahlung. Fischen werde es mitunter zu warm, sagte der Leiter des Instituts für Seenforschung der LUBW, Harald Hetzenauer. Der Bodenseestrandrasen mit teils stark gefährdeten Arten sei zwar wechselnde Wasserstände gewöhnt, brauche sie sogar – dürfe aber auch nicht zu lange trocken stehen. Schilf hingegen zählte Hetzenauer zu den Gewinnern: «Es kann weiter voranwachsen.»

 

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