News aus Baden-Württemberg Naturschützer sammeln Daten zu Nosferatu-Spinne in Baden-Württemberg
Groß ist sie, haarig und mit kräftigen Beinen: Die Nosferatu-Spinne wird in Baden-Württemberg immer häufiger gesichtet. Das gilt auch für andere Tierarten, die eigentlich nicht im Südwesten heimisch sind. Um sich ein besseres Bild zu machen, braucht es mehr Daten.
Ihr Name erinnert an einen meisterhaften Stummfilmklassiker und man muss die krabbelnden Tiere schon mögen, um sich beim Anblick der borstigen und stark behaarten Nosferatu-Spinne nicht zu gruseln. Naturschützer wollen jetzt mehr über die Ausbreitung der Art in Baden-Württemberg erfahren und sammeln Daten zu einzelnen Sichtungen auf einem Online-Portal.
Durch die steigenden Temperaturen kommen immer mehr Insekten und andere Tierarten aus wärmeren Regionen nach Europa. Ebenso wie die Quagga-Muschel im Bodensee oder die Kalifornische Kettennatter wird auch die Nosferatu-Spinne zu diesen sogenannten invasiven Arten gezählt. Die exotische Spinnenart ist eigentlich im Mittelmeerraum und in Nordafrika zu Hause, der nächtliche Jäger mit dem gruseligen Namen wird aber seit einigen Wochen auch im Südwesten zunehmend gemeldet.
Gemeinsam mit dem Netzwerk Naturgucker sammelt der Naturschutzbund (Nabu) die relevanten Daten zu Sichtungen auf einer Plattform. «Ziel ist es, mehr über das Vorkommen dieser Art und ihre möglicherweise durch den Klimawandel und andere Faktoren bedingte Ausbreitung in Deutschland zu dokumentieren», sagte Robert Pfeifle vom Nabu am Dienstag.
Erstmals wurde die auch als Kräuseljagdspinne (Zoropsis spinimana) bekannte Art im Jahr 2005 in Baden-Württemberg nachgewiesen. «Seitdem hat sie sich, wahrscheinlich mit Hilfe des Güter- und Warenverkehrs, vor allem entlang der Rheinschiene verbreitet», schätzt der Nabu. Inzwischen wurde sie laut Nabu rund um Stuttgart ebenso gesehen wie in Ludwigsburg, Tübingen und am Bodensee.
Die erste Sichtung war in Freiburg – und die wohl jüngste Entdeckung sorgte erst am Montag für Aufregung in Mannheim. Denn dort hatte es sich ein Tier in der Obst- und Gemüseabteilung eines Supermarktes bequem gemacht. Da der Verdacht bestand, dass es sich um eine giftige Art handeln könnte, musste die Obst- und Gemüseabteilung 45 Minuten gesperrt werden. Nach den Schreckmomenten wurde die Spinne in ein Gebüsch gesetzt.
Die Spinnenart mit einer Körperlänge von ein bis zwei Zentimetern und einer Beinspannweite von etwa fünf Zentimetern hält sich normalerweise vor allem an Gebäuden und um diese herum auf. Sie krabbelt an Hauswänden hinauf oder wird an Gartenhäuschen, Balkonen und Terrassen wahrgenommen.
Das Besondere an der sogenannten Kräuseljagdspinne oder Nosferatu-Spinne: Sie stellt zwar Kräuselfangfäden für den Eikokon her, sie baut aber keine Fangnetze. «Vielmehr fangen sie ihre Beute, indem sie diese verfolgen und im Sprung überwältigen», erklärt der ausgewiesene Spinnenexperte Hubert Höfer vom Staatlichen Museum für Naturkunde in Karlsruhe. Ihren Namen verdankt die Spinne der charakteristischen Zeichnung auf ihrem Rücken, die an die Figur «Nosferatu» aus der ersten großen Verfilmung des Schauerromans «Dracula» erinnert.
Eine übermäßige Angst vor der Spinne muss man laut Nabu aber nicht haben. «Nähert sich etwas so Großes wie ein Mensch, wird auch die Nosferatu-Spinne nicht angreifen, sondern versuchen zu fliehen», sagt Pfeifle. «Wird sie in die Enge getrieben, kann es vorkommen, dass sie zu beißen versucht.» Beiße sie, sei das bei Menschen in der Regel mit einem Bienen- oder Wespenstich zu vergleichen. Von einem direkten Kontakt mit einer ausgewachsenen Nosferatu-Spinne rät der Arachnologe Höfer deshalb ab. «Die Spinnen können mit Hilfe eines ausreichend großen Behälters gefangen und ins Freie verfrachtet werden», erklärt er auf der Internetseite seines Museums.
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