News aus Baden-Württemberg
Zusammenschluss: Kommunen rund in & um Karlsruhe wollen gemeinsam Energie sparen

News aus Baden-Württemberg Zusammenschluss: Kommunen rund in & um Karlsruhe wollen gemeinsam Energie sparen

Quelle: Bernd Weißbrod
dpa

Die Gasknappheit setzt auch Kommunen und Energieversorger unter Sparzwang. Um alle dafür nötigen Kräfte und Kompetenzen zu bündeln, haben sich mehrere Städte und ihre Stadtwerke in der Region um Karlsruhe zusammengetan. Nicht das einzige Beispiel.

Angesichts des drohenden Gasmangels im Winter sind die baden-württembergischen Städte und Gemeinden im Energiesparmodus. Im Grunde wird überall in den Rathäusern geschaut, wo sich Heizkosten senken lassen, Lichter ausgeschaltet werden können und wie man möglichst schnell von fossiler Energie wegkommt.

In diesem Zuge schließen sich sieben nord- und mittelbadische Städte nun zusammen, um den Energieverbrauch um 20 Prozent zu senken. Ziel sei es, auch die Bürger an Bord zu holen. Die Stadtwerke mit ihrer Expertise wie Beratungsleistungen zur Energieeffizienz oder beim Einsatz alternativer Energien sollen ihren Teil beitragen.

Wie das Ganze konkret aussehen soll, wollen mehrere Oberbürgermeister am heutigen Mittwoch (11.00 Uhr) in Karlsruhe vorstellen. An dem Projekt beteiligen sich neben Karlsruhe die Städte Baden-Baden, Rastatt, Ettlingen, Rheinstetten, Bruchsal und Bretten.

Ähnliche Zusammenschlüsse – zum Teil auf einen Landkreis bezogen, zum Teil in lockeren Kooperationen – gibt es nach Angaben des Städtetags Baden-Württemberg auch andernorts, etwa in der Region um Ludwigsburg. Der Städtetag hat für Mitglieder eine Austauschplattform geöffnet, auf der sie sich gegenseitig Ideen geben und Fragen stellen können.

Viele Kommunen im Südwesten beschließen beziehungsweise prüfen zudem jeweils für sich Maßnahmen. Oft sind die Ergebnisse sehr ähnlich. «Jede Initiative, die dazu beiträgt, alle Verbraucherinnen und Verbraucher für das Thema zu sensibilisieren und zum Sparen zu animieren, ist gut», teilte eine Sprecherin des Städtetags mit.

In Stuttgart etwa sollen die städtischen Gebäude in diesem Jahr erst ab dem 1. November dauerhaft beheizt werden. Vorher werde die Heizung maximal stundenweise in Betrieb genommen. Allein diese Maßnahme soll den Energiebedarf den Angaben zufolge um ein Prozent senken. «Die stärksten Energieeinsparungen erhoffen wir uns beim Thema Heizen», erklärte der Stuttgarter Bürgermeister für Städtebau, Wohnen und Umwelt, Peter Pätzold, dazu. Eine weitere Einsparung von zwei Prozent erwartet die Verwaltung durch die Senkung der Soll-Temperatur in der Heizperiode von 20 auf höchstens 19 Grad.

Zudem hat Stuttgart schon zu Jahresbeginn den Verbrauch von fossilem Erdgas um 35 Prozent gesenkt und durch sogenanntes biogenes Gas aus Abfall- und Reststoffen wie Papierabfällen ersetzt. «Mit dieser starken Umstellung auf biogenes Gas nimmt Stuttgart eine Vorreiterrolle unter den deutschen Großstädten ein», erklärte Oberbürgermeister Frank Nopper jüngst.

Mannheim etwa will die Raum- und Wassertemperatur der Hallenbäder um zwei Grad senken. «Die Beckenheizungen in den Freibädern, die mit Fernwärme betrieben werden, werden ausgeschaltet», heißt es in einer Mitteilung. Anlagen zur Regulierung der Raumluft würden – soweit es die Pandemielage zulasse – auf den geringstmöglichen Energieverbrauch eingestellt. Ferner prüfe der Stadtraumservice Mannheim in Abstimmung unter anderem mit der Polizei, ob Ampelanlagen über das bisherige Maß hinaus abgeschaltet werden könnten.

Apropos Licht: Die Stadt Göppingen hat bei der Straßenbeleuchtung durch die Umrüstung auf Leuchtdioden (LED) den Energieverbrauch seit 2015 nach eigenen Angaben nahezu halbiert. Um ihn um weitere rund 20 Prozent zu verringern, werde nun darüber nachgedacht, die bisher praktizierte «Halbnachtschaltung» von 23.00 bis 5.00 Uhr auf die gesamte Nacht auszudehnen. «Dabei wird an der Leuchte die Helligkeit ohne deutlich erkennbaren Komfortverlust zurückgefahren», erläuterte die Stadt. Das sei deutlich wirksamer und praktikabler umzusetzen als beispielsweise jede zweite Leuchte auszuschalten.

Um Bürgerinnen und Bürger einzubinden, startet die Stadt Heidelberg im September eine Fördermaßnahme für Mini-Solaranlagen auf Balkonen und Terrassen. Die Stadt übernimmt 50 Prozent der Kosten bis maximal 750 Euro. Um Kunden bei der Umstellung auf ein «CO2-neutrales Leben» zu helfen, baut der Freiburger Grundversorger Badenova neben seinen Beratungsangeboten ein Netzwerk an Handwerkern und weiteren Partnern aus. Das solle sicherstellen, dass «die persönliche Energiewende» der Kunden möglichst umfassend und schnell vollzogen werden kann.

Damit gerade die Stadtwerke als kommunale Versorger wegen der steigenden Gaspreise nicht in die Bredouille geraten, hatten die Präsidenten von Städtetag und Gemeindetag, Peter Kurz und Steffen Jäger, jüngst an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck appelliert, diese müssten unter den Schutzschirm des Bundes.

 

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