Wetter lockt Biker nach draußen
Polizei warnt zur Bike-Saison vor Risiken für Motorradfahrer

Wetter lockt Biker nach draußen Polizei warnt zur Bike-Saison vor Risiken für Motorradfahrer

Quelle: dpa/Patrick Seeger
dpa

Das schöne Wetter erweckt Frühlingsgefühle bei den Bikern im Südwesten. Damit die erste Fahrt des Jahres nicht in der Katastrophe endet, hat die Polizei zahlreiche Ratschläge parat.

Bikertreffs wegen Ansteckungsgefahr vermeiden

In vergnügungsarmen Zeiten freuen sich viele Motorradfahrer auf den Start der Saison. Die Fahrt auf dem Zweirad verheißt Freiheit von den Einschränkungen der Corona-Krise. „Wenn die Biker alleine unterwegs sind oder eine Sozia dabeihaben und nicht im Rudel zusammenstehen, sagt keiner was“, erklärt Christian Wörner vom Polizeipräsidium Reutlingen. Nur absteigen und zusammenstehen – etwa an Bikertreffs – dürfen sie nicht wegen der Ansteckungsgefahr. „Das wäre fatal. Ab dreiköpfigen Gruppen drohen Geldbußen von 100 bis 1000 Euro“, warnt Wörner.

Die Reutlinger Polizei ist für die vielen beliebten Kurvenstrecken hinauf auf die Schwäbische Alb zuständig, darunter die Gönninger und die Seeburger Steige. Sie verweist auf ein erhöhtes Unfallrisiko zum Saisonbeginn, wenn die Biker noch ungeübt sind und auch die Autofahrer sich wieder an die Motorräder gewöhnen müssen. Zudem seien die Straßen aufgrund der aktuellen Lage derzeit weniger voll. Dies könne manche dazu verleiten, die eigenen Fähigkeiten zu überschätzen.

 

Motorrad-Unfälle wegen überhöhter Geschwindigkeit

Am 19. März haben die Beamten einen ersten Eindruck davon erhalten, was in den nächsten Monaten auf sie zukommt. An diesem Tag verletzten sich gleich zwei Motorradfahrer im Bereich des Polizeipräsidiums Reutlingen schwer: Beide verloren bei Überholmanövern die Kontrolle über ihre Maschinen.

Auf misslungenes Überholen gingen 17 Prozent aller Motorradunfälle im Jahr 2019 zurück. Die Gesamtzahl lag im vergangenen Jahr bei 4887 – laut Innenministerium ein Sechsjahrestief. Auf das Konto von zu geringem Abstand gingen sieben Prozent der Unfälle. Der weit größte Anteil mit rund zwei Dritteln war auf überhöhte Geschwindigkeit zurückzuführen. Die Zahl der Toten lag bei 94. Zum Vergleich: 2018 endete die Tour mit dem motorisierten Zweirad für 101 Biker tödlich.

 

Gefahrenquellen für Motorradfahrer

Auch die Polizei muss im Frühling die Motorräder entstauben. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre zeigten, dass schon die Präsenz der Polizei während der Kontrollen eine deutlich defensivere Fahrweise bewirke, so die Reutlinger Polizei: „Denn freie Strecken sind kein Freifahrschein, andere und sich selbst in Gefahr zu bringen.“

Als Gefahrenquellen nennen die Beamten vom Frost aufgerissene Schlaglöcher, rutschige Fahrbahnen in schattigen Kurven und landwirtschaftliche Fahrzeuge, die aus Wald- und Feldwegen unvermittelt auf die Straße einbiegen. Zudem müssten sich die Fahrer nach monatelanger Pause auf die neue Situation einstellen und die Routine mit der Maschine üben. „Das langsame Herantasten an die Geschwindigkeit und die Schräglage sind gerade am Anfang für den besonnenen Biker unerlässlich“, rät die Polizei.

Auch der technische Zustand des Motorrades nach dem Winterschlaf gehöre überprüft: Reifenprofil und -druck, Öl und Bremsflüssigkeit. Das Sicherheitsforum „Gib acht im Verkehr“ betont: „Mit einem Fahrtraining zum Saisonstart und dem technischen Check des Fahrzeugs sind nicht nur Anfänger gut gerüstet.“

Das Innenministerium legte im Frühjahr 2018 extra einen Fünf-Punkte-Plan für mehr Sicherheit in der Motorradsaison auf. Er sieht unter anderem eine intensive Überwachung, das Entschärfen gefährlicher Strecken und kostenlose Technikchecks vor.

Im Bereich des Polizeipräsidiums Reutlingen mit seinen bei Bikern populären Serpentinen wurden im vergangenen Jahr 521 Motorradunfälle (2018: 488) mit 134 (109) schwer, und 314 (290) leicht Verletzten verzeichnet. Die Zahl der bei Unfällen getöteten Biker verringerte sich von sieben auf fünf.

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