Viele normale Einsätze fallen weg
Wenn Homeoffice keine Option ist: Das Berufsrisiko der Polizei

Viele normale Einsätze fallen weg Wenn Homeoffice keine Option ist: Das Berufsrisiko der Polizei

Quelle: dpa/Silas Stein

Möglichst wenige Kontakte – genau dieses Vorgehen ist aktuell angesagt. Viele Firmen in Karlsruhe haben ihre Mitarbeiter daher ins Homeoffice geschickt. Doch das geht nicht überall: meinKA spricht mit Berufstätigen, die weiter die Stellung halten!

Fokus der Polizei in der Corona-Zeit

„Es ist ein Kontaktberuf – und dadurch besteht ein gewisses Restrisiko“, sagt Gerald Lopp, Erster Kriminalhauptkommissar beim Polizeirevier Karlsruhe-Marktplatz. In Zeiten der Corona-Krise geht es für Polizisten natürlich nicht ins Homeoffice, sondern nach draußen auf die Straßen – und das ist sogar noch wichtiger als sonst. Denn sie müssen darauf achten, dass sich die Menschen an die Rechtsverordnung halten.

In der aktuellen Zeit sind die Beamten nicht von einer Auftragslage – also Unfällen, Einbrüchen oder Diebstählen – zur nächsten unterwegs, sondern können Streife fahren. Der Fokus liegt, gerade bei dem guten Wetter, auf den öffentlichen Bereichen. „Wir wissen natürlich, wo sich die Leute treffen: Europaplatz, Schlossplatz, Friedrichsplatz, … Dort sind wir mit dem Fahrzeug oder zu Fuß präsent“, erklärt Lopp. Dabei treffen die Polizisten immer wieder auf Gruppen, die sie belehren müssen. „Sind sie einsichtig, lassen wir es bei einer Ermahnung. Wenn nicht, müssen wir eine Anzeige vorlegen mit aller Konsequenz“, so Lopp.

 

Viele sonstige Aufgaben fallen weg

„Der Alltag ist an sich der selbe, er ist aber mit anderen Inhalten gefüllt“, sagt Gerald Lopp. Schon bevor der eigentliche Dienst starte, sei es anders als noch vor der Corona-Krise. Lopp nennt es mentale Vorbereitung: „Früher ging es eher darum, was planen wir heute? Wer ist heute vor Ort? Jetzt geht es eher darum: Wie geht es mir? Habe ich Erkältungsanzeichen? Gibt es Neuigkeiten von den Kollegen – geht es ihnen auch gut oder fällt jemand aus?“

Der Arbeitsalltag sei in diesen Zeiten oft geprägt von der Frage, welche Änderungen an diesem Tag in Kraft getreten sind. Zu jedem Dienst müsse man sich neu aufstellen. „Manchmal ist so, dass die Regeln, die gestern galten, heute schon überholt sind“, erklärt Lopp gegenüber meinKA. Das führt auch zu neuen Aufgabenfeldern für ihn und seine Kollegen im Polizeirevier Karlsruhe-Marktplatz. „Natürlich haben wir Erleichterungen, zum Beispiel fallen Großveranstaltungen oder die Club-Szene am Wochenende weg. Das heißt aber nicht, dass wir weniger zu tun haben“, sagt der Erste Kriminalhauptkommissar.

 

Schutzausrüstung für die Beamten

„Zu Beginn der Corona-Zeit war ich auch mit draußen, um mir ein Bild zu machen und zu sehen, wie das alles läuft oder wo wir steuern müssen.“ Jetzt ist Gerald Lopp, der seit Mai 2017 im Polizeirevier am Marktplatz ist, hauptsächlich mit der Koordination der Beamten im Innenstadtbereich beschäftigt. Auf viele Kollegen muss er derzeit nicht verzichten – im Gegenteil: „Wir sind in der glücklichen Lage, dass ich noch nie so viel Personal hatte wie momentan. Das freut mich sehr, denn die Kollegen und ihre Familien sind gesund. Das gibt uns die Möglichkeit, die Außenpräsenz zu halten und uns zu zeigen, denn die Bürger haben auch viele Fragen.“

Mit der schwerste Einschnitt ist der im Miteinander. „Wir sind eine Truppe, die gerne Händeschütteln oder sich auch umarmen – jetzt müssen wir Abstand halten und die Hygienemaßnahmen hochfahren“, erklärt Lopp. Die Fahrzeuge werden nach der Schicht desinfiziert, für Vernehmungen sind Spuckschutzscheiben vorhanden. Auch in den Fahrzeugen ist Ausrüstung vorhanden: Schutzanzüge, Schutzmasken, Handschuhe, Schutzbrillen. Diese wird genutzt, wenn vor dem Kontakt ein Verdacht auf eine Corona-Infektion besteht oder bei Körperkontakt. „Wir laufen aber nicht grundsätzlich mit Mundschutz durch die Straßen“, so Lopp.

 

Appell an die Karlsruher Bürger

Die meisten Karlsruher Bürger würden sich in dieser Zeit vorbildlich verhalten, lobt der Kriminalhauptkommissar. Er habe den Eindruck, man wolle gemeinsam dafür Sorge tragen, die Kurve gemeinsam abzuflachen. „Diese Verordnung hat ja ein Ziel: Wir wollen den medizinischen und pflegerischen Bereich nicht an die Grenze der Belastbarkeit bringen – oder darüber hinaus. Und da spüre ich eine große Einsicht bei den Bürgern“, ist sich Lopp sicher.

Gerade auch bei Gastronomiebetrieben und Einzelhändlern sei aber Sensibilität der Beamten wichtig. „Wir wollen den Menschen natürlich nicht die Existenz kaputtmachen. Da muss der Gesetzgeber sensibel vorgehen. Bisher wussten wir unsere Gesetzesnormen aus dem Effeff, jetzt sieht das anders aus. Wir gehen auf Neuland“, sagt der 56-jährige Kriminalhauptkommissar.

Einen Appell hat er dennoch an die Bürger: „Haben Sie Vertrauen in die politisch Verantwortlichen und die Exekutive!“ Keiner habe diese Corona-Verordnung gerne umgesetzt, weil sie sehr einschneidend sei. Viele Menschen leiden darunter, psychisch, wirtschaftlich, existenziell. „Wir wollen alle so schnell wie möglich wieder davon loskommen.“

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