Um weiteren Corona-Anstieg zu verhindern
Ab Montag gilt Maskenpflicht in Baden-Württemberg

Um weiteren Corona-Anstieg zu verhindern Ab Montag gilt Maskenpflicht in Baden-Württemberg

Quelle: Christoph Schmidt/dpa

Baden-Württemberg sucht in der Corona-Krise in Trippelschritten den Weg zurück in den Alltag. Doch das geht nur mit mehr Schutz. Seit Montag gilt Maskenpflicht in den Läden und im Nahverkehr. Halten sich die Menschen daran?

In Bussen, Bahnen und beim Einkaufen müssen die Menschen im Südwesten zur Eindämmung des Coronavirus ab sofort auf unbestimmte Zeit Masken tragen. Am Montag trat die Maskenpflicht in Läden, Einkaufszentren sowie im Nahverkehr wie in U-Bahnen, Bussen, an Bahn- und Bussteigen in Kraft. Die Polizeigewerkschaft und der Verkehrsminister berichteten von ersten positiven Erfahrungen. Der Handelsverband befürchtet keine größeren Probleme bei der Umsetzung.

Nach einer ersten Gewöhnungswoche ohne Strafen sollen Bürger, die keine Masken tragen, ab 4. Mai ein Bußgeld von bis zu 30 Euro abdrücken. Anfangsverstöße sollten mit 15 Euro geahndet werden, bei Folgeverstößen könnten die Behörden bis zu 30 Euro erheben, sagte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums auf Anfrage. In dieser Woche sind laut Landesregierung keine Strafen vorgesehen, damit sich alle darauf einstellen können.

Kinder bis zum sechsten Geburtstag sind von der Maskenpflicht in Baden-Württemberg ausgenommen. Die Pflicht gilt auch nicht, wenn das Tragen einer Maske wegen einer Behinderung oder aus medizinischen Gründen – etwa wegen Asthma – unzumutbar ist. Falls Mund und Nase vollständig und sicher abgedeckt sind, sind auch Schals, Tücher und selbstgebastelte Masken verwendbar.

„Man sollte sich darauf einrichten, dass es eine Weile geht“, sagte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) am Montag in Stuttgart zur Dauer der Maskenpflicht. Nach Eindruck des Ministers und des Fahrgastverbands hielten sich die Bahnfahrer am Montagmorgen an die neue Verordnung. Man brauche durch die Maskenpflicht keine Angst in den Bahnen zu haben, sagte Hermann: „Wir haben eher Angst, dass die Leute, die bisher im öffentlichen Verkehr unterwegs waren, wieder ins Auto steigen.“ In dem Fall gebe es mit Umweltbelastungen und Corona-Pandemie einen doppelten Schaden.

David Weltzien von DB Regio sagte, dass die Bahn-Mitarbeiter Weisungen bekämen, um maskenlose Fahrgäste – mit Abstand – zum Tragen eines Gesichtsschutzes zu bewegen. „Wenn es eskaliert, dann wird die Polizei gerufen“, sagte Weltzien. In den Bahnen solle auch durch „sozialen Druck“ der Fahrgäste untereinander die Verordnung umgesetzt werden.

Eine Mehrheit der Menschen in Baden-Württemberg befürwortet die Einführung einer Mundschutzpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln und Geschäften. Knapp 60 Prozent bewerteten die Pflicht, Mund und Nase in bestimmten Bereichen der Öffentlichkeit zu bedecken, in einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der „Schwäbischen Zeitung“ sehr positiv oder eher positiv. Bei den Älteren sind es aber deutlich mehr als bei den Jüngeren.

Der Handelsverband Baden-Württemberg rechnet nicht mit größeren Problemen bei der Umsetzung und erwartet einen Gewöhnungseffekt. Kaufe ein Kunde ohne Mund-Nasen-Schutz im Laden ein, sollte der Händler ihn auf die Maskenpflicht hinweisen, betonte Hauptgeschäftsführerin Sabine Hagmann. Die Durchsetzung sei jedoch den Ordnungsbehörden überlassen. „Eine Pflicht, den Kunden aus dem Laden zu weisen und damit die Pflicht ordnungspolitisch durchzusetzen, hat der Händler ausdrücklich nicht.“

Der Handelsverband hofft auf viele Kunden, die nun wieder vor Ort einkaufen, klagt aber auch über Belastungen des Personals durch die Maskenpflicht und hohe Kosten durch die Corona-Krise. So müssten erhebliche Hygienemaßnahmen durchgeführt werden, zum Beispiel die Installation von Plexiglasscheiben oder die Desinfektion von Einkaufswagen und -körben am Haltegriff. Über die Refinanzierung der zusätzlichen Kosten durch den Staat müsse man sich unterhalten.

Die Deutsche Polizeigewerkschaft zeigte sich am Montag zufrieden. „Wir können momentan nur Positives berichten“, sagte der Landesvorsitzende Ralf Kusterer im Radioprogramm „SWR Aktuell“. Die Bürger hielten sich größtenteils an die Regelungen. Bisher fänden keine extra Kontrollen an Bussen oder Geschäften statt, das werde innerhalb der normalen Streifentätigkeit erledigt.

Die Polizei zeige Verständnis dafür, dass eine neue Phase der Beschränkungen in Kraft getreten sei und es Zeit brauche, bis die Bürger sich auf die Maskenpflicht eingestellt hätten, versicherte Kusterer. „Wenn einer vorbeifährt mit der Straßenbahn, wird mit Sicherheit keine Streife hinterherfahren, um den dann aus der Straßenbahn herauszuholen, sondern es folgen ermahnende Gespräche. Man geht auf diese Passanten zu und erklärt ihnen die Situation.“

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