Corona in Baden-Württemberg
Corona-Lockdown: Kitas und Schulen bis Mitte Februar dicht

Corona in Baden-Württemberg Corona-Lockdown: Kitas und Schulen bis Mitte Februar dicht

Quelle: Christoph Schmidt

Es war befürchtet worden: In einer Freiburger Kita hat sich eine Corona-Mutante stark verbreitet. Die Landesregierung musste sich die Frage stellen, ob sie die baldige Öffnung von Schulen und Kitas überhaupt noch verantworten kann. Die Antwort ist eindeutig.

Nach dem Ausbruch einer mutierten Coronavirus-Variante in einer Freiburger Kita verzichtet Baden-Württemberg auf eine frühere Öffnung von Kitas und Grundschulen. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) entschied am Donnerstag, den Corona-Lockdown auch in Kitas und Schulen bis Mitte Februar fortzusetzen. «Die Diskussionen um weitere Lockerungen sind erstmal gegenstandslos geworden», sagte der Grünen-Politiker. Kitas und Grundschulen blieben zunächst bis nach den Fastnachtsferien, also bis zum 21. Februar, geschlossen. Bei 18 Kindern und Erziehern aus der Freiburger Kita Immergrün wurde die Corona-Mutante inzwischen nachgewiesen.

Kretschmann warb um Verständnis für die kurzfristige Absage. «Es tut mir wirklich außerordentlich leid, dass wir unseren Plan, die Kitas und Grundschulen zu öffnen, jetzt nicht umsetzen können.» Nach dem Ausbruch der Corona-Mutation in der Kita sei das Risiko einfach zu groß. «Ich sehe, was das an Belastung für die Familien und die Kleinen bringt.» Er wisse, dass sich die Menschen über sprunghafte Entscheidungen der Politik ärgerten. Aber: «Pandemien sind einfach nicht die Zeit der Verlässlichkeit», sagte Kretschmann. «Ich bitte weiter einfach um ihr Vertrauen.»

Mittlerweile sei klar, dass sich 18 von infizierten 25 Personen in der Freiburger Kita mit einer Corona-Mutation angesteckt hätten. Diese Mutation stamme aus Südafrika, erklärte der Regierungschef. Die zunächst in Südafrika (B.1.351) nachgewiesene Variante gilt als hochansteckend. Nach Angaben des Landesgesundheitsamts ist diese Virusvariante seit Ende Dezember im Südwesten vereinzelt nachgewiesen worden. Der Fall in Freiburg ist aber der erste Ausbruch in einer Kita. «Die Mutanten sind nicht vor der Tür, sie sind leider schon da», sagte Kretschmann.

Der Gesundheitsamtsleiter in Freiburg, Oliver Kappert, sagte, zu den 25 Infizierten kämen neun enge Kontaktpersonen. Hintergrund der Funde ist demnach, dass Labore seit einigen Tagen im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums positive Corona-Proben grob auf eine bestimmte Virusmutation untersuchen. Diese komme bei den Corona-Varianten aus Großbritannien, Südafrika und Brasilien vor. Wegen der gezielten Suche nach mutierten Viren seit einigen Tagen sei zu erwarten gewesen, dass nun auch mehr Fälle auftauchten, erklärte Kappert. Das mutierte Virus sei also nicht neu hier. «Sondern es ist schon da und wir machen es gerade sichtbar.»

Auch mehrere andere Landratsämter vermeldeten am Donnerstag Nachweise mutierter Viren. In ganz Baden-Württemberg sind nach Angaben des Landesgesundheitsamtes inzwischen 115 Fälle bekannt.

In der Kita Immergrün waren die Corona-Fälle seit dem 17. Januar bekannt und die Betroffenen in Quarantäne. Daher habe keine Brisanz bestanden, als die Behörde am Mittwoch vom Nachweis der Mutation erfuhr, sagte Kappert. Inzwischen seien 11 Kinder und 14 Erzieher infiziert. Das ist ein Kind mehr als nach Angaben vom Mittwoch. Die Krankheitsverläufe der Infizierten waren nach Angaben der Diakonie Baden moderat. Der Ausbruch gehe nach Erkenntnissen des Trägers auf einen Erzieher zurück, der zunächst keine Symptome hatte.

Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) hatte kurz vor Kretschmanns Entscheidung noch gewarnt, «vorschnelle Konsequenzen» aus dem Freiburger Fall zu ziehen. Die CDU-Spitzenkandidatin zur Landtagswahl am 14. März hatte massiv auf eine Öffnung zum 1. Februar gedrungen. Für Eisenmann ist die erneute Verschiebung ein Rückschlag. Sie wollte Kitas und Grundschulen im Sinne der Kinder eigentlich schon nach den Weihnachtsferien öffnen – «unabhängig von den Inzidenzen». Eine Öffnung war dann noch einmal für den 18. Januar angedacht, doch diese hatte Kretschmann wegen zu hoher Infektionszahlen verhindert.

Vor Baden-Württemberg hatte schon Rheinland-Pfalz wegen der Mutation in der Freiburger Kita entschieden, den ebenfalls für Montag geplanten Start in den Wechselunterricht an Grundschulen zu verschieben. Nun bleiben auch im Südwesten die meisten Schulen noch mindestens bis nach den Fastnachtsferien zu. Es gibt aber weiter Notbetreuung und Ausnahmen für Abschlussklassen. In Baden-Württemberg gehen etwa 450 000 Kinder in Kitas und rund 382 000 zur Grundschule.

Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) forderte Eisenmann in einem Brief auf, auch die Notbetreuung einzuschränken. «Nicht zuletzt angesichts der aufgetretenen Mutation in einer Kindertagesstätte in Freiburg sind Sie jetzt dazu aufgerufen, die Gruppen in der Notbetreuung in Schulen und Kindertagesstätten wirklich klein zu halten.» Bei SWR Aktuell forderte Lucha, «dass die Betreuung der Kinder über Homeschooling im Primarbereich nochmal besser wird».

Eisenmann hielt dagegen und forderte das Gesundheitsministerium und das Landesgesundheitsamt auf, den genauen Sachverhalt bei der Kita in Freiburg zunächst «lückenlos» aufzuklären. Luchas Forderung nach einer Einschränkung der Notbetreuung wies Eisenmann entschieden zurück: «Familien sind in besonderer Weise von den Einschränkungen der Corona-Maßnahmen betroffen.» Sie fügte hinzu: «Es irritiert deshalb, dass Familienminister Lucha die Lebenswirklichkeit der Familien verkennt.»

Auch über die Teststrategie an Kitas und Schulen sind sich die Minister nicht einig. Lucha bot an, kurzfristig Schnelltests für das verbleibende Personal in der Notbetreuung aus der Notreserve des Landes zur Verfügung zu stellen. So könne mehrmals pro Woche ein Test durchgeführt werden. «Sie sind jedoch dafür verantwortlich, die Strukturen in den Kindertagesstätten und Schulen nun wirklich auch kurzfristig zu organisieren, um das Angebot der Testungen umsetzen zu können», mahnte er. Eisenmann teilte mit, sie begrüße es, wenn sich Lucha «nun bewegt und mehr Schnelltests zur Verfügung stellen möchte». Sie erwarte aber von Lucha eine Gesamtstrategie, wie im Land bei Schulen, Kitas, Polizei, Einzelhandel und bei alten und kranken Menschen zu Hause massenhaft getestet werden könne.

 

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