Vorsichtsmaßnahmen bei den Tierpflegern
Der Alltag ohne Besucher: Karlsruher Zoo während der Corona-Zeit

Vorsichtsmaßnahmen bei den Tierpflegern Der Alltag ohne Besucher: Karlsruher Zoo während der Corona-Zeit

Quelle: Timo Deible/Zoo Karlsruhe

Seit dem 16. März ist aufgrund der Coronavirus-Pandemie auch der Zoologische Stadtgarten Karlsruhe geschlossen. Aber wie geht es hinter den verschlossenen Toren weiter? Die Arbeiten bleiben die selben und doch hat sich einiges verändert. meinKA hat nachgefragt.

Karlsruher Zoo seit Mitte März geschlossen

„Es ist auf jeden Fall merkwürdig“ – so beschreibt Timo Deible, der Pressesprecher des Karlsruher Zoos, den aktuellen Alltag im Zoologischen Stadtgarten. Merkwürdig, denn die Wege, die von Gehege zu Gehege führen, bleiben derzeit leer. Seit dem 16. März ist auch der Zoo zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie komplett geschlossen. Und das in einer Zeit, wo normalerweise zahlreiche Besucher in den Zoo strömen – bei strahlendem Sonnenschein, blauem Himmel und zwischen bunten Blumenbeeten.

Ganz leer bleibt der Zoo aber selbstverständlich nicht, denn die Tierpfleger gehen regulär ihrer Arbeit nach und versorgen die Tiere. Genauso kümmern sich die Gärtner um den Park. Doch auch bei den Arbeitsabläufen der Pfleger hat sich einiges verändert. „Die größte Sorge ist natürlich, dass in einem Bereich, der unabdingbar ist, nämlich bei den Tierpflegern, eine Corona-Infektion vorkommen könnte“, sagt Deible gegenüber meinKA.

 

Möglichst wenig Kontakt – auch im Karlsruher Zoo

Wie bei anderen Unternehmen gilt deshalb auch im Zoologischen Stadtgarten: Kontakte so gut es geht vermeiden. „Wir müssen aufpassen, dass die Pfleger möglichst wenig miteinander in Kontakt kommen, dass nicht alle auf einmal in Quarantäne müssten“, so Deible. Aus diesem Grund haben die Mitarbeiter Vorsichtsmaßnahmen getroffen. So arbeiten die Tierpfleger jetzt zu unterschiedlichen Zeiten, um alles zu entzerren. Das bedeutet, sie fangen versetzt an, gehen zu unterschiedlichen Uhrzeiten in die Kantine und sind nicht zur selben Zeit in den Umkleiden.

Neben den Tierpflegern, die für bestimmte Zoobewohner wie beispielsweise die Raubkatzen zuständig sind, gibt es sogenannte Springer. Diese arbeiten nicht fest in einem bestimmten Revier, kennen sich aber trotzdem darin aus. So kann die Versorgung der Tiere sichergestellt werden, selbst wenn ein Tierpfleger ausfällt. „Wir müssen trotzdem darauf achten, dass nicht zu viele ausfallen. Unsere Tierpfleger reichen uns in normalen Zeiten gerade aus“, erklärt Deible. Es ist also Vorsicht geboten. Wer eine Erkältung hat, bleibt vorsorglich daheim

Auch in der Verwaltung reagieren die Mitarbeiter: Jeder ist in einem eigenen Büro untergebracht, viele arbeiten aus dem Homeoffice, manche begegnen sich gar nicht mehr persönlich – beispielsweise der Zoodirektor und sein Stellvertreter, sie wechseln sich ab bei der Arbeit vor Ort und von zuhause.

 

So erleben die Tiere die Corona-Zeit

Auch für die Tiere im Karlsruher Zoo ändert sich etwas mit dem Ausbleiben der Besucher – zumindest ist das bei einigen bemerkbar. „Manche reagieren gar nicht darauf und bei anderen merkt man es, zum Beispiel bei den Schimpansen“, ist sich der Zoosprecher sicher. Die Menschenaffen würden viel mit den Besuchern kommunizieren – allen voran das Männchen Benny. „Ihn und seine Stammbesucher zu sehen, ist immer schön. Dem fehlt das, das merkt man schon“, sagt Deible.

Grundsätzlich seien die Tiere im Zoo aber nicht von den Besuchern abhängig. Deible vergleicht die zahlreichen Besucher mit einem „Grundrauschen“ – man bemerke jetzt die Stille, wenn es fehle, aber es sei nicht notwendig. Dennoch fehlen die Reize durch die Besucher. Deswegen versuchen die Tierpfleger, noch eine „Schippe draufzulegen“, um den Tieren viel Abwechslung zu bieten – sofern das in Anbetracht der fehlenden Kollegen möglich ist.

Andererseits sind die Mitarbeiter im Zoo jetzt auch flexibler. Mit der durch eine Graue-Star-Erkrankung erblindeten Elefantenkuh Nanda sind die Tierpfleger sonst immer morgens vor der Öffnung durch den Zoo spaziert – jetzt geht das auch mittags. Außerdem darf Nanda regelmäßig die Wechselkoppel nutzen, die eigentlich für Ponys, Esel und Alpakas gedacht ist.

 

Karlsruher Zoo Elefant Nanda

| Quelle: Timo Deible/Zoo Karlsruhe

 

Finanzielle Lage des Karlsruher Zoos

Zahlreiche Zoos in Deutschland rufen wegen der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise um Hilfe. Der Verband der Zoologischen Gärten hatte am Dienstag, 31. März, in einem Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel ein Soforthilfe-Programm in Höhe von 100 Millionen Euro für mehr als 50 Zoos in Deutschland gefordert.

Solch finanzielle Probleme hat der Karlsruher Zoo nicht, die Verluste werden im Etat des Rathauses ausgeglichen. „Wir sind ein Amt der Stadt, haben einen Etat, der von der Stadt vorgegeben wird, und dieser bleibt unberührt“, erklärt Deible. Das Geld fehlt folglich der Stadt und nicht dem Zoo selbst. Was jedoch fehlt, ist der Artenschutzeuro, den die Besucher freiwillig mit ihrer Eintrittskarte bezahlen können und der in Artenschutzprojekte fließt.

 

Zoo will Kontakt zu den Besuchern halten

Wie es weitergeht und wann der Zoo wieder öffnen darf, dazu kann Timo Deible noch nichts sagen. Ihm ist es dennoch wichtig, den Kontakt zu den Besuchern zu halten und ihnen – auch während der Schließung – aus dem Zoo zu berichten. Auf dem Facebook-Kanal des Zoologischen Stadtgartens Karlsruhe werden täglich Fotos und Videos sowie Neuigkeiten publiziert.

Am Mittwoch, 1. April, hat der Zoo dort auch das neue Format „Zoo-Einblick“ gestartet. In dieser Serie erzählt Zoodirektor Matthias Reinschmidt kleine Geschichten aus dem Zoo – in der ersten Folge zum Beispiel über den Babyboom im Streichelzoo. 18 junge Zwergziegen und drei junge Schäfchen toben dort aktuell in der Sonne.

Eine Bitte hat Deible deshalb aktuell an die Besucher: „Bleiben Sie mit uns in Kontakt und halten Sie uns die Treue!“ Im Zoo laufen die Arbeiten weiter, das Gartenbauamt lässt zum Beispiel zurzeit die Gondolettas ins Wasser. Wer die Arbeit des Zoos dennoch unterstützen möchte, hilft am besten der Artenschutzstiftung.

 

Die Gondoletta fährt täglich von 11 Uhr bis 18 Uhr

| Quelle: Thomas Riedel

Auch interessant


Falls Ihnen inhaltliche Fehler oder Fehlfunktionen auffallen, einfach bei redaktion@meinka.de melden.