News aus Baden-Württemberg Einigung bei Flüchtlingskosten – Mehr Geld für Kita-Ausbau
Nach langem Hin und Her raufen sich Landesregierung und Kommunen zusammen. Das Land geht zwar nicht auf alle Forderungen bei den Flüchtlingskosten ein. Legt aber an anderer Stelle noch was oben drauf – trotz knapper Kassen in Zeiten der Krise.
Land und Kommunen haben sich im zweiten Anlauf auf die Verteilung der Kosten für die ukrainischen Flüchtlinge im Südwesten verständigt. Vertreter der Landesregierung und von Städte-, Gemeinde- und Landkreistag einigten sich am Freitagabend in der Gemeinsamen Finanzkommission, wie die Deutsche Presse-Agentur in Stuttgart erfuhr. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sind etwa 115 000 Menschen nach Baden-Württemberg geflüchtet.
Finanzminister Danyal Bayaz (Grüne) sagte nach der Sitzung am späten Freitagabend, am Ende gehe es darum, dass die Geflüchteten so gut wie möglich versorgt werden. «Eine endlose Debatte über die Verteilung der Kosten ist da fehl am Platz. Deshalb ist es gut und wichtig, dass wir uns geeinigt haben. Wir unterstützen die Kommunen in diesem Jahr mit weit über einer halben Milliarde Euro, um Menschen aus der Ukraine zu helfen.» Wie die dpa erfuhr, reicht das Land die Förderung des Bundes in Höhe von 260 Millionen Euro für den Rest des Jahres komplett an die Landkreise weiter, die einen Großteil der Kosten schultern müssen.
Der Präsident des Landkreistag, Joachim Walter, sagte der dpa, die Verhandlungen seien ein «schmerzhafter Prozess für beide Seiten» gewesen. Man habe aber einen «fairen Kompromiss» gefunden. Er zeigte Verständnis dafür, dass das Land hart verhandelt habe. «Wir leben ja nicht mehr in Zeiten wie vor zwei, drei Jahren», sagte er mit Blick auf die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs.
Hintergrund ist, dass die ersten Geflüchteten vom 1. Juni an Hartz-IV-Leistungen erhalten und nicht mehr als Asylbewerber eingestuft werden. Durch diesen Systemwechsel entsteht den Kreisen ein weiterer Finanzbedarf. Walter bestätigte, dass das Land nun 70 Prozent der Kosten bis Ende des Jahres übernehme. Allerdings hatten die Kommunen zuvor darauf gedrungen, dass das Land die Kosten komplett auf sich nimmt.
Auch für Städte und Gemeinden legte das Land noch Geld oben drauf. Für den Kita-Ausbau soll es zusätzlich mehr als 100 Millionen Euro geben, wovon auch ukrainische Kinder profitieren sollen. Innenminister Thomas Strobl (CDU) sagte: «Ich freue mich über ein gutes Ergebnis im Interesse des Landes für unsere starken Kommunen und Landkreise. Besonders freue ich mich über den Kita-Ausbau-Booster mit über 100 Millionen Euro. Das ist eine echte und wichtige Zukunftsinvestition.»
Das Land kam den Kommunen noch an anderer Stelle entgegen: Städte und Gemeinden müssen sich nicht am Rettungsschirm für den Öffentlichen Nahverkehr beteiligen. Eigentlich sollten die Kommunen 20 Millionen Euro beisteuern. Mit dem Rettungsschirm sollen die Verluste der Bus- und Bahnunternehmer wegen der Pandemie in Höhe von 370 Millionen Euro ausgeglichen werden. Der Bund gibt 141 Millionen Euro, den Rest stemmt nun das Land allein.
Die eigentlich anstehenden Verhandlungen über den kommunalen Finanzausgleich dürften sich nach den zähen Gesprächen über die Flüchtlingskosten verzögern und bis September hinziehen. Auch dabei wollen sich die Kommunen nicht mit kleinen Beträgen abspeisen lassen. Im November hatte Bayaz Städte und Gemeinden auf die Beratungen des Doppeletats vertröstet. Damals kamen sie mit einer Forderung von 1,4 Milliarden Euro für weitere Investitionen in Schulen, Kitas, Digitalisierung, Kliniken, und Klimaschutz.
Bayaz hatte vor einer Woche erklärt, Grüne und CDU könnten wegen Geldmangels zahlreiche Ziele aus dem Koalitionsvertrag vorerst nicht verwirklichen. Die Landesregierung müsse nun alles daran setzen, «einigermaßen gut durch diese schwierige Krise» mit Ukraine-Krieg und Corona-Pandemie zu kommen, sagte der Grüne. Hinzu komme, dass man wegen der Gefahren für die Konjunktur im Doppelhaushalt 2023/2024 mit weniger Steuereinnahmen rechnen müsse. «All das führt dazu, dass wir praktisch kaum Geld dafür haben, Projekte aus dem Koalitionsvertrag zu verwirklichen.»
Kurz vor der Sommerpause Ende Juli treffen sich erneut die Spitzen von Grünen und CDU, um über die Verteilung der 890 Millionen Euro zu beraten, die man in den Jahren 2023 und 2024 zusätzlich ausgeben will. Ende September soll der Haushaltsentwurf dann in den Landtag eingebracht und kurz vor Weihnachten beschlossen werden.
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