meinKA-Interview KSC-Sportdirektor Kreuzer -„Wer spielen will, muss sich stetig beweisen“
Mit Urlaub hat der Aufenthalt des KSC in Österreich wenig zu tun. In Waidring legen die Zweitliga-Fußballer den Grundstein für die neue Spielzeit. Die Aufgaben von Sportdirektor Oliver Kreuzer sind noch vielfältiger, wie er im meinKA-Interview erzählt.
Der Blick von Oliver Kreuzer ist am Trainingsplatz in Waidring stetig auf den Rasen gerichtet. Der Sportdirektor des Karlsruher SC hat das Treiben genau im Blick. Häufig hat er dabei ein Handy am Ohr, denn die Arbeit ruht auch im beschaulichen Österreich nicht. Dennoch sei es deutlich entspannter, als in vielen Jahren zuvor…
KSC-Sportdirektor Oliver Kreuzer | Quelle: Caro Reisenauer
Oliver Kreuzer im meinKA-Interview
Nach der Aufstiegssaison ist der KSC den zweiten Sommer in Folge nach Waidring gereist. Ist das etwas Aberglaube, damit es auch in der neuen Liga funktioniert?
Jeder Trainer ist natürlich etwas abergläubisch. Aber bei uns hatte es viele Gründe. Weil wir lange nicht wussten, in welcher Liga wir spielen, sind uns auch einige Optionen weggebrochen. Dazu ist klar: Wären wir in der dritten Liga geblieben, hätten wir uns ein solches Trainingslager nicht geleistet, sondern wären in Deutschland geblieben und irgendwo in den Schwarzwald. Waidring hat uns mit offenen Armen empfangen und wir fühlen uns sehr wohl. Hier passt einfach alles: das Hotel ist angenehm, wir sind in drei Minuten am Platz, dazu haben wir hier die besten Trainingsbedingungen.
Man sagt auch gerne, dass man niemanden so gut kennenlernt wie im Urlaub – oder in eurem Fall im Trainingslager…
Das stimmt auf jeden Fall. Nach dem Urlaub beginnt immer etwas Neues, auch für Spieler, die schon etwas länger da sind. Man kann eine Mannschaft, wenn man mehrere Tage am Stück die ganze Zeit zusammen ist, viel schneller formen und zusammenführen. Hier liegt der Fokus komplett auf der Mannschaft, die neue Automatismen, Spielsysteme und taktische Varianten einstudieren kann. Dazu gibt das Trainingslager viel einfacher die Gelegenheit, Einzelgespräche zu führen und auch einmal Dinge anzusprechen.
Ein weiterer großer Pluspunkt: du hast hier in Österreich oder auch im Winter in Spanien auf relativ kurzer Strecke viele gute Testspielgegner. Daheim kommen die Spieler zum Training und gehen danach wieder. In einem Trainingslager lernst du dagegen jeden und alles kennen, weil du ja die ganze Zeit zusammen bist. Betrachtet man alles, war ich schon als Spieler immer ein Fan von Trainingslagern und bis es auch heute noch.
Im Trainingslager | Quelle: Caro Reisenauer
Die Mannschaft arbeitet hart, um perfekt auf die neue Liga vorbereitet zu sein. Wie sieht denn ein typischer Tag von Oliver Kreuzer im Trainingslager aus.
Dadurch, dass wir schon relativ weit mit unseren Planungen sind ist es natürlich etwas entspannter als in anderen Jahren. Es gab Zeiten, da sind wir ins Trainingslager gefahren und brauchten noch zwei, drei Spieler. Da war es natürlich deutlich stressiger und hektischer. In diesem Jahr ist auch für mich die Zeit da, einmal von Außen genau drauf zuschauen und mich auf die Trainings zu konzentrieren. Man kann also genau schauen, was geplant ist und wie die Mannschaft diese Vorgaben erarbeitet und umsetzt.
Dazu gibt es natürlich viele Gespräche mit Alois Schwartz, dem Trainerteam, Betreuern und natürlich den Spielern. Aber das Handy ist natürlich auch immer dabei, damit die Alltagsarbeit gewohnt weitergeht.
Die Vorbereitung ist in diesem Jahr recht kurz und knackig. Wo steht die Mannschaft denn aktuell?
Um Prognosen abzugeben, ist es noch zu früh. Aus meiner Sicht begann erst in Waidring die richtige Vorbereitung, nachdem wir in Karlsruhe die beiden Testspiele unter extremen Wetterbedingungen absolviert haben. Hier gilt es jetzt, einfach gewisse Dinge einzustudieren und sich kennenzulernen. Die Testspielgegner werden immer besser und stärker, da sind wir noch einmal ganz anders gefordert. Jeden Tag, Stück für Stück gilt es also, an der Performance zu arbeiten und für das Trainerteam, die richtigen elf Spieler für die Startelf am ersten Spieltag herauszufinden.
Gut ist, dass sich die Neuzugänge bislang gut integriert haben – wobei sich auch erst zeigt, wie gut der Teamspirit ist, wenn es um die Stammplätze geht. Wir haben Spieler geholt, die alle den Anspruch haben, in der ersten Elf zu stehen. Dazu kommen Spieler wie Justin Möbius, Saliou Sané und Kyoung-Rok Choi, die nach einer schweren Saison wieder voll angreifen. Niemand kann sich also ausruhen, der Druck ist hoch und wer spielen will, muss sich stetig beweisen.
Neuzugang Philipp Hofmann am Ball | Quelle: Caro Reisenauer
Die Bekanntgabe des ersten Spieltags mit einem Auswärtsspiel bei Mitaufsteiger SV Wehen Wiesbaden und auch das Pokallos mit Hannover 96, gegen die der KSC im Vorjahr mit 0:6 ausschied, lösten keine Begeisterungsstürme aus. Wie seht ihr das?
Nicht nur wir als KSC hätten gerne ein anderes Pokallos gehabt, sondern Hannover auch. Es hat gefühlt keine fünf Sekunden gedauert nach der Auslosung, bis mich Mirko Slomka angerufen und etwas ähnliches gesagt hat. Das Pokallos ist sicher nicht das, was wir uns gewünscht haben – und dann kam die Spielplan-Verkündung. Da bekommst du dann zum Auftakt in die neue Liga einen Gegner, gegen den du letzte Saison schon gespielt hast. Es ist sicher nicht das spektakulärste Auftaktspiel, aber wir nehmen es, wie es kommt. Und wer weiß, vielleicht sagen wir nach beiden Duellen ja auch, dass es genau richtig war.
So ganz schlecht ist der Spielplan für die neue Saison ja auch nicht – vor allem die Liga-Heimspiele. Da kommen einige emotionale Begegnungen gleich zu Beginn…
Das stimmt. Im ersten Heimspiel gegen Dresden spielen wir gegen meinen Sohn Niklas. Danach kommt der HSV. Jeder KSC-Fan hat das Relegations-Drama noch gut in Erinnerung, dazu ist es mein ehemaliger Arbeitgeber. Das dritte Heimspiel ist dann gegen Sandhausen, denn ehemaligen Verein unseres Trainers. Der sportliche und emotionale Anreiz ist also groß und damit ist der Spielplan und alles am Ende also doch ganz okay.