Corona in Baden-Württemberg
Mehr Corona-Intensiv-Patienten: Kliniken verschieben OPs

Corona in Baden-Württemberg Mehr Corona-Intensiv-Patienten: Kliniken verschieben OPs

Quelle: Sebastian Gollnow

Die dritte Welle der Corona-Infektionen ist bei den Kliniken im Südwesten voll angekommen. Erste Häuser verschieben erneut planbare Operationen. Bei den Intensivmedizinern macht sich Frustration breit.

Weil die Zahl der Corona-Patienten auf den Intensivstationen im Land stark steigt, bereiten sich Kliniken im Südwesten zunehmend auf eine dritte Welle vor. Erste Krankenhäuser verschieben wegen der Zunahme auf den Intensivstationen bereits geplante Operationen, sagte der Koordinator der intensivmedizinischen Versorgung von Corona-Patienten in Baden-Württemberg, Götz Geldner, am Mittwoch.

Das Klinikum Mittelbaden habe an seinen drei Standorten in Rastatt, Baden-Baden und Bühl alle verschiebbaren Operationen abgesagt, um die Kapazitäten zu bündeln, teilte eine Sprecherin mit. Ausgenommen davon seien Notfälle und dringliche Fälle wie Tumor-Operationen. «Die dritte Welle übertrifft an Heftigkeit leider alle bisherigen Corona-Wellen», sagte der medizinische Geschäftsführer, Thomas Iber. Die Zahlen am Klinikum Mittelbaden liegen über denen von Ende Dezember, wie es hieß.

Auch das Uniklinikum Ulm würden bereits seit vergangenem Dienstag gut planbare Operationen wieder verschoben, da die Belastung durch Corona-Patienten so stark zugenommen habe, sagte eine Sprecherin der Klinik. Die Zahl der Covid-19-Patienten sei innerhalb einer Woche um rund ein Drittel gestiegen.

Am Klinikum Stuttgart sind die Einschränkungen durch Corona-Patienten nach Angaben des medizinischen Vorstand Jan Steffen Jürgensen noch überschaubar. Das Problem könne jedoch in den kommenden Tagen wachsen, teilte er mit. Auf 23 der 115 regulären Intensivbetten lägen derzeit Covid-19-Patienten.

Beim Blick aufs Bundesland zeigt sich laut Geldner, dass die Zahl der Corona-Patienten im Vergleich zur Vorwoche um 20 Prozent gestiegen ist. Landesweit sei bereits ein Drittel der Intensivbetten mit Corona-Patienten belegt, so der Ärztliche Direktor der Ludwigsburger RKH-Kliniken. «Wenn die Zahl der Intensivpatienten weiter steigt, haben wir in ein bis zwei Wochen ein Problem», sagte Geldner. Sobald die Belegung in Richtung der 40 Prozent gehe, müssten in größerem Maße Operationen verschoben werden.

Seit Mitte März steigt die Zahl der Corona-Patienten in Intensivbehandlung im Südwesten stark an. Lag sie am 10. März noch bei 236, wurden am Dienstag bereits 648 Menschen wegen einer Covid-19-Erkrankung intensivmedizinisch behandelt, wie aus den Daten des Divi-Intensivregisters hervorgeht. Von den rund 2400 betreibbaren Intensivbetten im Land sind rund 88 Prozent belegt. Seit wenigen Tagen übersteigt zudem die Zahl der Kliniken, die ihren Betrieb als eingeschränkt bezeichnen, die der Kliniken mit regulärem Betrieb.

Die Krankenhäuser im Land sind in sechs sogenannte Cluster eingeteilt. In diesen Regionen helfen sich die Kliniken etwa bei Überlastung mit Patienten gegenseitig aus. Insbesondere das Cluster Stuttgart-Ludwigsburg sei derzeit sehr belastet, sagte Geldner, der die Cluster koordiniert. In der Region um Tübingen sei dagegen derzeit noch etwas Luft.

Seine Prognosen gingen aktuell noch von einer sinkenden Zahl der Intensivpatienten aus, sagte Geldner. Doch das liege allein an den geringen gemeldeten Fallzahlen über Ostern. Weil auch nach einem Jahr Pandemie noch Meldelücken bestünden, seien die Zahlen nicht aussagekräftig. Mit Blick auf mögliche Maßnahmen zeigte sich der Intensivmediziner resigniert. «Was soll anders sein, als in der Welle davor? Jeder weiß, was jetzt passiert.» Politiker und Bürger trügen nun gleichermaßen Verantwortung. Es fehle weiter ein Konzept, um der Pandemie Herr zu werden. Das jetzige Vorgehen nannte Geldner ziel- und planlos.

Ein wichtiger Weg aus der Krise ist für den Intensivmediziner das Impfen. Doch für den jetzigen starken Anstieg der Corona-Fallzahlen verspricht er sich davon keine Hilfe. Die Beschäftigten auf den Intensivstationen hätten seit der zweiten Welle nicht mehr durchatmen können, die Arbeit sei für sie sehr belastend. «Wir versuchen, das beste daraus zu machen», sagte Geldner.

 

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