Festivalmüll im Fokus
Müll bei DAS FEST – wie die Macher die Umwelt schonen wollen

Festivalmüll im Fokus Müll bei DAS FEST – wie die Macher die Umwelt schonen wollen

Quelle: Florian Kaute

Rund eine viertel Million Besucher pilgern am Wochenende vor den großen Sommerferien zu DAS FEST. Logisch, dass ein solches Festival nicht ganz ohne Müll auskommt. Aber gerade in diesem Bereich wollen die Macher besonders sensibel vorgehen.

Müll bei DAS FEST – das wird getan

Trinkbecher, Teller, Servietten, Verpackungsmüll: An einem normalen FEST-Tag produzieren die Besucher zwangsläufig auch Abfall. Doch wie gehen die Macher von DAS FEST damit um? Immerhin wollen sie nicht nur ein Festival für die komplette Familie bieten, sondern auch regionale und vor allem nachhaltige Themen im Fokus behalten.

Vorweg: Der Weg, auf dem sich die DAS FEST-Macher bewegen, ist vorbildlich. Das sieht zumindest der europäische Festivalverband YOUROPE so, der DAS FEST 2018 als einziges deutsches Festival mit dem „A Greener Festival Award“ ausgezeichnet hat. Ein Preis, der die Nachhaltigkeitsbemühungen honorieren soll – ob im Bereich Mobilität, Klima oder Müll.

Auch 2019 gehen die Verantwortlichen das Thema „mit großer Überzeugung“ an, wie FEST-Chef Martin Wacker bei einem Pressegespräch betont. Das sei eine „Vorbildfunktion bei der Stadt“, unterstreicht auch Karlsruhes Umweltbürgermeisterin Bettina Lisbach: „Klimaschutz und Feiern – das geht!“. Neben den bisherigen Bemühungen ist in diesem Jahr zum Beispiel neu, dass weitere Solar-Leuchten an den Wegen installiert wurde, die rein durch die Sonnenkraft betrieben werden. Zudem wurden erstmals an einigen Stellen statt der bekannten portablen Toiletten auf Komposttoiletten gesetzt. Statt in einem Behälter mit einer chemischen Flüssigkeit, landen die Fäkalien hier in einem mit Stroh oder Rindenmulch gefüllen Behälter, bevor die Masse dann kompostiert wird.

 

Müllvermeidung auf DAS FEST

Es lässt sich nicht vermeiden, dass bei einem Festival wie DAS FEST Müll anfällt – da sind sich alle einig. Was sich jedoch beeinflussen lässt ist die Art des Müll. Grundsätzlich, so die Macher, werden die Hügelwirte beispielsweise angehalten, beim Verkauf von Essen und Trinken so wenig Müllaufkommen wie möglich zu produzieren. Ein Teil des Konzepts ist es auch, dass es in der gesamten Günther-Klotz-Anlage eine Pfandregelung gibt. Teller und Becher müssen wieder abgegeben werden, auch wenn es sich um Einwegprodukte handelt. Doch so soll sichergestellt werden, dass der Abfall fachgerecht gesammelt, wiederverwertet oder kompostiert werden kann.

 

| Quelle: Florian Kaute

 

Kompostierbare Einwegteller? Das ist möglich. Denn auf DAS FEST kommen keine konventionellen Plastikteller zum Einsatz, sondern welche aus Zuckerrohrfasern. Dieses Material fällt bei der Zuckerproduktion an. Servietten sind aus reiner Cellulose, die Trinkbecher aus nachwachsenden Pflanzenrohstoffen.

Auch beim Aufbau wird auf Wiederverwertung geachtet: Bühnen, Pagodenzelte, Bestuhlung und mehr werden immer wieder aufs Neue verwendet. Banner und Schilder werden so gestaltet, dass sie ebenfalls auch im Folgejahr wieder genutzt werden können.

Besucher sind angehalten, auf dem Gelände keinen mitgebrachten Müll zurückzulassen. Wer auf dem Fest Give-aways verteilen will, muss dies vorab den FEST-Machern absprechen, damit keine minderwertigen oder einzeln verschweißte Artikel in der Günther-Klotz-Anlage landen. Das Verteilen von Flyern ist generell verboten.

 

Müllentsorgung auf DAS FEST

Mülltrennung kennt jeder aus dem eigenen Haushalt und das Thema wird auch bei DAS FEST verfolgt – wenn auch mit einer klaren Zielsetzung, nämlich die Menge an Restmüll auf ein Minimum zu reduzieren. „In den vergangenen Jahr haben wir den Restmüll auf eine Menge von rund zehn Tonnen reduzieren können“, so der FEST-Pressesprecher Philipp Schätzle. Das klingt von der Menge her zwar noch viel, doch diese Zahl wurde in den vergangenen Jahren massiv gesenkt.

 

| Quelle: Florian Kaute

 

Dieser Fortschritt kommt nicht von ungefähr: Vieles sei auf das Pfandsystem zurückzuführen, was es den Ständen möglich macht, den Müll sachgemäß zu sortieren. Für die Abfälle auf dem Gelände werden Tonnen verteilt, wobei ein Umweltbeauftragter stets die Position im Blick behält und gegebenenfalls den Standort korrigiert. Auch dieser Abfall, auch wenn hier alles in eine Tonne fliegt, wird im Anschluss noch sortiert, so DAS-FEST-Sprecher Schätzle im Gespräch mit meinKA. Was nicht in der Tonne, sondern auf dem Grün der Günther-Klotz-Anlage landet, wird regelmäßig von einer Säuberungscrew per Hand aufgelsammelt.

Die Standbetreiber verpflichten sich ebenfalls zur Mülltrennung und müssen gar eine Umweltkaution hinterlegen. Dieses Geld gibt es erst dann zurück, wenn der Standplatz nach dem Abbau in einem sauberen Zustand ist und die umliegende Natur keinen Schaden davongetragen hat.

 

Neues Leben für die DAS FEST-Becher

Eine große Rolle beim Recycling spielen die Getränkebecher. Optisch sind sie von handelsüblichen Plastikbechern nicht zu unterscheiden. Sie sind aus durchsichtigem Plastik, zum Teil mit Sponsorenlogos bedruckt. Doch auch wenn Optik und Haptik keinen Unterschied feststellen lassen, so handelt es sich hierbei doch um spezielle Becher, denn das Material ist nachhaltig und bio!

 

| Quelle: Florian Kaute

 

Die Becher bestehen aus PLA, was eine Abkürzung für den Namen Polymilchsäure ist. Dieser Rohstoff wird entweder bei landwirtschaftlichen Abfällen gewonnen oder kann extra angebaut werden. Der Vorteil: Das Material kann biologisch abgebaut werden, obwohl die Eigenschaften ähnlich sind, wie bei regulärem Plastik aus Erdöl. An der Entwicklung des Bechers ist das Fraunhofer Institut ICT in Berghausen/Pfinztal beteiligt. Der Arbeit dieser Einrichtung ist es zu verdanken, dass das PLA mittlerweile als Rohstoff in Verwendung mit Lebensmitteln genutzt werden kann.

Bereits im vergangenen Jahr, wurden Trinkgefäße aus dem Material ausgegeben. Wie viel hundert Becher es genau sind, das kann nicht so leicht gesagt werden. Das Material lagert seit 2018 auf dem Gelände des ICT. Warum? Aus den benutzten Bechern sollen neue und brauchbare Gegenstände entstehen. Denn die Becher können nach einer Reinigung und Zerkleinerung erneut als Rohstoff verwendet werden. Was aus den Bechern aus dem vergangenen Jahr entstehen soll, steht noch nicht fest. Dafür werden 2019 am Stand des Fraunhofer Institut ICT Einfälle gesammelt, die dann vielleicht in die Umsetzung gehen. Zu finden ist der Stand unweit der Kulturbühne im östlichen Bereich des Festivalgeländes. Dort ist dann auch erstmals die Klima-Akademie zu finden.

 

Klima-Akademie auf DAS FEST 2019

Nicht nur am Stand des Fraunhofer Instituts ICT können die DAS FEST-Besucher vielfältige Informationen zum Thema Nachhaltigkeit bekommen. Im Jahr 2019 wird im Rahmen einer Klima-Akademie ein breites Angebot an Infotainment-Modulen geboten. Zu sehen und erleben sind dort neben dem Fraunhofer Institut die Baden-Württemberg Stiftung, die KEK Karlsruher Energie- und Klimaschutzagentur, der NABU Deutschland sowie der dm-drogeriemarkt und der Naturseifenhersteller Dr. Bronners.

Während es beim Fraunhofer Institut um die Verwendung von PLA-Einweggeschirr geht, präsentiert die Baden-Württemberg-Stiftung erstmals ihren Erlebnisraum „Mobiles Baden-Württemberg“. Dort geht es um das Thema Mobilität und die Frage, wie die Mobilität der Zukunft aussehen wird. Die KEK bringt den Besuchern das Thema erneuerbare Energie näher und gibt Tipps zum Klimaschutz im Alltag mit auf den Weg. Der Deutsche Naturschutzbund NABU hat mit Unterstützung von dm eine App entwickelt, mit der sich die heimische Insektenwelt bestimmen, kartieren und melden lässt – ein Beitrag, um gegen den dramatischen Insektenschwund vorzugehen. dm bietet gemeinsam mit Dr. Bronners eine interaktive Erlebnisreise unter dem Titel „Polli und das Plastik“, bei dem Kinder zwischen drei und acht auf spielerische Weise den Umgang mit Plasik und die Folgen davon vermittelt wird.

 

| Quelle: Florian Kaute

 

Zuletzt sorgt im Bereich der Klima-Akademie ein besonderer Live-Act für Abwechslung. Rogier De Nijs ist Musiker und nutzt für seine Live-Performance ausschließlich Plastikmüll. Zu sehen ist das rund 20-minütige Programm am FEST-Samstag jeweils ab 14:00 Uhr, 16:00 Uhr und 18:00 Uhr sowie am FEST-Sonntag um 12:00 Uhr, 13:30 Uhr sowie um 15:00 Uhr.

Hier die ist Klima-Akademie beim FEST zu finden

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