News aus Baden-Württemberg
Pro-Kopf-Müll sinkt in Baden-Württemberg auf Tiefstwert

News aus Baden-Württemberg Pro-Kopf-Müll sinkt in Baden-Württemberg auf Tiefstwert

Quelle: Rolf Vennenbernd/dpa/Symbolbild
dpa

2022 haben die Baden-Württemberg im Schnitt so wenig in den Hausmüll geworfen wie noch nie seit 1990. Ein Grund: Die schlechtere Konjunkturlage. Zufrieden ist Umweltstaatssekretär Andre Baumann trotzdem nicht, noch immer lande zu viel in der falschen Tonne.

Es ist eine gute Nachricht, die Umweltstaatssekretär Andre Baumann bei der Vorstellung der Müllbilanz für das vergangene Jahr zu verkünden hat: Die Baden-Württemberger haben im vergangenen Jahr so wenig Haushaltsmüll entsorgt wie nie zuvor seit Beginn der Erhebung im Jahr 1990. Das durchschnittliche Aufkommen von Haus- und Sperrmüll sei auf 334 Kilogramm pro Person gesunken, sagte der Grünen-Politiker am Dienstag in Stuttgart.

«Damit sind die häuslichen Abfälle stärker gesunken, als sie in der Pandemie angestiegen sind, und liegen nun auf einem historischen Tiefstwert», sagte Baumann. Im Jahr 2021 hatte jeder Baden-Württemberger und jede Baden-Württembergerin im Schnitt noch 364 Kilogramm in Haus- und Sperrmüll geworfen. Im ersten Coronajahr 2020 war der Wert sogar auf 369 Kilogramm angestiegen.

Einer der Gründe für den Rückgang lässt Baumann dagegen nicht jubeln: Ursache ist aus seiner Sicht die abflauende Konjunktur. «Wir können uns nicht freuen, wenn die wirtschaftliche Entwicklung schlechter wird», sagte Baumann. Die Abfallmenge müsse dringend vom Konsumverhalten entkoppelt werden.

Zum anderen sieht Baumann den Rückgang im Ende der Corona-Pandemie begründet. So sei etwa die Menge an Papiermüll deutlich gesunken. Die Menschen im Südwesten warfen der Bilanz zufolge im Schnitt pro Kopf 6,1 Kilogramm weniger Papier und Pappe weg – auch, weil wieder mehr im Laden und weniger online gekauft wurde, vermutete Baumann.

Aus seiner Sicht ist vor allem die richtige Trennung und dann auch Verwertung von Müll wichtig. «Was früher noch Abfall war, ist heute ein Wertstoff», sagte er. Deswegen sollte Müll auch nicht wie Abfall behandelt, sondern genutzt werden.

Nicht zufrieden ist der Staatssekretär mit der Mülltrennung. «Ich sag’s ganz deutlich: Wir wünschen uns mehr.» Noch immer gehörten rund 60 Prozent des Inhalts einer Restmülltonne entweder in die Biomüll- oder in die Wertstofftonne. Das müsse verbessert werden. Probleme sieht Baumann unter anderem in größeren Wohnkomplexen mit gemeinsam genutzten Mülltonnen. Dort seien vermehrt Fehlwürfe, also Müll in der falschen Tonnen, zu beobachten.

Von einer besseren Mülltrennung und mehr Recycling profitiere auch die Wirtschaft. «Unsere Industrie braucht diese Wertstoffe. Wir wollen weg von fossilen Rohstoffträgern», sagte Baumann. Und auch für Privathaushalte mache eine korrekte Trennung aus finanziellen Gründen Sinn, sagte Baumann. «Jeder, der sich über zu hohe Müllgebühren beklagt, kann damit anfangen, möglichst viel in Bio – und Wertstofftonne zu geben.»

Denn die Gebühren für die Müllentsorgung sind dem Bericht zufolge in Baden-Württemberg gestiegen. Ein Vier-Personen-Hauhalt muss derzeit im Schnitt mit Kosten in Höhe von 180,21 Euro pro Jahr für die Müllentsorgung rechnen. Im vergangenen Jahr hatte der Wert noch bei 173,71 Euro gelegen. Die Erhöhung liege jedoch mit 3,7 Prozent deutlich unter der aktuellen Inflationsrate, sagte Baumann.

Kritisch sieht Baumann, dass auch die Menge an Biomüll im vergangenen Jahr zurückgegangen ist. Pro Kopf waren es dem Bericht zufolge rund 54 Kilogramm, Ziel des Landes sind eigentlich 60 Kilogramm pro Person und Jahr. Als Grund nannte der Staatssekretär den trockenen Sommer im vergangenen Jahr, in dem Pflanzen weniger gewachsen seien, was zu weniger Grüngut geführt habe. Zudem werde mit dem Ende der Pandemie auch wieder weniger zu Hause gekocht.

«Bioabfälle, die in Vergärungsanlagen verwertet werden, sind in zweifacher Hinsicht wahre Schätze», sagte Baumann. Zum einen entstehe durch die Vergärung hochwertiger Kompost für die Landwirtschaft, zum anderen könne daraus Biogas erzeugt werden, das zum Heizen oder zur Stromgewinnung genutzt werden könne. 69 Prozent des gesammelten Biomülls wurden im Südwesten im vergangenen Jahr so genutzt, ein Prozentpunkt mehr als noch 2021.

Diese Nutzung müsse weiter ausgebaut werden, sagte Baumann. «In Zeiten, in denen ein Energiekrieg gegen Mitteleuropa geführt wird, ist es sinnvoll, das, was eh da ist, zu nutzen.» Aus einer Bananenschale könne so viel Energie gewonnen werden, um eine LED-Lampe eine Stunde lang betreiben zu können, sagte Baumann.

 

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