Interview zur Dampflok und ihrer Schwester
Start der Schlossgartenbahn verschoben – „Greif“ wartet auf ihren Einsatz

Interview zur Dampflok und ihrer Schwester Start der Schlossgartenbahn verschoben – „Greif“ wartet auf ihren Einsatz

Interview
Quelle: Thomas Riedel

Sie ist ein Stück Heimat in der Fächerstadt – die Schlossgartenbahn, die sich von April bis November durch die grüne Oase schlängelt. Doch das Coronavirus macht auch hier einen Strich durch die Rechnung. Der für Karfreitag geplante Start der Bahn wurde verschoben.

Die „Greif“ bleibt aktuell im Lokschuppen

Jedes Jahr von Karfreitag bis Allerheiligen fährt die Schlossgartenbahn an Wochenenden und Feiertagen durch die grüne Oase in der Fächerstadt. Zwischen Ende Mai und Ende September ist sie auch unter der Woche unterwegs. Doch im Jahr 2020 ist alles anders. Wegen der Corona-Krise startet auch das „Bähnle“ an Karfreitag, 10. April, nicht seine Runden durch den Schlossgarten, sondern bleibt im Lokschuppen.

Eine besondere Attraktion ist die „Greif“, die ausschließlich an Sonn- und Feiertagen auf der 2,5 Kilometer langen Strecke fährt. Die Feldbahndampflok wurde 1939 von der Firma Henschel in Kassel erbaut. Sie leistete Dienste im Tagebau, auf Großbaustellen und bei der Trümmerbahn in Heilbronn. 1967 wurde die Lokomotive vor dem Schrott gerettet und verschönert zur „Westernlok“. Seit 2016 wird die „Greif“ von der Müller & Waidelich GbR betrieben.

Wie geht es weiter mit der „Greif“ in diesem Jahr? Was passiert während der aktuellen Zeit mit ihr und wie geht es eigentlich der kleinen Schwester? Das hat Marco Müller von der Müller & Waidelich GbR im meinKA-Interview verraten.

 

Greif Schlossgartenbahn Marco Müller Steffen Waidelich

Marco Müller und Steffen Waidelich | Quelle: Thomas Waidelich

 

Corona & die „Greif“ – Verschiebung des Starttermins

Zuerst die wichtigste Frage: Wie geht es der „Greif“ denn aktuell?

Marco Müller (lacht): Die „Greif“ erfreut sich bester Gesundheit, der geht es besser als je zuvor. Da muss man sich also keine Sorgen machen!

 

An Karfreitag hätte die Saison für die Schlossgartenbahn starten sollen. Daraus wurde erst einmal nichts. Wann fiel die Entscheidung, den Start zu verschieben?

Marco Müller: Wir sind ja ein Subunternehmen und arbeiten für die Verkehrsbetriebe Karlsruhe. Von den VBK bekamen wir dann eben auch gesagt, dass aufgrund der Corona-Verordnung der Saisonstart verschoben werden muss. Jetzt heißt es abwarten, bis es wieder losgehen darf. Zum Zeitpunkt kann man gar nichts sagen. Man hofft natürlich, dass es schnell wieder der Fall sein wird. Aber wenn man realistisch ist, muss man sagen, dass Veranstaltungen, die nicht systemrelevant sind und wo Menschen auf engem Raum zusammenkommen – wie es in einem Eisenbahnwaggon der Fall ist – wahrscheinlich eher später wieder möglich sind.

 

Wie geht es Ihnen denn damit?

Marco Müller: Wir waren zwei Mal noch im Schlossgarten unterwegs, für eine TÜV-Fahrt und eine Abnahmefahrt für getätigte Gleisbauarbeiten. Und dann sieht man halt die Passanten, die draußen vor den Toren stehen, manchmal entdeckt man auch Stammkunden, die sonst jeden Sonn- und Feiertag bei der Lok sind. Es ist sehr traurig zu sehen, wie dann die Kinder dort stehen und die Lok anschauen. Das ist schade.

Ich denke auch oft an ein Kind, das jeden Sonntag mit seinem Vater und seiner Mutter vorbeigekommen ist. Es hat die „Greif“ gebraucht, weil es ein bisschen gehandicapt und überdreht ist. Bei der „Greif“ hatte es eine Art Ruhepol gefunden. Der Vater hat uns erklärt, dass der Besuch der Lok dem Kind viel Ruhe gibt. Es ist schön zu sehen, dass wir so eine Ausstrahlung auf Kinder haben können. Aber jetzt tut es uns noch mehr leid, weil man oft an das Kind denken muss, das jetzt daheim ist und diesen Ruhepol erst einmal nicht bekommt. Man hofft einfach, dass das Ganze bald vorbei ist.

 

Die Schlossgartenbahn fährt durch den Schlossgarten.

Die Schlossgartenbahn fährt durch den Schlossgarten. | Quelle: Thomas Riedel

 

Corona-Zeit nutzen für das Feintuning

Jetzt ist ja aktuell etwas Zeit übrig. Wie nutzen Sie diese? Können Sie etwas für die „Greif“ tun?

Marco Müller: Wir schauen derzeit, dass wir unsere Lok – soweit es geht – in einen besseren Zustand bringen, als sie schon ist. Sie war ja bis dato top restauriert, aber es gibt trotzdem ein paar Stellen, das sogenannte Feintuning, an denen man gerne arbeiten würde, aber nie die Zeit dafür hat. Jetzt ist die Zeit eben da – für Ausbesserungsarbeiten oder Lackierarbeiten. Außerdem bringen wir noch kleine Dinge an, die für den Außenstehenden nicht ersichtlich sind, aber für den Betrieb der Lok erheblich mehr Komfort bringen.

 

Also wird es nicht langweilig…

Marco Müller: Außerdem sind wir dabei, die Werkstatt durchzuchecken. Wir schauen, was wir an Material brauchen und sortieren alles. Also einmal ausmisten, herrichten und alles effektiver machen. Das ist unsere aktuelle Situation. Die Verkehrsbetriebe Karlsruhe machen es ähnlich und haben einen Trupp von Lackierern in den Schuppen geschickt. Die sind jetzt dabei, die ganzen Fahrzeuge auf Vordermann zu bringen und Ausbesserungsarbeiten durchzuführen. Dass die Fahrzeuge in gutem Zustand sind, sobald es losgeht. Genauso finden gerade im Park Gleisbauarbeiten statt, die sonst eigentlich erst in der nächsten Saison möglich gewesen wären. Das alles ist schon sehr effektiv – auch wenn es schade ist, dass wir jetzt noch nicht fahren können.

 

Die Schwester der Dampflok „Greif“

Die „Greif“ hat ja im vergangenen Jahr eine kleine Schwester bekommen. Beide Loks wurden von Henschel und Sohn in Kassel gebaut. Wie geht es der Nummer zwei denn?

Marco Müller: Der geht es auch gut. In der Hinsicht waren wir auch schon fleißig und haben die Lok unter die Lupe genommen und Arbeiten getätigt, die nötig waren, um sie einzulagern.

 

Wo kommt die kleine Schwester denn her?

Marco Müller: Wir haben sie aus Frankfurt damals bekommen, durch das Frankfurter Feldbahnmuseum. Mit dem Museum kooperieren wir ja auch, wenn Christian Felten mit der Dampflok Emma zu Besuch in Karlsruhe ist. Über diesen Kontakt sind auch die Kontakte zum Feldbahnmuseum gewachsen und die haben uns gefragt, ob wie diese andere Lok haben möchten. Das war für uns insofern interessant, weil diese Lok baugleich zu unserer ist.

 

Warum war das so wichtig für Sie und für die „Greif“?

Marco Müller: Die „Greif“ soll so lange wie möglich für die Karlsruher in Betrieb bleiben, aber wir haben keine Ersatzteile. An der Lok sind etliche Teile verbaut, wobei es sich um Spezialteile handelt – auch Gussteile –, die heutzutage gar nicht mehr hergestellt werden. Das heißt, man muss auf Ersatzteile zurückgreifen, die vielleicht in irgendwo zu finden sind. Das ist fast unmöglich. Lange hatten wir keine Ersatzteile für relevante Bauteile und das war ein Problem.

Dadurch, dass die „neue“ Lok baugleich ist, hat sie viele Bauteile, die wir bräuchten, falls mit der „Greif“ etwas wäre. Deswegen war das eine sinnvolle Investition, auch wenn wir nicht viel Geld hatten. Aber wann kommt diese Chance nochmal, dass jemand uns die baugleiche Lok präsentiert, die wir kaufen können? Deswegen haben wir sie erworben. Damit können wir erstens garantieren, dass die „Greif“ auf lange Sicht in Karlsruhe fahren kann und in zweiter Überlegung vielleicht irgendwann finanziell die Möglichkeit hat, auch die andere Lok in einen fahrbaren Zustand zu bekommen.

Aber das ist Zukunftsmusik. Wenn wir manchmal Zeit haben, fahren wir zu der Maschine und schauen, was wir schon an Kleinigkeiten machen können. Wie sich das entwickelt, werden wir sehen. Wir wissen selbst nicht genau, was die Zeit und das Finanzielle uns ermöglichen.

 

Welche Geschichte hat die neue Lok?

Marco Müller: Es ist nicht so einfach herauszufinden, wo die Maschine genau herkommt, weil es unterschiedliche Aussagen zu der vorigen Nutzung gibt. Das ist noch in der Klärung. Davor war die Maschine im Berliner Technikmuseum ausgestellt und über das Museum Berlin kam sie nach Frankfurt. Und die Frankfurter haben gesagt, in Karlsruhe hätte man den größten Nutzen für die Maschine, deshalb haben sie sie uns angeboten. Dafür sind wir sehr dankbar. Die Gewissheit zu haben, dass alle wesentlichen Bauteile vorhanden sind, falls irgendetwas mal kaputt gehen sollte, macht uns entspannter.

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