News aus Baden-Württemberg
Tarifkonflikt im Einzelhandel: Arbeitnehmer lehnen erstes Angebot ab

News aus Baden-Württemberg Tarifkonflikt im Einzelhandel: Arbeitnehmer lehnen erstes Angebot ab

Quelle: Fabian Sommer/dpa/Archivbild
dpa

Tarifverhandlungen im Handel haben immer eine ganz eigene Dynamik. Warnstreiks gibt es relativ rasch, und die Verhandlungen sind oftmals zäher als in anderen Branchen. Diesmal könnte es anders laufen.

Schon in der ersten Tarifrunde für die 490.000 Beschäftigten im baden-württembergischen Einzelhandel haben die Arbeitgeber ein Angebot vorgelegt. Die Verhandlungskommission der Gegenseite habe dies aber am Donnerstag einstimmig als unzureichend zurückgewiesen, sagte Verhandlungsführer Wolfgang Krüger von der Gewerkschaft Verdi. Nun soll am 17. Mai weiterverhandelt werden, wie Krüger und Philip Merten vom Handelsverband Baden-Württemberg sagten.

Die Gespräche in Stuttgart hatten bundesweit die Tarifrunde im Einzelhandel eingeläutet. Die Tarifgespräche werden traditionell regional geführt. Die Südwest-Arbeitgeber boten am Nachmittag eine tabellenwirksame Erhöhung von insgesamt fünf Prozent über zwei Jahre sowie eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie von 1000 Euro – jeweils in zwei Schritten – an.

«Wir sind uns unserer Verantwortung für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Einzelhandel bewusst und steigen daher mit dem schnellsten und höchsten Angebot seit Jahrzehnten in die Tarifrunde ein», sagte Merten laut einer Mitteilung des Handelsverbands. «Wir zeigen damit, dass wir ernsthaft nach einer Lösung suchen, die die Bedürfnisse der Beschäftigten und die wirtschaftlichen Zwänge von Unternehmen in unserer Branche zum Ausgleich bringt.»

Verdi-Vertreter Krüger bezeichnete das Angebot als «völlig unzureichend». Trotz des ungewöhnlich frühen Angebots der Arbeitgeber rücke die Gewerkschaft erst einmal nicht von ihren Forderungen ab, sagte er: 15 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von einem Jahr. Das wiederum weist der Handelsverband als überzogen zurück.

Die Hauptgeschäftsführerin des Handelsverbands, Sabine Hagmann, hatte vor Beginn der Verhandlungen gesagt: «Angesichts der allgemeinen wirtschaftlichen Lage und speziell der schwierigen Lage im Einzelhandel gehen wir von den härtesten Tarifverhandlungen seit Langem aus.» Die vielen Insolvenzen großer Unternehmen zeigten, wie prekär die Lage im Einzelhandel sei. Auch Arbeitnehmer müssten angesichts der aktuellen Situation Verantwortung übernehmen, um das Überleben des stationären Einzelhandels zu sichern.

Von Lohnzurückhaltung wollte Krüger indes nichts wissen. «Die Einzelhandelsunternehmen konnten sich von gestiegenen Kosten entlasten, indem sie ihrerseits die Preise erhöhten.» Jetzt sei es Zeit, dass die Beschäftigten, die seit über einem Jahr der extremen Inflation ausgesetzt seien, kräftige Entgelterhöhungen bekämen.

Allein mit tariflichen Mitteln könnten die Folgen der Inflation nicht aufgefangen werden, argumentierte Merten. «Nur im Zusammenwirken von Staat, Unternehmen und Tarifpolitik kann den Beschäftigten wirksam geholfen werden.»

Je nach Verlauf der Verhandlungen könnten bald erste Warnstreiks folgen. Im Einzelhandel ist es Tarifexperten zufolge für die Gewerkschaft besonders schwierig, Druck auf Arbeitgeber auszuüben. Denn der Organisationsgrad sei niedriger als in anderen Branchen, heißt es. Das liege auch daran, dass viele Teilzeit-Beschäftigte in vielen Betrieben besonders schwer zu organisieren seien.

Die längste Tarifrunde der vergangenen Jahren im Handel wurde in Baden-Württemberg im Jahr 2008 beendet – 18 Monate dauerte es damals, bis eine Lösung am Verhandlungstisch erzielt wurde. Begleitet wurden die Gespräche damals von zahlreichen Streikaktionen.

 

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