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Strafverfolgungsstatistik: Wer und was die Gerichte im Land am stärksten beschäftigt

News Strafverfolgungsstatistik: Wer und was die Gerichte im Land am stärksten beschäftigt

Quelle: Oliver Berg/dpa
dpa

Wer in Baden‑Württemberg 2024 vor Gericht stand, war meist männlich, oft schon vorher auffällig – und nicht selten mit dem Auto unterwegs. Was sonst noch auffällt in der Strafverfolgungsstatistik.

In Baden‑Württemberg landet nicht gleich jeder vor Gericht – aber wer dort verurteilt wird, folgt einem klaren Muster: meist erwachsen, meist männlich und oft schon einmal auffällig. Die nun veröffentlichten Zahlen für 2024 zeigen, wer die Gerichte am stärksten beschäftigt – und welche Trends sich hinter den nackten Zahlen verbergen.

 

Seit Bestehen des Landes: Verurteilungen auf niedrigem Niveau

Mit 992 Verurteilten je 100.000 Einwohnern liegt die Strafverfolgung 2024 auf dem zweitniedrigsten Wert seit Gründung des Landes vor mehr als 70 Jahren. Absolut betrachtet stiegen die Schuldsprüche leicht auf 97.300, doch relativ zur Bevölkerung hat sich die Belastung verringert. Besonders auffällig: Heranwachsende zwischen 18 und 20 Jahren stehen mit 1.555 Verurteilungen je 100.000 weiterhin an der Spitze, während die Zahl bei Jugendlichen deutlich niedriger liegt (626). Insgesamt wurden in Baden-Württemberg 2.700 Jugendliche, 5.400 Heranwachsende und 89.200 Erwachsene rechtskräftig verurteilt.

Der Cannabis-Effekt

Die Teillegalisierung von Cannabis zeichnet sich deutlich in der Statistik ab. Die Zahl der verurteilten Heranwachsenden im Alter von 18 bis 20 Jahren ging im Vergleich zum Vorjahr um 8,2 Prozent besonders stark zurück. Ein Grund dafür: Seit April 2024 ist der Anbau und Besitz von Cannabis zumindest für Volljährige und in begrenzten Mengen erlaubt. Seitdem gingen die Verurteilungen im Bereich der Betäubungsmittel-Delikte bei Heranwachsenden um 58,1 Prozent zurück. Auch bei den Jugendlichen wurden 5,7 Prozent weniger Urteile gesprochen. Zum Vergleich: Bei den Erwachsenen (21 Jahre und älter) legten die Verurteilungen um 1,7 Prozent zu.

Kriminalität bleibt Männersache

Kriminalität ist unangefochten eine männliche Domäne. Knapp 82 Prozent der insgesamt 97.300 Verurteilten in baden-württembergischen Gerichten sind Männer. Egal, ob bei Verkehrsdelikten, Diebstahl oder Betrug – sie tauchen fast überall deutlich häufiger auf als Frauen. Mit 1.639 Verurteilungen pro 100.000 strafmündiger Männer übertreffen sie das Verhältnis unter Frauen (360) um ein Vielfaches.

Jeder zweite Verurteilte ohne deutschen Pass

Steigend ist die Zahl der Urteile gegen Menschen, die keinen deutschen Pass haben. 46.500 Schuldsprüche (47,8 Prozent) entfielen laut Statistik auf diese Gruppe, das sind fast die Hälfte aller Verurteilten und etwas mehr als im Jahr zuvor. Besonders unter Heranwachsenden und Erwachsenen ist der Anteil hoch, parallel zur wachsenden nichtdeutschen Bevölkerung.

«Die Entwicklung der Verurteilungen von Deutschen und Nichtdeutschen stand im Jahr 2024 unter dem besonderen Einfluss der Bevölkerungsentwicklung im Land», erläutert das Landesamt. Während die Zahl der nichtdeutschen Strafmündigen steige, gehe sie bei Deutschen zurück. «Die Zusammensetzung der Täter spiegelt damit auch die demografische Entwicklung wider», hieß es.

Verkehrsdelikte an der Spitze

Über 25.000 Menschen landeten 2024 wegen Verkehrsverstößen vor Gericht – das ist laut Statistik mehr als jede vierte Verurteilung (26,4 Prozent). Auch hier sind darunter deutlich mehr Männer, sie machen 82 Prozent der Fälle aus. Dahinter folgen Diebstahl, Betrug und Drogendelikte. Die Zahlen zeigen: Nicht immer sind schwere Gewalttaten das Hauptproblem – oft sind es die Fehltritte im Alltag und eben auch auf der Straße, von zu schnellem Fahren bis zu riskanten Überholmanövern.

Viele Täter sind Wiederholungstäter

Fast 43 Prozent der Verurteilten standen schon einmal vor dem Richter und haben bereits mindestens eine Vorstrafe. Unter Jugendlichen und Heranwachsenden liegt der Anteil bei über 38 Prozent. Wer einmal auffällig wird, bleibt oft länger im System: Ein Drittel der Erwachsenen hatte drei bis sogar acht Vorstrafen, bei etwa 23 Prozent waren es sogar neun oder mehr.

 

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