Karlsruher Fernwärme bekommt eine weitere Einspeise-Quelle
Klimafreundliche Prozessabwärme wird zu Stadtwerke-Fernwärme

Karlsruher Fernwärme bekommt eine weitere Einspeise-Quelle Klimafreundliche Prozessabwärme wird zu Stadtwerke-Fernwärme

Quelle: ARTIS – Uli Deck

Ein Teil der industriellen Prozessabwärme der Papierfabrik der Stora Enso Maxau (SEM) wird zukünftig für die Fernwärmeversorgung der Fächerstadt nutzbar gemacht. Dies haben die Stadtwerke Karlsruhe und die SEM gemeinsam nun beschlossen.

Stadtwerke mit klimafreundlicher Wärme aus Abwärme

Aktuell werden rund 40.000 Wohneinheiten und eine Großzahl von Gewerbeeinheiten in der Stadt Karlsruhe mit Fernwärme versorgt. Diese Fernwärme stammt zu über 90 Prozent aus industrieller Prozessabwärme und aus Abwärme bei der Stromerzeugung in so genannter Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). Hauptlieferanten sind die Mineralölraffinerie Oberrhein (MiRO) und das Rheinhafen-Dampfkraftwerk der Energie Baden-Württemberg AG. Sowohl die Raffinerie als auch das Kraftwerk nutzen dabei Abwärme, die sonst verloren ginge, für die Fernwärmeversorgung. Das spart Ressourcen und schont Umwelt und Klima.

Nun wird die Abwärme der Papierfabrik als weitere Einspeisequelle hinzukommen, denn ein Teil der industriellen Prozessabwärme der am Rhein gelegenen Papierfabrik der Stora Enso Maxau (SEM) wird zukünftig für die Fernwärmeversorgung der Fächerstadt nutzbar gemacht. Dies haben die Stadtwerke Karlsruhe und die SEM gemeinsam beschlossen und nun auch vertraglich festgehalten.

 

Stora Enso Maxau & Stadtwerke Karlsruhe schließen Vertrag

„Dem Beschluss ging eine Studie voraus, die wir gemeinsam mit SEM beauftragt haben: Sie hat ergeben, dass es technisch, ökologisch und wirtschaftlich sinnvoll ist, die Abwärme aus der Papierproduktion für das Fernwärmenetz unserer Stadt nutzbar zu machen“, erläutert Dr. Olaf Heil, Technischer Geschäftsführer der Stadtwerke Karlsruhe, bei der Vertragsunterzeichnung.

„Wir freuen uns, dass wir Teil dieses großen Umweltprojekts werden und künftig unsere Prozesse auf diesem Weg im ökologischen Sinne noch besser gestalten können“, so Joachim Grünewald, Geschäftsführer der Stora Enso Maxau.  Durch den derzeitigen Bau einer neuen, hocheffizienten Turbine in der Papierfabrik ergibt sich dann weiteres KWK-Potential. Dieses wollen die bei-den Partner SEM und Stadtwerke künftig für die Wärmeversorgung nutzbar machen. Dies führt zu einer Vermeidung von 10.000 Tonnen CO2-Ausstoß pro Jahr.

 

So gelangt die Abwärme zum Stadtwerke-Heizkraftwerk

Die neue Dampfturbine von SEM wird im Laufe des Jahres 2020 in Betrieb gehen. Mit einem ebenfalls neuen Heizkondensator können dann pro Stunde rund 40 Tonnen Dampf im KWK-Betrieb zur Wärmelieferung genutzt werden. Diese soll über eine neue, etwa zwei Kilometer lange Verbindungsleitung von der Papierfabrik bis zur bestehenden Transportleitung von der MiRO-Raffinerie zum Heizkraftwerk West (HKW West) der Stadtwerke geleitet werden.

Das HKW West am Rheinhafen dient als Verteilknotenpunkt für die ankommende Wärme aus allen drei Einspeisequellen. Von dort wird die Wärme in Form von heißem Wasser in das Fernwärmenetz der Stadt verteilt. Das beim Kunden genutzte und dabei abgekühlte Wasser wird über den so genannten Rücklauf wieder dem HKW zugeführt. Mit dem Bau der neuen Verbindungsleitung beginnen die Stadtwerke im Spätjahr 2020 und möchten sie bis Ende 2022 fertigstellen.

 

Niedriger Primärenergiefaktor und geringer CO2-Ausstoß

Aufgrund ihrer Entstehung ist die Karlsruher Fernwärme eine äußerst klimaschonende und emissionsarme Heizenergie, die mit einem Primärenergiewert von nur 0,26 leicht alle Anforderungen der Energie-Einsparverordnung und der Wärmegesetze des Bundes und des Landes Baden-Württemberg erfüllt. So können Bauherren kostensparend planen und zum Beispiel auf eine thermische Solaranlage oder auf besonders aufwändige zusätzliche Wärmedämm-Maßnahmen verzichten.

Die Fernwärme spielt auch beim spezifischen Feinstaub-, Kohlendioxid- und Stickoxidausstoß in der ersten Liga und schneidet hier deutlich besser ab als zum Beispiel Heizöl. Das verbessert die Luftqualität vor Ort deutlich. Insgesamt ist der Karlsruher Fernwärme-Ausbau ein wichtiger Beitrag zur Energiewende und eines der größten Klimaschutz-Projekte in Baden-Württemberg.

Seit einigen Jahren bauen die Stadtwerke ihr Fernwärmenetz in der Fächerstadt konsequent aus und schließen Zug um Zug neue Stadtteile an. Erstmals überwindet die Fernwärme aktuell auch die Stadtgrenze Richtung Süden – die neue Trasse von der Rheinstrandsiedlung über Forchheim bis zur neuen Stadtmitte Rheinstetten wird im Jahr 2021 fertig.

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