Gäste-Fanblock bei Spiel gegen den VfB nicht komplett gefüllt Platzverweise für fast 600 KSC-Fans: Aufklärung nach Derby gefordert
Auf dem Platz lief es nicht für den Karlsruher SC im Derby gegen den VfB Stuttgart – und auch viele Fans des KSC hatten sich diesen Sonntag anders vorgestellt. Hunderte KSC-Anhänger erhielten Platzverweise. Jetzt fordern sie Aufklärung.
Der Gästeblock der Karlsruher Fans war am Sonntagnachmittag, 24. November 2019, in der Mercedes-Benz Arena nicht komplett gefüllt. Hunderte Fans des KSC hatten vor dem Derby gegen den VfB einen Platzverweis von der Polizei bekommen. Die Polizei sprach zunächst von 200 Platzverweisen, korrigierte die Zahl im Nachhinein aber auf 591. In einer Stellungnahme der Supporters Karlsruhe heißt es, es seien 600 Fans betroffen gewesen. Für viele Karlsruher sind diese Maßnahmen nicht nachvollziehbar. KSC-Präsident Ingo Wellenreuther sagte im Anschluss: „Wir müssen aufklären, was die Polizei zu einer solchen Maßnahme bewogen hat. Verstehen können wir es jedenfalls nicht.“
Die Sicht der Polizei auf die Vorkommnisse
Laut einer Pressemitteilung der Polizei waren anlässlich des Derbys rund 700 Beamten im Einsatz. Bereits einen Tag zuvor sei im Gäste-Fanblock bei einer Routinedurchsuchung Rauchpulver entdeckt worden. In dieser Sache würde man noch ermitteln.
Am Sonntag sollen die KSC-Fans laut eines Polizeisprechers bereits auf dem Weg vom Bahnhof in Untertürkheim zum Stadion Pyrotechnik abgebrannt haben. Auch seien die Polizisten unter anderem mit pyrotechnischen Gegenständen beworfen worden. Die Einsatzkräfte hätten infolgedessen mehrere Hundert Fans kontrolliert, ihre Personalien aufgenommen und 591 Platzverweise für die Mercedes-Benz Arena erteilt. Im Stadion waren mehrere leere Plätze zu sehen. Dort wurde überhaupt nicht gezündelt. Insgesamt gab es während des Derbys laut Polizei keine Vorkommnisse.
Die Sicht der Supporters Karlsruhe
In den sozialen Netzwerken wurden die Maßnahmen der Stuttgarter Beamten scharf kritisiert. In einem Rundschreiben schilderten die Supporters Karlsruhe, offizieller Dachverband der KSC-Fans, ihre Sicht auf die Maßnahmen. Demnach hatten vor dem Derby drei Besprechungen stattgefunden, um die Sicherheit der Fans im Stadion zu garantieren. Mit dabei gewesen seien Verantwortliche der Polizei, des KSC sowie das Karlsruher Fanprojekt.
Diejenigen Fans aus Karlsruhe, die mit Bussen anreisten, sollten direkt am Gästeeingang am Stadion ankommen. Diejenigen, die mit dem Zug ankamen, sollten in Untertürkheim aussteigen und von der Polizei zu Fuß zur Arena gebracht werden. Laut des Schreibens hätten die Polizisten die Businsassen am Sonntag anders als besprochen ebenfalls in Untertürkheim gestoppt und zu Fuß weitergehen lassen.
An der Mercedes-Benz Arena seien die rund 600 Fans getrennt kontrolliert und durchsucht worden. „Damit verbunden wurden Platzverweise für alle Beteiligten ausgesprochen. […] Betroffen war eine willkürlich ausgewählte Gruppe bestehend aus Zugfahrern, Busfahrern und individuell angereisten Fans, unter denen sich auch Kinder und Frauen befanden“, heißt es in dem Schreiben der Supporters Karlsruhe.
Stellungnahme des Karlsruher SC
In einer Pressemitteilung hat sich der KSC von jeglicher Gewalt gegenüber Einsatzkräften distanziert. Allerdings seien von den Polizeimaßnahmen nicht ausschließlich mutmaßlich gewalttätig gewordene Personen, sondern auch „mehr oder weniger willkürlich Fans […] über fünf Stunden vor dem Stadion eingekesselt“ worden. Das dürfe nicht sein. Auch wären die betroffenen Fans nicht ausreichend über die laufenden Maßnahmen informiert worden. „Die Umsetzung der polizeilichen Maßnahmen war aus unserer Sicht unverhältnismäßig“, so KSC-Geschäftsführer Michael Becker. Zur Aufbereitung der Vorfälle wolle der KSC den zuständigen Einsatzleiter der Stuttgarter Polizei sowie weitere Verantwortliche zu Gesprächen einladen.
„Die Stimmung war komisch“, sagte KSC-Kapitän David Pisot bei der Pressekonferenz nach dem Derby. Aus dem KSC-Fanblock war kaum etwas zu hören gewesen. Die Supporters Karlsruhe sowie KSC-Präsident Wellenreuther fordern im Nachhinein eine Aufklärung der polizeilichen Maßnahmen.