Entlastung zu Lasten der Natur? Umfahrung von Hagsfeld – Wird es die Unterführung oder die Brücke?
Die Karlsruher Stadtteile Hagsfeld und Rintheim sollen vom Verkehr entlastet werden. Entschieden wird nun, wie die Verbindung vom Autobahnanschluss Karlsruhe-Nord zur L560 aussehen soll – und welche Auswirkungen das für die Umgebung haben wird.
Die Entscheidung zur Umfahrung Hagsfeld war ursprünglich für Dienstag, 18. Februar 2020, terminiert – doch aufgrund von „Beratungsbedarf“ ist die Entscheidung vertagt worden. meinKA wird über die weiteren Entwicklungen berichten.
Durchgangsverkehr von Hagsfeld fernhalten
Die Schwetzinger Straße wird von rund 11.500 Fahrzeugen pro Tag genutzt – die allesamt mitten durch das Hagsfelder Wohngebiet rollen. Ähnlich sieht es mit der Brückenstraße aus, welche aus Richtung Industriegebiet Grötzingen in den Ort hineinführt.
Auch Rintheim hat viel Durchgangsverkehr – wenn auch nicht so dicht an den Wohnhäusern und mit dem Ostring auch auf einer vergleichsweise gut ausgebauten Straße. Die bis zu 23.600 Fahrzeuge täglich rollen aber auch hier nicht lautlos vorbei.
Doch nun soll eine Alternative für einen Großteil der Fahrzeuge her – eine Umfahrung der beiden Stadtteile, so zumindest der Plan der Stadtverwaltung. Lange wurde für diesen Zweck auch über eine Nordtangente diskutiert, die nun aber mittlerweile nicht mehr zur Debatte steht: Unter anderem waren die Naturschutz-Bedenken zu groß. Nun wird eine Verbindung der B10 zur L560 diskutiert. Diese könnte zudem eine neue Anbindung an den Technologiepark darstellen.
Auswirkung der Umfahrung in der Diskussion
Die Stadt Karlsruhe hat prüfen lassen, welche Auswirkungen der Neubau der Straße hat. So sollen unter anderem mehr als 3.000 Fahrzeuge weniger durch Hagsfeld rollen, bis zu 6.700 Fahrzeuge weniger sollen über den Ostring fahren. Gemeinsam mit noch weiteren Auswirkungen auf die umliegenden Straßen sollen bis zu 23.200 Fahrzeuge auf die neue Umgehung verlegt werden können.
Doch es gibt auch Kritik: Denn der Bau der Verbindungsstraße hat nicht nur Auswirkungen auf den Verkehr, sondern auch auf die Umgebung und die Tierwelt. Diese Aspekte wurden bei der Untersuchung der beiden möglichen Varianten, der Brücke und der Unterführung, ebenfalls betrachtet.
Umfahrung entweder über eine Brücke oder Unterführung
Nur eine Verbindungsstraße zwischen dem Knotenpunkt am Elfmorgenbruch und der Haid-und-Neu-Straße bauen – das geht nicht. Dazwischen liegen Gleise der Deutschen Bahn, ein Bahnübergang könnte die erwartete Kapazität an Fahrzeugen nicht bewältigen.
Aus diesem Grund hat die Stadt zwei Varianten untersuchen lassen: Die Gleise mit einer Brücke zu überspannen oder eine Querung unter den Gleisen zu bauen. Die Brücke kommt nach einer ersten Kostenaufstellung auf rund 55 Millionen Euro, die Unterführung auf 70 Millionen Euro. Doch aus Sicht der Stadt spricht noch mehr für eine Brücke.
Zwar erreichen beide Lösungen das verkehrliche Ziel der Entlastung, doch nur bei der Brücke lasse sich mit geeigneten Maßnahmen eine negative Auswirkung auf die Tierwelt weitestgehend abwenden – beim Unterführungsbau hingegen könnten diese negativen Folgen für Fledermäuse und Amphibien nicht verhindert werden. Zudem solle die Brücke laut der Analyse im Auftrag der Stadt eine geringere Trennwirkung für Menschen und für die Tier- und Pflanzenwelt haben. Der geringere Preis und die geringeren Unterhaltungskosten sind zwei weitere Punkte für die Brücke. Für das Unterführungsbauwerk hingegen spricht vor allem der weniger starke Eingriff ins Landschaftsbild: Während die Brücke deutlich sichtbar ist, befindet sich die Unterführung über weite Teile unterhalb der Grasnabe.
Kritik an geplanter Umfahrung Hagsfeld
Die Planungen stoßen nicht überall auf Begeisterung. So zählt unter anderem die Versiegelung einer bislang offenen Fläche zu den Kritikpunkten, die im Vorfeld unter anderem bei Informationsveranstaltungen geäußert wurden. Doch nicht nur aus Sicht der Umwelt gibt es Bedenken.
So äußerten Anlieger die Bedenken, ob die geplante Umfahrung überhaupt den gewünschten Effekt der Verkehrsentlastung mit sich bringt. So führt die neue Strecke zum Beispiel auf die L560, die bereits jetzt im Berufsverkehr stark ausgelastet ist. Sollten nun bedingt durch das neue Streckenangebot mehr Autofahrer auf diese Verbindung gelangen, könnte sich das Problem an dieser Stelle noch verschärfen – möglicherweise dann auch noch zu Ausweichverkehr in den Stadtteilen führen. Doch die Stadtverwaltung verweist bei diesem Thema auf die beauftragte Verkehrsanalyse, die aufgrund der Ergebnisse von einer Verbesserung der Gesamtsituation ausgeht.
Auch die Grünen im Karlsruher Gemeinderat haben bereits im Vorfeld ihren Unmut kundgetan: Sie plädieren für die Einstellung der Planungen und vielmehr für die Umsetzung weiterer verkehrsberuhigenderer Maßnahmen. Hier betont die Stadt Karlsruhe jedoch, bereits einiges umgesetzt zu haben. Unter anderem wurde durch die Neuregelung des Gehwegparkens die Durchfahrt erschwert.
Über die Entscheidung des Karlsruher Gemeinderats wird zeitnah an dieser Stelle berichtet.