Interview mit dem Mittelfeldspieler Karlsruher SC – der KSC-Wirbelwind Burak Camoglu
Burak Camoglu zog aus, um die Fußballwelt zu erobern. Beim KSC suchte er die Herausforderung, nicht nur in der 3. Liga Fuß zu fassen, sondern erstmals auch einen eigenen Haushalt zu schmeißen. Nach kleinen Anlaufschwierigkeiten hat er inzwischen alles gut im Griff.
Burak Camoglu – der Spieler mit der Nummer 2
Burak Camoglu wirbelt seit Sommer 2017 beim Karlsruher SC. Der 22-Jährige kam damals aus der zweiten Mannschaft von Borussia Dortmund in die Fächerstadt und sorgt hier mit großem Einsatz und Lauffreude für Begeisterung. Beim BVB spielte er auch lange Zeit in der Jugend, die Verbindung zum Verein ist entsprechend groß – und seine Freunde zogen ihn in der Anfangszeit damit auf, dass er nun in Blau-Weiß spielt. Daran hat sich Camoglu längst gewöhnt. Sein großer Traum bleibt es dennoch, einmal vor der gelben Wand im Signal Iduna Park spielen zu dürfen, wie der Deutsch-Türke im Interview mit meinKA verrät.
KSC – Burak Camoglu im Profil
Name: Burak Can Camoglu
Alter: 22 Jahre (5. Oktober 1996)
Größe: 1,73 Meter
Herkunft: Kamen/Deutschland
Position: Mittelfeld
Vorherige Mannschaften: Borussia Dortmund II, Borussia Dortmund Jugend, Rot Weiss Ahlen, VfL Kamen
KSC – Burak Camoglu im Interview
Bei Fußballern ist es natürlich immer interessant, wann sie gemerkt haben, dass sie im Sport erfolgreich sein können. Wie dar das denn bei dir?
Bei mir war das so, wie bei vielen anderen auch: Mein Nachbar und bester Freund war im Verein und ich wollte da unbedingt mit ihm hingehen. So habe ich mit fünf Jahren beim VfL Kamen angefangen. Der Trainer war so von mir überzeugt und begeistert, was ich mit dem Ball mache. Er hat direkt mit meinen Eltern gesprochen und gesagt: „Der Junge muss hier bleiben und Fußball spielen. Aus dem wird was.“ Und so kam es ja dann auch. Mit elf, zwölf Jahren war klar, dass ich es schaffen könnte. Mein Trainer hat da zu mir gesagt: „Aus dir wird mal ein ganz Großer.“ In der Saison habe ich 70 Tore gemacht, damals war ich auch noch Stürmer. Irgendwie habe ich jetzt mein Pulver verschossen.
Das klingt so, als hast du schon immer für Fußball gelebt?
Tatsächlich war das so. Ich habe auch daheim immer Fußball gespielt, habe mir aus Socken Bälle geformt. Für mich gab es nur Fußball und das hat sich jetzt wohl ausgezahlt.
Du hast drei ältere Schwestern. Wie ist es denn unter Mädchen aufzuwachsen und das jüngste Kind daheim zu sein?
Man war natürlich immer mit Mädchen unterwegs. Die haben daheim dann auch mit Puppen gespielt oder haben sich geschminkt. Da denkt man sich als Junge auch nur: „Was mache ich hier?“ Deswegen war ich auch oft draußen, nie daheim – und habe fast nur Fußball gespielt. Aber ich habe wirklich super Schwestern, die mich unterstützen und immer hinter mir standen. Sie haben mich sogar zum Training gefahren, wenn meine Eltern nicht konnten. Es hat auch gute Seiten, der einzige Junge zu sein, denn mein Vater hat mich dadurch sehr gepusht.
Du bist aus Dortmund zum KSC gekommen. Schlägt das Herz noch immer für den BVB und wie ist es dann, plötzlich Blau-Weiß zu tragen?
Ich habe sieben Jahre für den BVB gespielt, komme aus der Nähe von Dortmund. Ich bin jetzt nicht im Blut ein Gelb-Schwarzer, aber es geht in die Richtung. Am Anfang haben meine Freunde Witze darüber gemacht, dass ich Blau-Weiß trage. Im Spaß sagten sie Verräter zu mir. Aber inzwischen ist das total okay.
Du fühlst dich sichtlich wohl beim KSC und in Karlsruhe…
Ich finde von der Luft her und von den Menschen ist es hier viel angenehmer als im Ruhrpott, wo doch viel Industrie und Fabriken gibt. Die Menschen sind da viel hektischer. Hier fühle ich mich einfach wohl und kann mich auf Fußball konzentrieren. Ich hatte auch Angebote von Zweitligisten wie etwa Sandhausen. Aber der KSC ist ein Traditionsverein und vom Gesamtpaket her passt das einfach. Ich habe die Entscheidung auf keinen Fall bereut.
Gibt es eigentlich einen Tipp von dir, wo man hier die Zeit gut verbringen kann?
Am Baggersee in Leopoldshafen. Da kann man sich schön hinlegen, auch wenn es etwas windiger ist. Den Ort würde ich jedem empfehlen.
Und wenn du nicht am See liegst oder beim KSC Fußball spielst, was machst du dann?
Meine besten Kollegen sind eigentlich alle noch in Dortmund. Wie kann man besser kommunizieren als über die PlayStation? Man macht das Headset dran, redet und spielt zusammen. Sonst bin ich viel draußen unterwegs, gehen in die Stadt. Sercan (Sararer, Anm. d. Red.) ist ja jetzt auch da, ein Kollege, den ich schon länger kenne. Ich bin ja alleine hier, auch wenn meine Eltern mich jedes Wochenende besuchen kommen. Die Freunde, die Freundin , die Familie – das fehlt schon ein bisschen. Das merkt man erst, wenn man alleine ist. Am Anfang dachte ich: Es kann doch nicht schlimm sein, alleine zu wohnen, macht doch noch mehr Spaß. Jetzt denke ich mir, dass ich meine Familie lieber bei mir habe, statt alleine zu sein.
Alleine leben heißt auch, sich ganz alleine um den Haushalt zu kümmern. Du bist in Karlsruhe erstmals dafür verantwortlich. Wie lief das denn zu Beginn?
Wäsche waschen – ich wusste wirklich nicht wie das geht. Ich habe einfach alles zusammen in einen Waschgang gemacht. Dann habe ich geschaut und mein weißes T-Shirt war auf einmal so leicht pink… Dann hat mir meine Mama aber alles gezeigt und jetzt geht es. Auch das Kochen war schwer – man muss halt alles lernen. Es hat mir auf jeden Fall gut getan, auch für später.
Man kann demnach sagen: Der Wechsel zum KSC hat dich erwachsen werden lassen?
Auf jeden Fall. Ich habe hier viel gelernt – auch im Fußball. Es ist das erste Mal richtiger Männerfußball, auch wenn ich in Dortmund mit den Profis trainiert habe und 3. Liga gespielt habe. Trotzdem habe ich hier Männerfußball gelernt und bin erwachsen geworden.
Dann bleibt jetzt eigentlich nur noch die Frage, wohin dich dein Weg noch führen soll?
Noch habe ich ein Jahr Vertrag hier beim KSC. Bundesliga ist natürlich ein Traum. Aber ich will jetzt erst einmal mit dem KSC aufsteigen, dann schauen wir weiter. Ich hoffe natürlich sehr, dass ich einmal in Dortmund im Signal Iduna Park spielen werde – das ist mein größter Traum.