Neues vom Karlsruher SC
KSC-Mitgliederversammlung: Stimmen zur abgewendeten KSC-Insolvenz

Neues vom Karlsruher SC KSC-Mitgliederversammlung: Stimmen zur abgewendeten KSC-Insolvenz

Quelle: TMC-Fotografie | Tim Carmele
KSC

Großes Interesse: Über 2.200 KSC-Mitglieder waren online dabei, als am Freitag, 15. Mai 2020 die außerordentliche Mitgliederversammlung des Karlsruher SC stattfand. Kurz vor der Versammlung verkündete der KSC, die drohende Insolvenz abgewendet zu haben.

Karlsruher SC wendet Insolvenz noch rechtzeitig ab

Für Freitag, den 15. Mai 2020, lud der Karlsruher SC zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung ein. Grund dafür war die drohende Insolvenz des Zweitligisten, per Abstimmung sollte über eine Insolvenz in Eigenverwaltung der KGaA entschieden werden. Nur wenige Stunden vor der außerordentlichen Mitgliederversammlung informierte der KSC allerdings über einen ersten erfolgreichen Schritt der Sanierung sowie einer Abwendung der Insolvenz.

Durch Vergleiche mit seinen Hauptgläubigern sowie dank der Unterstützung des „Bündnis KSC“ konnte der KSC seinen Schuldenstand um rund 20 Millionen Euro verringern und auf einen Gesamtschuldenstand auf 10 Millionen Euro reduzieren.

 

„Geld & Vertrauen zu geben ist nicht selbstverständlich“

„Wir sind gezeichnet von den letzten Wochen, sind glücklich über das Erreichte – die Sanierung des KSC und die Abwendung der Insolvenz“, erklärte Rechtsanwalt Dirk Adam von der Kanzlei Wellensiek während der Mitgliederversammlung. „Es ist wichtig zu betonen, dass Ingo Wellenreuther, der sein Amt als KSC-Präsident niedergelegt hat, ein wichtiger Initiator der Sanierung war und dafür möchte ich ihm danken. Auch den Investoren möchte ich danken, in der aktuellen Zeit Geld und Vertrauen zu geben, ist nicht selbstverständlich“, so Adam weiter.

 

„Gespräche waren konstruktiv & lösungsorientiert“

Die erste Stufe der Sanierung bestand darin, die „Krankheit des KSC“ zu identifizieren – die Ursache zu finden. Darum war es wichtig, Kapital hinzuzufügen und die Rucksäcke, die alles erschwert haben, loszuwerden“, erläutert Adam. Konkret bedeutet dies, dass das „Bündnis KSC“ dem KSC Geld zugeführt hat und somit wurde das Eigenkapital ausreichend erhöht.

Mit den Hauptgläubigern Michael Kölmel und Günter Pilarsky wurden außerdem Vergleichs- und Abgeltungsvereinbarungen geschlossen. „Mit diesen beiden Parteien wurden Gespräche geführt und Vereinbarungen geschaffen. Diese Gespräche waren sehr konstruktiv und lösungsorientiert und führten zeitnah zu dem gewünschten Ergebnis – zudem waren die Verhandlungen geprägt von Fairness und dem Wunsch, die Insolvenz zu vermeiden“, erklärte Adam weiter.

 

Die Vergleiche von Kölmel und Pilarsky im Überblick

Vergleich Kölmel:

  • Entschuldungswirkung 10.098 Millionen Euro – Restforderung ist auf 3,5 Millionen Euro gesunken. Darlehen, Besserungsscheine und Rückstellung wurden auf null gesetzt.
  • Kölmel erhält 3 Millionen Euro Abschlagszahlung und Aktien im Wert von 1 Million Euro.
  • Die Restforderung Kölmels beträgt 3,5 Millionen Euro – zudem hat der KSC hat einen neuen Vertrag für zehn Jahre ab der Saison 2022/2023.

Vergleich Pilarsky:

  • 14,180 Millionen Euro waren die alten Forderungen.
  • Es bleibt ein Darlehen von 4 Millionen Euro.
  • Die Besserungsscheine in Höhe von 7 Millionen Euro entfallen.
  • Pilarsky erhält Aktien im Wert von 2,5 Millionen Euro bis 5,5 Millionen Euro.

 

„Es liegen intensive Wochen & extreme Tage hinter uns“

KSC-Geschäftsführer Michael Becker sprach zunächst über die allgemeine Situation: „Es liegen intensive Wochen und extreme Tage hinter uns. Bis vor wenigen Stunden saßen wir noch am Verhandlungstisch und sind überglücklich, diese Lösung erreicht zu haben. Ich möchte mich bei allen Beteiligten bedanken!“

„Die Ausgliederung hat bereits den Grundstein für die Sanierung des KSC gelegt und Mitte März 2020 wurde der Aktienverkauf gestartet – zeitgleich mit den Corona-Anfängen. Der Aktienverkauf ist dann aufgrund Corona komplett eingebrochen und wurde im April gestoppt“, so Becker weiter. Im Rahmen der Sanierung wurde der Aktienverkauf allerdings wieder gestartet – mit einem Abschlag von 60 Millionen Euro (Preis pro Aktie: 24,00 Euro) auf 50 Millionen Euro (Preis pro Aktie: 20,00 Euro).

Seinen Dank sprach Michael Becker auch gegenüber dem „Bündnis KSC“ aus. Das „Bündnis KSC“ besteht demnach aus Sponsoren und Mitgliedern des KSC regionaler Unternehmen, welche Eigenkapital in Form von Aktien und in Höhe von 6 Millionen Euro dem KSC haben zukommen lassen. Die ARTUS Gruppe, die Hettmannsperger Bohrgesellschaft, die Hartmann Spedition & Logistik AG, die WIFO GmbH, die GEM Ingenieurgesellschaft mbH sowie die Pasta Nuova GmbH sind Mitglieder des rettenden Bündnisses.

 

Corona-Folgen: Gehaltsreduzierungen von 20 Prozent

Mit rund 3,3 Millionen Euro Verlusten rechnet der Karlsruher SC bis Jahresende durch die anstehenden Corona-Einschränkungen. Die Corona-Krise und die Verluste durch das Wegbleiben der Zuschauer werden sich demnach auch im Spieleretat bemerkbar machen – laut Becker sind hier Gehaltsreduzierungen von 20 Prozent zu erwarten. Ein wichtiger Punkt zur weiteren Sanierung wäre auch der Verbleib in der zweiten Bundesliga: „Ein Verein unserer Größe wird in der Dritten Liga immer massive Probleme bekommen“, erklärt Becker.

„Zusammengefasst haben wir den ersten Schritt der Sanierung erfolgreich umgesetzt: Wir haben frisches Eigenkapital von 6 Millionen Euro und eine Entschuldungswirkung von 20 Millionen Euro – damit ist eine Finanzierung bis zum 30. Juni 2021 gewährleistet“, so Becker.

„Doch wir dürfen nicht aufhören, denn das war nur der erste Schritt. Weiterhin bleiben 10 Millionen Euro, die wir stark minimieren wollen. Hierfür brauchen wir weitere Vergleiche und Aktienkäufe“, mahnt Becker und erklärt, hingehend auf Sanierungsschritt zwei: „Durch die nun erreichte Besserstellung sind wir interessanter für potentielle Investoren, da nun keine Insolenz mehr droht. Das lässt uns positiver in die Zukunft schauen.“

 

Keine Nachfolgekandidaten für Posten des KSC-Präsidenten

„Uns ist bislang kein Kandidat bekannt“, sagte Vize-Präsident Holger Siegmund-Schultze. Zunächst werde der Wahlausschuss des Vereins das weitere Vorgehen bestimmen. Weitere Informationen dazu gebe es nächste Woche. Eine Neuwahl werde auf jeden Fall vor der Mitgliederversammlung im Herbst stattfinden. Auf ein Angebot des ehemaligen KSC-Trainers Winfried Schäfer, sich wieder im Verein zu engagieren, wollte Siegmund-Schultze nicht weiter eingehen. „Wir kennen das Angebot nur aus den Medien. Wir wissen nicht, was das bedeutet.“

 

Themen für die nächsten Wochen und Monate

Geschäftsführer Becker definierte außerdem die fünf Handlungsfelder samt Leitsätzen, mit denen sich der KSC in den nächsten Wochen und Monaten verstärkt beschäftigen wird.

Organisation„Mit einer modernen Führungsstruktur und Transparenz die Bereitschaft zum Mitmachen fördern.“

Partnerschaften„Den KSC wieder zurück in die Mitte der Karlsruher Gesellschaft führen.“

Sport„Mit einer durchgängigen Strategie für Profis und aKAdemie die Grundlage für dauerhaften sportlichen Erfolg wahren.“

Infrastruktur„Durch zeitgemäße Infrastruktur die Voraussetzungen für ein erfolgreiches Geschäftsmodell schaffen.“

Geschäftsmodell„Durch nachhaltiges Wirtschaften einen Mehrwert für die Zukunft ermöglichen.“

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