Neuerungen, Ziele und ein Ausblick Polizeistruktur 2020: Das ändert sich für die Karlsruher Polizei
Seit Jahresbeginn hat die Stadt Pforzheim durch die „Polizeistruktur 2020“ wieder ihr eigenes Polizeipräsidium. Das hat auch Auswirkungen auf das Polizeipräsidium in Karlsruhe. Präsidentin Caren Denner über die Neuerungen, Ziele und Schwerpunkte.
Das Gebiet des Präsidiums umfasst neben der Stadt Pforzheim die Landkreise Calw, Freudenstadt und den Enzkreis. Diese Neuerung hat auch Auswirkungen auf das Polizeipräsidium Karlsruhe, für das sich der regionale Zuschnitt ändert.
Veränderungen für das Polizeipräsidium Karlsruhe in Zahlen
bislang | ab 2020 | |
Fläche | 2.728 Quadratkilometer | 1.258 Quadratkilometer |
Einwohner | 1,2 Millionen | 757.324 |
Polizeireviere | 17 | 11 |
Polizeiposten | 48 | 25 |
Kreise | 3 Landkreise, 2 Stadtkreise | 1 Landkreis, 1 Stadtkreis |
Städte / Gemeinden | 87 | 32 |
Das Polizeipräsidium ist kleiner geworden. Das zeigt sich auch in der Anzahl der Beschäftigten. Früher waren es 2.750 Beamte, jetzt sind es etwa ein Drittel weniger, nämlich 1.845 Beamte. Wie Caren Denner, die Polizeipräsidentin in Karlsruhe, bei einem Pressegespräch am Freitag, den 17. Januar 2020, erklärte, hänge diese kleinere Zahl vor allem mit den Polizeirevieren zusammen. Schließlich gehören jetzt sechs Reviere weniger zum Polizeipräsidium Karlsruhe. „Der Bürger wird von dieser Organisationsänderung nicht viel merken“, versichert Denner.
Plan für die Zukunft: Alle Einheiten an einem Standort
Das große Ziel der Polizei in Karlsruhe ist es, alle Einheiten in der Durlacher Allee zusammenzuführen. „Das wäre ein riesiger Schritt nach vorne“, sagt Denner und merkt aber an, dass dies noch Zeit brauche. Beispielsweise soll ein Neubau entstehen, der dann komplett die Kriminalpolizeidirektion – derzeit in der Hertzstraße angesiedelt – beinhaltet. Das könne aber frühestens 2023/24 angegangen werden.
Zudem würden ein Großteil der Gewahrsamszellen in ganz Baden-Württemberg nicht dem aktuellen Stand entsprechen und müssten saniert werden. Da das Gebäude in der Moltkestraße unter anderem wegen Denkmalschutz nicht ausreichend ertüchtigt werden kann, ist es das Ziel, auch ein Zentralgewahrsam in der Durlacher Allee zu bauen. Bislang verfügt dieser Standort über 15 Gewahrsamszellen, die nur notdürftig hergerichtet seien.
Polizei in Karlsruhe: Ausblick auf 2020
Generationenwechsel
Der Generationenwechsel geht am Polizeipräsidium Karlsruhe nicht spurlos vorbei, es fehlt an Personal. Die meisten Kollegen gehen 2020/2021 in den Ruhestand, stellt die Polizeipräsidentin klar und spricht von einem enormen Defizit, das da auf die Polizei zukommt. Das Land hatte 1.800 Neuanstellungen genehmigt, diese Personen müssen aber erst einmal ausgebildet werden. Die Ausbildung dauert in der Regel drei Jahre.
Die ersten Einstellungen hatte es im Jahr 2017 gegeben. „Wir rechnen damit, dass die ersten im September 2020 fertig sind“, so Denner. Eine spürbare Erleichterung wird es demnach im Jahr 2021 geben.
Digitalisierung
Die Digitalisierung betrifft natürlich auch die Polizei, sowohl dienstlich durch neue Aufgaben, als auch bezüglich des Personals. Immer mehr haben die Beamten auch mit Cyberkriminalität zu tun, aber auch die neuen E-Scooter – Unfälle, an denen sie beteiligt sind – sind eine der künftigen Herausforderungen für die Polizei.
Aber die Digitalisierung betrifft nicht nur die Herausforderungen für die Beamten, sondern auch deren Arbeitsabläufe. In Zukunft sollen Smartphones und Tablets auch für die Aufnahme von Delikten eingesetzt werden. Dieser Prozess wurde bereits angestoßen, 1000 Geräte sind schon in den Streifenwagen im Umlauf.
Das führe aber auch immer wieder zu Irritationen bei den Bürgern, denen diese neuen Arbeitsabläufe noch nicht bekannt sind. Es hätte schon Beschwerden gegeben, weil sich Beamte „nur am Handy“ seien, anstatt sich beispielsweise einen Unfall zu kümmern, erklärt Raphael Fiedler, Leiter der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit.
Polizei warnt vor Enkeltrick-Betrug
In der vergangenen Woche habe es drei Fälle von Betrugsversuchen gegeben, erklärt der stellvertretende Karlsruher Polizeipräsident Hans Matheis beim Pressegespräch am Freitag, den 17. Januar 2020. Die Beamten gehen außerdem von einer riesigen Dunkelziffer aus. „Wir gehen davon aus, dass viele Opfer das aus Scham nicht anzeigen“, so Matheis.
Die Personen am Telefon geben sich meist als Enkel oder als Polizisten aus. Häufig führten derartige Maschen zum Erfolg und Opfer – vor allem ältere Menschen – würden den Großteil ihres Ersparten verlieren. Die Schäden seien immens, die Opfer im Anschluss extrem verunsichert.
Die Spuren führen meist zu Call-Centern im Ausland. Die Beamten bitten darum, jeden Betrug oder Betrugsversuch anzuzeigen. Sie hoffen vor allem darauf, dass Familienangehörige und Bankmitarbeiter, die sich über die hohe Abhebesumme einer älteren Person wundern, nachfragen und gegebenenfalls die Polizei alarmieren.