Schlafapnoe, Risikofaktoren und praktische Tipps
Was hilft gegen Schnarchen?

Schlafapnoe, Risikofaktoren und praktische Tipps Was hilft gegen Schnarchen?

Quelle: Pixabay

Das Schnarchen wird in der medizinischen Fachsprache Rhonchopathie genannt. Beim Schlafen atmet der Mensch fast ausschließlich durch die Nase. Was dagegen hilft, Tipps und Tricks – hier im meinKA Artikel!

Die Luft bahnt sich den Weg über die Atemwegshöhle, die von der Nasenöffnung bis zu den Stimmbändern reicht, in den Körper. Dabei passiert die Luft eine Spalte zwischen dem Gaumensegel mit Rachenzäpfchen sowie der nach hinten verlagerten Zunge. Bei Personen, die schnarchen, ist dieser Zwischenraum verkürzt, das Bindegewebe weich und die Gaumenmuskulatur erschlafft. In der Folge sorgt die beim Atmen einströmende Luft für Vibrationen. Gaumensegel und Rachenzäpfchen flattern mit jedem Atemzug und verursachen die typische Geräuschkulisse beim Schnarchen.

Aufgrund der erschwerten Atmung, der Behinderung der Tiefschlafphasen und der häufigeren Aufwachphasen ist die Erholung des Schlafes beeinträchtigt, was zu einer ausgeprägten Tagesmüdigkeit führen kann. Die chronische Schwierigkeit beim Atmen setzt zudem verstärkt Stresshormone frei, was der Grund für die vielen Alpträume ist, unter denen Schnarcher leiden. Erhöht ist außerdem das Risiko für Bluthochdruck, Schlaganfall, Herzerkrankungen und eine Schädigung der Blutgefäße durch eine zu geringe Sauerstoffzufuhr. Problematisch können außerdem die Auswirkungen bei einer Beziehung sein.

Insgesamt sind mehr Männer vom Schnarchen betroffen als Frauen. Zwar ist die Rachenöffnung bei Frauen etwas enger als bei Männern. Dafür weist ihre Atmungsmuskulatur durch die Östrogene eine bessere Spannung auf und die Weichteile ihres Rachens flattern weniger. Deswegen schnarchen betroffene Frauen weniger laut. Die Geräuschkulisse beim Schnarchen variiert von Fall zu Fall. Der Rekord für das lauteste jemals gemessene Schnarchen liegt bei 93 Dezibel, was der Lautstärke an einer Autobahn entspricht.

Mit den Wechseljahren nimmt die Anfälligkeit stark zu. Ab etwa 60 Jahren schnarchen bis zu zwei von drei Männern nachts im Schlaf und fast jede zweite Frau. Bei Kindern liegt die Prävalenz für das Schnarchen nur bei ca. 10 %. Bei diesem frühen Auftreten kann sich das Schnarchen besonders schwerwiegend auswirken. So enthüllte eine US-Studie, dass das Schnarchen bei Kindern ihre kognitive Entwicklung beeinträchtigen könne.

Was ist eine Schlafapnoe?

Das Schnarchen kann zudem die Vorstufe zu einer Schlafapnoe sein, bei der es nachts zu gefährlichen Atemaussetzern kommt. Die Atemaussetzer beeinträchtigen noch stärker den Schlaf als die erschwerte Atmung beim Schnarchen und können mitunter lebensgefährlich sein. So kann der Abfall des Sauerstoffgehalts im Blut zugunsten von Kohlendioxid nach einem Anfall eine Ohnmacht auslösen. Die Anzahl von Betroffenen variiert je nach Schätzung zwischen 2 % und 15 %. Die breite Streuung lässt sich durch die hohe Dunkelziffer sowie durch Schwierigkeiten bei der Definition erklären, denn auch gesunde Menschen haben nachts mitunter Atemaussetzer im Schlaf. Offiziell wird eine Schlafapnoe ab sechs Atemaussetzern pro  Stunde diagnostiziert.

Der Arzt unterscheidet bei diesem Krankheitsbild zwischen einer obstruktiven und  zentralen Schlafapnoe. Die obstruktive Schlafapnoe ist der Normalfall. Hier hat der Krankheitsverlauf dieselben Ursachen und denselben Verlauf wie die Rhonchopathie, die aufgrund der Verengung der Atemwege auch obstruktive Rhonchopathie genannt wird. Die zentrale Schlafapnoe tritt hingegen viel seltener auf als die obstruktive Schlafapnoe. In diesem Fall kommt es trotz geöffneter Atemwege zu Atemaussetzern. Gewöhnlich liegt die Ursache für das Krankheitsbild daran, dass das Gehirn die Signale der Lunge zum Luftholen nicht mehr verarbeiten kann. Aufgrund der Gefährlichkeit des Syndroms und der schweren Beeinträchtigung der Lebensqualität ist bei einer Schlafapnoe der Gang zum Arzt unbedingt anzuraten, der weitere Untersuchungen anordnen und die Ursachen abklären wird.

Die Risikofaktoren für das Schnarchen

Übergewicht

Übergewichtige Menschen haben auch im Mund- und Rachenbereich verstärkte Fetteinlagerungen. Dies verengt die Atemwege zusätzlich und vergrößert den Vibrationsbereich. Besonders problematisch ist hierbei das Doppelkinn, das die Zunge beim Schlaf weiter nach hinten drängt und den Atmungsschlauch weiter verengt.

Alkohol, Nikotin und Medikamente

Alkohol sorgt für eine weitere Erschlaffung des Tonus und damit der Spannkraft der Atmungsmuskulatur. Dasselbe gilt für bestimmte Medikamente, zu denen Hypnotika (Schlafmittel), Tranquilizer (Beruhigungsmittel) und Antihistaminika gehören. Bei Antihistaminika handelt es sich um Mittel, welche die Aktivität des Botenstoffs Histamin drosseln und gegen Allergien eingesetzt werden. In jüngster Zeit konnte zudem das Rauchen als Verstärker von der medizinischen Forschung erkannt werden, denn Nikotin reizt die Nasenschleimhäute und kann diese zum Anschwellen bringen.

Schlafen in Rückenlage

Das Schlafen auf dem Rücken  gehört zu den traditionellen Risikofaktoren, die von der Medizin schon lange als mögliche Ursache des Schnarchens diskutiert wird. Dies liegt vor allem an der Beobachtung, dass Schnarchende in Rückenlage deutlich lauter schnarchen als in Bauchlage. Außerdem sinkt der Zungengrund durch die Rückenlage leichter nach hinten, wo er den Pass zwischen Zunge und Rachenzäpfchen weiter verengt. Nach Ansicht des Schlafmediziners Prof. Dr. Ingo Fietze ist das Schnarchen in Rückenlage als Ursache für das Schnarchen lange Zeit überschätzt worden. Zwar schnarchten Betroffene in Rückenlage tatsächlich hörbarer, diese verursache das Schnarchen insgesamt aber nur zu ca. 5 %. Trotzdem spricht nichts dagegen, es einmal mit einer Umstellung beim Schlafen zu versuchen und sich probeweise auf den Bauch oder die Seite zu legen.

Anatomische Merkmale

Negativ auf das Krankheitsbild wirken sich anatomische Merkmale aus, welche den Atemschlauch weiter verengen. Dazu gehören ein im Schlaf nach hinten fallender Unterkiefer, vergrößerte Nasenmuscheln, eine große Zunge, große Mandeln, Nasenpolypen und eine krumme Nasenscheidewand.

Krankheiten

Erkältungen, Entzündungen und Infektionen, welche die Atmung behindern, können das Schnarchen auslösen. Besonders gefährlich sind hierbei Asthma bronchiale, Retrognathie, Mikrogenie und eine nasale Septumdeviation aufgrund der schwerwiegenden Symptome sowie der Tendenz zur Chronifizierung. Auch Betroffene einer Schilddrüsenunterfunktion (Akromegalie), der Hormonüberschusserkrankung PCO, der Gewebeschwellung Rhinitis und von Rheuma besitzen ein erhöhtes Schnarchrisiko. In anderen Fällen ist der Rachenraum aufgrund von Polypen verengt, die operativ entfernt werden müssen.

Praktische Tipps zur Selbsthilfe

Bereits die Auflistung der Risikofaktoren bietet erste Hinweise auf mögliche Behandlungen. So können Betroffene mögliche Ursachen für ihr Schnarchen erkennen und entsprechend angehen. Wer schnarcht und Übergewicht hat, kann durch eine spürbare Gewichtsreduktion zur Selbsthilfe schreiten. Wichtig ist auch der Verzicht auf Alkohol, Hypnotika und Antihistaminika vor dem Schlafengehen. Auch der Verzicht auf das Rauchen hilft Betroffenen spürbar. Das Schlafen auf dem Bauch oder der Seite anstelle der Rückenlage kann ebenfalls helfen, sollte aber mit Blick auf die Wirkung nicht überschätzt werden. Stehen Primärerkrankungen wie das PCO-Syndrom, Rhinitis und Akromegalie im Vordergrund, kann das Schnarchen mit einer Behandlung der Erstsymptomatik reduziert werden oder gänzlich verschwinden.  Mögliche Ansätze zur Kräftigung der Mundbodenmuskulatur sind gezielte Sing-, Sprech- und Zungenübungen. Auch die Erlernung eines Blasinstruments kann bei diesem Symptom hilfreich sein. Einen besonderen Wert soll hierbei das australische Blasinstrument Didgeridoo besitzen. Da das Schnarchen bei einem Schlafdefizit zunimmt, hilft außerdem die Einhaltung einer gesunden Schlafhygiene sowie das Beachten von beständigen Schlafenszeiten. Auch sollte das Schlafzimmer gut durchlüftet und mit Luftfeuchtigkeit versorgt sein, weil Lufttrockenheit die Atemwege zusätzlich reizt.

Mittel gegen Schnarchen

Helfen die praktischen Tipps gegen das Schnarchen nicht oder nicht ausreichend, kann auch ein Gang zugelegt werden. Eine erste Möglichkeit dazu sind Kinnbinden bzw. Anti-Schnarchbänder. Sie sollen verhindern, dass der Unterkiefer in der Nacht nach hinten rückt, und werden zu diesem Zweck um den Kopf gebunden. Von einem ähnlichen Kaliber sind elektrische Stimulatoren der Mundbodenmuskulatur. Der erzielte Effekt ist ähnlich wie das Training des Gaumengewebes durch entsprechende Zungenübungen und kann den Trainingseffekt verstärken. Wer hingegen häufig durch den Mund atmet, kann es mit einem Antischnarchmundstück versuchen. Das Mundstück stoppt in der Nacht die Mundatmung, sodass wieder auf die natürliche und schonende Nasenatmung umgestellt wird. Stehen Schwellungen an den Nasenscheidewänden im Vordergrund der Symptomatik, kann der Arzt auch ein Nasenspray verschreiben, das die Nasenscheidehaut beruhigt und wieder zum Abschwellen bringt. Helfen auch diese Methoden nicht, bietet die Medizin immer noch genug Alternativen, die allerdings ein höheres Maß an Selbstüberwindung und Behandlungsaufwand einfordern:

Die CPAP-Maske

Ein gängiges Mittel gegen Schnarchen und damit wohlbekannt ist der Einsatz einer Schlafmaske. Der Arzt spricht bei dieser Atemmaske von der CPAP-Therapie. Die Maske hat sich außerdem bewährt, wenn sich das Schnarchen zu einer Schlafapnoe verfestigt hat. Bei einer Schlafmaske wird dem Patienten im Schlaf zusätzlich Luft zugeführt. Durch den erhöhten Druck soll dem Verschluss des erschlaffendem Rachens entgegengewirkt werden. Das Gewebe im Rachen wird auseinandergedrückt und damit gestrafft. Zwar gilt die Wirkung der Schlafmaske medizinisch als vielversprechend, allerdings vertragen bis zu 70 % aller Patienten keine CPAP-Maske, sodass das Nebenwirkungsprofil als äußerst ungünstig angesehen werden muss. Mit der BIPAP-Therapie wird hingegen bei der Beatmungsmaske mit kontrolliertem Luftdruck nur bei Bedarf gearbeitet. Das Problem, das viele Schnarcher mit der CPAP-Maske haben, nämlich gegen Widerstand auszuatmen, wird weitgehend vermieden.

Die Schnarchschiene

Die Schnarchschiene (Fachbegriff: Protrusionsschiene) ist die häufigste Alternative zur Atemmaske bei Schnarchern. Ihr Ansatzpunkt ist die Korrektur der Kieferstellung zur Freilegung der Atemwege. Die Schnarchschiene wird als Aufbissschiene vom Zahnarzt individuell angepasst und rückt den Unterkiefer etwas nach vorne. Dadurch werden auch Zunge und Gaumen etwas nach vorne verschoben und es entsteht ein größerer Raum für die Atemhöhle, sodass sich auch der Engpass zwischen dem Gaumensegel mit Rachenzäpfchen und der Zunge öffnet. Laut Studienergebnissen verschafft eine Schnarchschiene dem Großteil der Betroffenen Erleichterung. Sie wird als Monoblock für beide Kiefer oder Biblock angeboten. Biblockschienen differenzieren zwischen Unter- und Oberkiefer und bieten den Kiefern dadurch eine größere Flexibilität.

Der Nasenspreizer

Nasenspreizer haben die Funktion, die Atemwegszugänge in der Nase zu vergrößern und den Atmungswiderstand auf diese Weise zu verringern. Sie bestehen aus Bögen oder Röhren, die mit einem Steg miteinander verbunden sind und auf die Nase aufgesetzt werden. Die Therapie bietet sich an, sofern die Störungsursache beim Schnarchen in der Nasenregion lokalisiert ist. Die Nasenklammer erfüllt ihren Zweck in der Regel durch die Spreizung der Nasenlöcher. Alternativ können die Dilatoren auch die Nasenscheidewand erweitern. Kommen Nasenpflaster zum Einsatz, weiten sie die Nasenlöcher durch die aufgebaute Spannung, welche die Nasenflügel anhebt.

Der letzte Schritt: die Operation

Die Verengung der Atemwege lässt sich als Ursache für das Schnarchen auch operativ entfernen. Eine Operation ist naturgemäß sehr invasiv und deshalb eines der letzten Mittel, wenn schonendere Verfahren keine ausreichende Wirkung erzielen. Sie wird nur bei schweren Fällen und insbesondere dann durchgeführt, wenn sich das Schnarchen zu einer gefährlichen Schlafapnoe weiterentwickelt hat. Da jedes Schnarchen individuell ist, gibt es eine große Bandbreite an Operationen speziell gegen das Schnarchen.

Verlaufsformen der Operation gegen Schnarchen

Je nach Region der Störung wird die Operation an unterschiedlichen Zonen vorgenommen. Typisch sind Operationen an den Nasennebenhöhlen, Nasenmuscheln, Mandeln, der Nasenscheidewand, am Zungengrund, Zungenbein sowie am Gaumen. Beispielsweise werden hierbei die gekrümmte Nasenscheidewand begradigt, das Rachenzäpfchen transformiert sowie das Gaumensegel gestrafft oder vorverlegt. Entfernt werden meistens die Polypen, Mandeln oder überflüssige Rachenschleimhaut. Sind die Nasenflügel hingegen instabil und fallen beim Schlafen leicht ein, lassen diese sich durch eine Knorpelimplantation stabilisieren. Ist eine zu große Zunge die Ursache für das Schnarchen, kann diese mit einem chirurgischen Eingriff verkleinert werden. Alternativ wird auch ein Zungenschrittmacher implantiert, um das Organ dazu zu „erziehen“, beim Schlaf nicht mehr in die falsche Position zu geraten.

Eine drastische Maßnahme ist das Annähen des Gaumensegels am Gaumen mittels Uvula-Flap. Bei diesem Eingriff ist Vorsicht geboten. Das Gaumensegel behindert fortan zwar nicht mehr die Atmung, hilft aber auch nicht mehr beim Schlucken und Sprechen. Viele Betroffene klagen deshalb nach der Operation über Artikulations- und Schluckbeschwerden. Wird Laser verwendet, wie es bei der LAUP-Methode der Fall ist, so ersetzt das Laser das Skalpell und wird meistens dann eingesetzt, wenn überschüssiges Gewebe am Gaumen entfernt wird, das die Atmungsengpässe im Bett verursacht. Auch hier drohen Folgeprobleme etwa dadurch, dass die Straffung des Gaumengewebes nicht lange anhält.

Fazit: Viele Wege führen nach Rom

Noch immer wird die Rhonchopathie von vielen Betroffenen unterschätzt. Zu einem großen Teil dürfte dies damit zusammenhängen, dass der Schnarchende sich nicht selbst während des Schlafes hören und die Folgen wie Tagesmüdigkeit und hoher Blutdruck nicht immer der Krankheit zuordnen kann. Dabei ist der Verlauf mit zunehmendem Alter progredient, solange nicht gegengesteuert wird, und die Rhonchopathie kann schnell in die wesentlich bedenklichere Schlafapnoe übergleiten. Durch den unruhigen Schlaf verliert die Nacht viel von ihrer erholsamen und wohltuenden Wirkung, sodass der Stresspegel steigt, das Immunsystem geschwächt wird und die allgemeine Krankheitsanfälligkeit steigt.

Wie wir gesehen haben, lässt sich das Schnarchen allerdings inzwischen gut behandeln. Heute stützen sich die Ärzte auf genaue bildgebende Maßnahmen wie CT und MRT, um anatomische Auffälligkeiten zielsicher aufzuspüren. Auch der Schlaf kann dank der hervorragenden Ausstattung von Schlaflaboren, die meistens in Krankenhäusern eingebunden sind, in vielen Facetten analysiert werden. Auf dieser Grundlage entsteht ein individuelles Schlafprofil, an dem die Ärzte den Handlungsbedarf ablesen können.

In vielen Fällen verschaffen Betroffenen bereits behutsame Methoden und eine Änderung der Lebensgewohnheiten Linderung. Sind diese nicht ausreichend wirksam, haben Patienten die Möglichkeit, bewährte Verfahren wie die Nasenklemme und die Atemmaske auszuprobieren. Hilft alles nichts, steht als letzter Ausweg immer noch eine Operation zur Verfügung, die immer dann in Betracht gezogen werden sollte, wenn alle anderen Methoden nicht erfolgreich waren, das Schnarchen für den Betroffenen und sein Umfeld so belastend ist, dass es die Lebensqualität massiv herabsetzt, und es für die eigene Gesundheit gefährlich zu werden droht.

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