Corona in Baden-Württemberg
Alarmstufe Rot im Südwesten: Mehr Masken, weniger Kontakt

Corona in Baden-Württemberg Alarmstufe Rot im Südwesten: Mehr Masken, weniger Kontakt

Quelle: Marijan Murat

Der Südwesten hat bei den Corona-Infektionen die «kritische Phase» erreicht und schaltet auf Alarmstufe Rot. Um das Virus einzudämmen, stehen nun weitere Einschränkungen bevor.

Wegen des starken Anstiegs der Infektionszahlen ruft Baden-Württemberg die höchste Corona-Alarmstufe aus. Weitere Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie wie eine verschärfte Maskenpflicht in der Öffentlichkeit und zusätzliche Kontaktbeschränkungen sollen am Montag in Kraft treten, wie Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) am Samstag nach einer außerordentlichen Kabinettssitzung mitteilte.

Die Pandemiestufe 3 bedeutet den Eintritt in die «kritische Phase». Die beginnt insbesondere dann, wenn die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche die Grenze von 35 überschreitet. Das ist im Südwesten seit vergangenem Donnerstag der Fall. Am Freitag lag die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz bei 42,2.

Konkret gelten ab Montag landesweit folgende Maßnahmen – unabhängig vom Inzidenzwert in der jeweiligen Region:

– Maskenpflicht in der Öffentlichkeit, sofern der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann.

– Private Zusammentreffen werden auf zehn Personen oder zwei Hausstände begrenzt.

– Die Teilnehmerzahl für Veranstaltungen wird auf 100 beschränkt.

– Kliniken sollen ihre Kapazitäten für Corona-Patienten stufenweise anpassen und nicht zwingend notwendige Behandlungen schrittweise reduzieren.

– Die Fieber-Ambulanzen und Corona-Teststellen in den besonders betroffenen Regionen werden wieder hochgefahren. Telemedizinische Behandlungsmöglichkeiten werden ausgeweitet – zur Vermeidung von Kontakten in Arztpraxen.

– Maskenpflicht gilt ab Klasse 5 in den weiterführenden Schulen sowie in den beruflichen Schulen nun auch im Unterricht – das hatte das Kultusministerium bereits am Freitag angekündigt. Bislang galt sie dort nur auf sogenannten Begegnungsflächen wie Schulfluren, Aula und Toiletten. Die nicht-schulische Nutzung des Schulgebäudes wird eingeschränkt. An Hochschulen soll eine weitreichende Maskenpflicht auch auf den Sitzplätzen gelten.

Städte und Landkreise, deren Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche über 50 liegt, können aber per Allgemeinverfügung noch schärfere lokale Maßnahmen ergreifen – wie zum Beispiel nächtliche Ausgangssperren verhängen.

Man müsse aufgrund der Geschwindigkeit, mit der sich die Pandemie entwickele, die Maßnahmen verschärfen, sagte Kretschmann am Samstag. Er appellierte erneut an die Bevölkerung: Die Menschen sollten unnötige Reisen und Kontakte vermeiden. «Das ist das Gebot der Stunde, damit nicht alles aus dem Ruder läuft.» Man könne die Dynamik nur dann brechen, wenn man die Kontakte um die Hälfte reduziere.

Kretschmann hatte die Ausrufung der dritten und höchsten Stufe bereits am Freitag in Aussicht gestellt. Das dreistufige Alarm-System hatte die Landesregierung im September eingeführt. Entscheidend für die Einstufung ist die Sieben-Tage-Inzidenz. Aber auch andere Faktoren spielen bei der Bewertung eine Rolle, etwa die absoluten Infektionszahlen, die Zahl der Tests oder der Reproduktionswert (R-Wert), der angibt, wie viele Menschen ein Erkrankter im Schnitt mit dem Virus ansteckt.

Vor gut eineinhalb Wochen war die «Anstiegsphase» ausgerufen worden, in der Ausbrüche zunehmen, Landkreisgrenzen überschreiten und zunehmend nicht mehr nachzuvollziehen sind. Diese Stufe 2 wurde begleitet von verschärften Kontrollen und Appellen, beinhaltete aber keine weiteren Einschränkungen des Alltags.

Die dritte Phase zeichnet sich durch einen starken, möglicherweise exponentiellen Anstieg der Fallzahlen mit diffusen, häufig nicht mehr nachvollziehbaren Infektionsketten aus. Das ursprüngliche Konzept der Landesregierung sah für dieses Phase weitere Maßnahmen vor, etwa eine Einschränkung der Anzahl der Personen pro Verkaufsstelle im Einzelhandel und eine Einschränkung des Ausschanks von Alkohol in der Gastronomie. Davon war am Samstag zunächst keine Rede.

Zwar sei der Anteil schwerer Verläufe und die Auslastung der Krankenhäuser vergleichsweise gering, teilte das Staatsministerium mit. Dennoch seien viele Lebensbereiche durch die zunehmende Verbreitung des Virus betroffen, was wiederum das Risiko für vulnerable Gruppen erhöhe. Außerdem falle es den örtlichen Gesundheitsbehörden zunehmend schwer, alle Kontaktpersonen von Neuinfizierten zu ermitteln. «Damit steigt das Risiko, dass sich das Virus diffus ausbreitet.»

Das dreistufige Konzept soll eigentlich eine zweite Welle verhindern. Ministerpräsident Kretschmann appellierte an die Bürger, sich bereits am Wochenende an die verschärften Regeln zu halten und nicht erst bei Inkrafttreten am Montag. «Jede Kontaktvermeidung bringt etwas. Jeder Tag zählt.» Kretschmann warnte die Bevölkerung vor einem erneuten Lockdown. Wenn die Einschränkungen der dritten Alarmstufe über sieben bis zehn Tage nicht wirkten, werde man die Maßnahmen verschärfen und etwa die Treffen im öffentlichen Raum drastisch einschränken, sagte der Grünen-Politiker. «Das muss jedem klar sein: Wenn das nicht geht, dann werden wir zum Schluss sehr viel härter Maßnahmen ergreifen müssen, die dann auch tiefer ins Arbeitsleben eingreifen.»

 

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