Meilenstein im automatisierten ÖPNV Gratis & auf Abruf: Jetzt gibt es selbstfahrende Shuttles in Karlsruhe
Im Karlsruher Stadtteil Weiherfeld-Dammerstock kann jetzt ein einzigartiges Mobilitätskonzept erlebt werden: Im Rahmen des Forschungsprojekts EVA-Shuttle bringen autonom fahrende, emissionsfreie Minibusse ihre Fahrgäste nach Bedarf bequem von A nach B.
- Ein Meilenstein im automatisierten ÖPNV
- Kostenlos bis Ende Juni in Karlsruhe testen
- „Neue Nutzergruppen für den ÖPNV gewinnen“
- „Fahrgastbetrieb ist Herzstück unseres Projekts“
- Karten & Sensorik: Fahrzeuge fahren eigenständig
- Shuttles fahren ohne festen Fahrplan (on-demand)
- Sicherheitsfahrer immer an Bord& Corona-Konzept
Ein Meilenstein im automatisierten ÖPNV
In Weiherfeld-Dammerstock kann ab sofort ein einzigartiges Mobilitätskonzept getestet werden. Denn im Rahmen des Forschungsprojekts EVA-Shuttle bringen autonom fahrende, emissionsfreie Minibusse die Fahrgäste nach Bedarf bequem von einem Ort zum anderen. Das Besondere dabei ist, die Fahrzeuge bewegen sich frei im regulären Straßenverkehr, agieren dort selbstständig und reagieren auf Fußgänger, Radfahrer und motorisierte Verkehrsmittel, informieren die Verkehrsbetriebe Karlsruhe GmbH (VBK).
Die Bestellung erfolgt on-demand via App „eva-shuttle“ von ioki. In dieser Konstellation ist das bisher einzigartig in Deutschland. Die drei Fahrzeuge mit den Namen „Ella“, „Vera“ und „Anna“ sind im Rahmen von EVA-Shuttle (EVA = elektrisch, vernetzt, automatisiert) nach einer Erprobungszeit in der letzten Projektphase nun in den Publikumsverkehr gestartet.
Kostenlos bis Ende Juni in Karlsruhe testen
Bis Ende Juni können Fahrgäste das neue Mobilitätskonzept nun testen – und das kostenlos. Am Forschungsprojekt EVA-Shuttle beteiligt ist ein Konsortium aus fünf Partnern: Neben dem FZI Forschungszentrum Informatik sind das die Robert Bosch GmbH, die Verkehrsbetriebe Karlsruhe GmbH, die TÜV SÜD Auto Service GmbH und die Deutsche Bahn Tochter ioki GmbH.
„Mit der Förderung dieses Projekts leistet der Bund einen wichtigen Beitrag, um die Mobilität in den Städten weiterzuentwickeln. Wir brauchen solche innovativen Vorhaben, um international eine Vorreiterrolle einnehmen zu können, wenn es um fahrerlosen ÖPNV geht“, sagt Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer
„Mit unserem neuen Gesetz zum autonomen Fahren werden wir als erstes Land weltweit selbstfahrende Fahrzeuge aus den Forschungslaboren auf die Straße holen – und zwar im Regelbetrieb. Projekte wie das hier in Karlsruhe können dann viel leichter umgesetzt werden. Ich bin mir sicher: Indem wir die Technik Stück für Stück zum Teil des Alltags machen, können wir die Menschen für das autonome Fahren begeistern“, so Scheuer weiter.
„Neue Nutzergruppen für den ÖPNV gewinnen“
Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup ist besonders stolz, dass Karlsruhe ein weiteres Mal einen Schritt voraus ist, wenn es um innovative ÖPNV-Lösungen geht: „Vor 26 Jahren haben wir mit dem „Karlsruher Modell“ den Nahverkehr auf der Schiene revolutioniert, nun bedienen wir als erste Stadt einen ganzen Stadtteil mit automatisierten Shuttles“.
Für die Planung der Mobilität der Zukunft erwartet er sich von dem Projekt wertvolle Erkenntnisse. Denn: „Autonome Lösungen für die erste und letzte Meile könnten ein entscheidender Schritt sein, um neue Nutzergruppen für den ÖPNV zu gewinnen und damit einen wertvollen Beitrag für eine grüne Stadt zu leisten“, betont Mentrup.
„Fahrgastbetrieb ist Herzstück unseres Projekts“
Den Betrieb der EVA-Shuttles übernehmen die Verkehrsbetriebe Karlsruhe. Sie betten die Shuttles in die Meldekette ihrer Zentralen Leitstelle ein und können bei Wartungsbedarf jederzeit auf die Logistik der Pkw-Werkstatt im Karlsruher Rheinhafen zurückgreifen.
„Der Fahrgastbetrieb ist das Herzstück unseres gemeinsamen Projekts. Wir bieten den Kunden innerhalb des Testgebiets eine smarte und barrierefreie Lösung als Ergänzung des bestehenden ÖPNV-Angebots für die erste und letzte Meile an. Ich wünsche mir, dass die Bürgerinnen und Bürger offen für dieses, von einem hochmotivierten Konsortium getragene Projekt sind und bin sehr gespannt, wie die Karlsruher dieses Angebot annehmen werden“, erklärt Dr. Alexander Pischon, Geschäftsführer der Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK).
Karten & Sensorik: Fahrzeuge fahren eigenständig
Dass die Fahrzeuge in der Lage sind, sich frei innerhalb der Fahrbahngrenzen zu bewegen und damit eigenständig auf verschiedene Verkehrssituationen im innerstädtischen Mischbetrieb reagieren können, ist möglich, weil am FZI Forschungszentrum Informatik neuartige Planungsalgorithmen zur Entscheidungsfindung entwickelt wurden, informiert die VBK.
Diese bauen auf der Sensorik, Umfelderkennung und der Selbstlokalisierung des Projektpartners Bosch auf. Professor J. Marius Zöllner, Vorstand des federführenden FZI Forschungszentrum Informatik, erläutert: „Das Fahrzeug fährt auf Basis hochdetaillierter Karten aus dem Testfeld „Autonomes Fahren Baden-Württemberg“, die ihm den befahrbaren Bereich vorgeben. Hindernisse sowie andere Verkehrsteilnehmende werden von der Sensorik des Fahrzeugs erkannt. Das Fahrzeug richtet seinen Fahrweg individuell anhand der selbst erkannten Verkehrssituation aus. Das macht das Projekt EVA-Shuttle so besonders und ist ein wichtiger Schritt für automatisierte Mobilität von morgen.“
Shuttles fahren ohne festen Fahrplan (on-demand)
Fahrgäste können sich via Smartphone-App von ioki ein Fahrzeug bestellen und damit barrierefrei den Weg von der Stadtbahnhaltestelle Dammerstock bis zur Haustür im Quartier zurücklegen oder von daheim zum Bäcker im Statteilzentrum fahren. Die Bedienzeiten sind bis 30. April täglich zwischen 09:00 Uhr und 16:00 Uhr, vom 01. Mai bis 30. Juni täglich von 08 :00 Uhr bis 17:00 Uhr.
Die Shuttles fahren ohne festen Fahrplan (on-demand) immer nur dann, wenn sie per Smart-phone-App angefordert werden. Sie bedienen dabei virtuelle Haltestellen, zu denen sie bei Fahrtanfrage von der App gelotst werden. Fahrgäste mit ähnlichen Routen werden dank eines intelligenten Algorithmus zu Fahrgemeinschaften gebündelt (Ridepooling).
Sicherheitsfahrer immer an Bord& Corona-Konzept
Die Sicherheit steht beim Fahrgastbetrieb an erster Stelle, so die VBK. Denn das unter der Leitung von TÜV SÜD entwickelte Sicherheitskonzept sorgt für die Sicherheit der Fahrgäste und anderen Verkehrsteilnehmer. Die drei Fahrzeuge haben dazu monatelange Entwicklungsfahrten und Tests hinter sich. Vor dem Start des Personenbetriebs wurden sie wiederholt von TÜV SÜD-Sachverständigen geprüft und vom Regierungsbezirk Karlsruhe für den Straßenverkehr mit einer maximalen Fahrtgeschwindigkeit von 20 Stundenkilometer zugelassen.
Auch wenn sich der Mini-Bus selbstfahrend im Quartier bewegt, ist zu jeder Zeit ein ausgebildeter Sicherheitsfahrer des Karlsruher Verkehrsverbunds (KVV) an Bord, der im Notfall eingreifen kann und den Betriebsablauf sichert. Dieser hat jederzeit die Möglichkeit, in das Fahrgeschehen einzugreifen und eine Korrektur vorzunehmen, das Fahrzeug zum Stillstand zu bringen oder in einen manuellen Bedienungsmodus zu wechseln. Auch steht er in Fahrtpausen für alle Fragen bereit oder kann mobilitätseingeschränkten Fahrgästen beim Ein- und Ausstieg helfen.
Corona-Konzept: Maximal drei Personen
Wo normalerweise bis zu sechs Fahrgäste Platz finden würden, deren Fahrtanfragen über das sogenannte Ridepooling intelligent zusammengelegt werden können, werden nun aufgrund der Corona-Pandemie zum Infektionsschutz maximal drei Personen einsteigen können. In Abstimmung mit dem Karlsruher Gesundheitsamt haben die VBK ein Hygienekonzept erarbeitet.
Die Mitfahrt ist wie bei allen öffentlichen Verkehrsmitteln nur mit medizinischer Maske erlaubt. Alle Oberflächen werden regelmäßig von den Sicherheitsfahrern desinfiziert.
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