Längeres Leben & mehr Erfolg bei der Aufzucht von Jungtieren Karlsruher Zootierarzt: Deutliche Verbesserung der Raubtier-Haltung in Zoos
Die Lebenserwartung und der Erfolg bei der Aufzucht von Jungtieren von in Zoos gehaltenen Raubtieren hat sich in den vergangenen 70 Jahren deutlich erhöht. Dr. Marco Roller, Zootierarzt im Zoologischen Stadtgarten Karlsruher erstellte hierzu eine Studie,
Studie zu Raubtier-Haltung in Zoos veröffentlicht
Die Lebenserwartung und der Erfolg bei der Aufzucht von Jungtieren von in Zoos gehaltenen Raubtieren hat sich in den vergangenen 70 Jahren deutlich erhöht, informiert der Karlsruher Zoo. So hat sich der Anteil der Tiere, die ein bestimmtes, artspezifisches Alter erreicht haben, bei der Mehrzahl der Arten fast verdoppelt.
Dies zeigt eine kürzlich veröffentlichte Auswertung der durch die weltweite Zoogemeinschaft gesammelten und durch die internationale Organisation „Species360“ verwalteten Daten der 95 am häufigsten in Zoos gehaltenen Arten.
Internationales Team mit Karlsruher Zoo-Tierarzt
„Die Ergebnisse unserer Analysen zu den Lebensdaten von weltweit mehr als 160.000 in den vergangenen sieben Jahrzehnten gehaltenen Raubtieren belegen die Verbesserung des Haltungserfolges in den Zoos“, erläutert Dr. Marco Roller, Zootierarzt im Zoologischen Stadtgarten Karlsruhe und Erstautor der Studie.
Er hat mit renommierten Kollegen mehr als fünf Jahre an der Auswertung der Daten gearbeitet. Zu dem internationalen Team gehören neben Roller fünf weitere Autoren.
Daten belegen: Erfolg bei Kalifornischen Seelöwen
„Die kontinuierliche Weiterentwicklung der Haltung und Pflege unserer Tiere ist selbsterklärtes Ziel der internationalen Zoogemeinschaft“, betont Dr. Dennis Müller, Zoodirektor im Zoologischen Garten Halle und Mitautor. „Unsere Auswertung belegt ganz deutlich, dass wir mit unseren Anstrengungen bei der Erreichung dieses Ziels auf dem richtigen Weg sind“, so Müller weiter.
„Erfreulicherweise belegen die Daten den Erfolg unserer Arbeit auch für die bei uns im Zoo Karlsruhe lebenden Kalifornischen Seelöwen“, berichtet Zoodirektor Dr. Matthias Reinschmidt. „Mittlerweile erleben mehr als 70 Prozent der Jungtiere ihren ersten Geburtstag und knapp 60 Prozent der Seelöwen werden mehr als 18 Jahre alt. Die Quote im Zoo Karlsruhe ist sogar bei 100 Prozent, wenn wir die Jungtiere der vergangenen Jahre betrachten“, erläutert Reinschmidt.
Vor 50 Jahren überlebte laut den in der Studie erhobenen Daten nur jedes dritte Jungtier das erste Jahr und nur 20 Prozent der Tiere wurden älter als 18.
Positive Entwicklung auch bei den Eisbären
Auch bei den Eisbären ist diese positive Entwicklung aus den Daten ersichtlich. In den 60er Jahren konnte nur jedes vierte Junge großgezogen werden, heute erlebt jeder zweite in einem Zoo geborene Eisbär seinen ersten Geburtstag. Das ist eine Verdopplung des Erfolgs bei der Aufzucht der durch das Schmelzen der Polkappen besonders vom Aussterben bedrohten Eisbären.
Jungtiere sind stärker gefährdet als Erwachsene und auch in der Natur überleben ähnlich viele Eisbärenjungen wie im Zoo das erste Lebensjahr. Der Anteil der Eisbären in der Zoopopulation, die älter als 22 Jahre geworden sind, hat sich im selben Zeitraum ebenfalls mehr als verdoppelt.
„Zeitaufwendige aber auch extrem wichtige Arbeit“
Die Auswertung der Daten sei eine sehr zeitaufwendige aber auch extrem wichtige Arbeit, sagt Reinschmidt: „Bislang haben wir anhand der eigenen Daten zwar schon ein Gefühl dafür bekommen, dass Tierhaltung in Zoos immer besser wird, diese Arbeit belegt es aber auch als generellen Trend für die Gesamtheit der wissenschaftlich geführten Zoos.“
„Zoos sind etwas Besonderes“, stellt Marcus Clauss von der Universität Zürich und Mitautor heraus. „Menschen halten Hunde, Katzen, Kaninchen oder Goldfische als Haustiere – aber weiß jemand, wie alt die im Durchschnitt werden? Wo kann man nachschauen, wie alt unsere Milchkühe werden? Zoos haben sich vor langer Zeit verpflichtet, die Lebensdaten ihrer Tiere kontinuierlich in einem gemeinsamen Archiv zu sammeln, und das bedeutet, dass sie Langzeit-Trends beobachten können – wie den in unserer Studie. Nur wer dokumentiert, kann sehen, ob er sich verbessert.“
Die Studie erschien in der wissenschaftlichen Zeitung „Zoo Biology“ und ist auf deren Homepage unter https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/zoo.21639 frei zugänglich.
Weitere Nachrichten
Anzeige
Jetzt meinKA als Werbe-Plattform nutzen!
Informieren Sie sich über Daten, Zahlen und Fakten rund um meinKA und die entsprechenden Werbeformen in unseren Mediadaten: jetzt Mediadaten anfordern.
Wir freuen uns über Ihr Interesse und beraten Sie gerne!