Experiment in der Innenstadt
Halbzeitbilanz & erste Erkenntnisse zum Reallabor in der Karlsruher Karlstraße

Experiment in der Innenstadt Halbzeitbilanz & erste Erkenntnisse zum Reallabor in der Karlsruher Karlstraße

Quelle: Melanie Hofheinz

Das „Reallabor“ in der Karlsruher Karlstraße läuft seit dem 18. Juli 2022 und damit seit gut sechs Wochen – aus diesem Grund hat die Stadtverwaltung, im Rahmen eines Pressetermins, eine Halbzeitbilanz gezogen und über erste Erkenntnisse informiert.

Halbzeit beim „Reallabor“ in der Karlstraße

Seit Montag, 18. Juli 2022, läuft in der Karlstraße unter dem Motto „Platz für mehr“ ein Verkehrsversuch. Das sogenannte „Reallabor“ dient der Förderung des Fußverkehrs und soll die Aufenthaltsqualität fördern. Noch bis zum 31. Oktober 2022, ist daher die Durchfahrt für den Kfz-Verkehr gesperrt und eigentlich öffentliche Parkplätze wurden zu Aktionsflächen sowie begrünt.

Während eines Pressetermins informierte Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup vor Ort über erste Erkenntnisse aus dem Experiment. Denn bevor mit dem Gemeinderat über eine mögliche Umsetzung des Reallabors gesprochen wird, sollen wissenschaftliche Untersuchungen, wie Verkehrszählungen, Anwohner-Umfragen und weitere Rückmeldungen ausgewertet werden.

 

Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup im Reallabor in der Karlstraße. | Quelle: Melanie Hofheinz

 

Kfz-Verkehr wurde um 90 Prozent reduziert

„Wir werden Ende Oktober das Projekt abschließen und erst nach Vorlage der Auswertungen zu Entscheidungen kommen“, erklärte OB Mentrup vorab. Man müsse sich dann die Frage stellen: „Nützen diese möglichen Veränderungen oder schaden diese möglichen Veränderungen dem, was sich hier bereits entwickelt hat.“

Insbesondere der Verkehr steht beim Reallabor in der Karlstraße im Fokus. Grundsätzlich solle der Autoverkehr hier reduziert werden, um so die Aufenthaltsqualität zu steigern. Dies sei, so Mentrup, mittlerweile auch gelungen: Statt der täglichen 6.000 Kfz-Fahrzeuge, passieren nur noch rund 600 die Karlstraße, denn nur noch Anlieger und Anlieferer dürfen hier durch.

 

Das Reallabor in der Karlstraße. | Quelle: Melanie Hofheinz

 

Verkehr hatte „Anpassungsschwierigkeiten“

Allerdings hatte der fließende Verkehr „gewisse Anpassungsschwierigkeiten“ mit den Veränderungen, so Mentrup. Das Einfahrverbot sei oft missachtet und Falschfahrten seien ebenfalls registriert worden. Sowohl die Polizei als auch der kommunale Ordnungsdienst waren daher im Einsatz, um die Betroffenen zu sensibilisieren.

Auch ein mobiler Blitzeranhänger sei vom 04. August an, auf Höhe des Ludwigsplatzes, für eine Woche lang aufgestellt worden, um Geschwindigkeitsverstöße zu messen. „Das hat dazu geführt, dass sich die Situation langsam und kontinuierlich verbessert hat“, informiert Karlsruhes Oberbürgermeister.

 

| Quelle: Melanie Hofheinz

 

Bislang noch keine verkehrliche Überlastung

Trotz des Rückgangs des motorisierten Verkehrs in der Karlstraße sei bislang in allen umliegenden Straßenabschnitten keine verkehrliche Überlastung festgestellt worden. Allerdings wies Mentrup darauf hin, dass derzeit noch Sommerferien sind und damit weniger Verkehr in der Stadt sei: „Wir müssen hier die Zeit nach den Sommerferien abwarten, dann kann sich das Ganze noch anders darstellen.“

Ein weiteres Thema seien die E-Scooter, welche oft willkürlich abgestellt werden und Gehwege beeinträchtigen. „Vier Standorte innerhalb des Reallabors wurden zu Parkflächen für E-Scooter ausgewiesen und beschildert. So sollen Erfahrungen gesammelt werden, wie es mit so einem System zu einer besseren und sicheren Aufstellung der E-Scooter kommen könnte“, erklärt Mentrup weiter.

 

Parkplätze für E-Scooter. | Quelle: Melanie Hofheinz

 

Radverkehr: „erheblichen Risiken ausgesetzt“

Mittlerweile seien täglich mehr Radfahrer auf der Karlstraße unterwegs. Inwieweit diese Durchgangsachse querende Fußgängerzonen beeinträchtigen könnte, müsse noch beobachtet werden.

Allerdings habe es bereits einige Rückmeldungen zur Sicherheit des Radverkehrs gegeben. Dadurch, dass der entgegenkommende Radverkehr nun der bisherigen Autoverkehrsführung ausgesetzt sei, seien „erheblichen Risiken“ entstanden.

„Das konnte bislang noch nicht so verbessert werden, wie ich es mir wünschen würde. Aber dadurch, dass der Autoverkehr stark abgenommen hat, hat sich das Problem zumindest in die richtige Richtung entwickelt“, so Dr. Frank Mentrup.

 

Der Radverkehr kann in zwei Richtungen unterwegs sein. | Quelle: Melanie Hofheinz

 

Negative Rückmeldungen zu Parkmöglichkeiten

Negative Rückmeldungen habe es auch bezüglich des Wegfalls der Parkmöglichkeiten gegeben. Insbesondere vor einzelnen Praxen – denn diese hätten Probleme gehabt, von ihren mobilitätseingeschränkten Patienten direkt angesteuert werden zu können. „Hier wurde reagiert und das Halten ausschließlich für Krankentransporte ermöglicht – auch haben wir einen Behindertenstellplatz wieder hergestellt“, erklärte Mentrup.

Zudem hätten Taxifahrer bemängeltet, dass ihre Stellplätze auf der Höhe „Lehner’s Wirtshaus“ weggefallen beziehungsweise in die Amalienstraße umgelegt worden seien. „All diesen Dingen sind wir mit neuen und mehreren Vor-Ort-Terminen nachgegangen, teilweise konnte das dann auch schon konkret verbessert werden“, so Karlsruhes Stadtoberhaupt weiter.

 

Sitzbänke statt Parkflächen | Quelle: Melanie Hofheinz

 

Viel positives Feedback gab es von den Nutzern

Von den Nutzern der freigewordenen Flächen hätte es „durchweg positives Feedback“ gegeben. Besonders die Möglichkeiten, die Flächen für soziale und kulturelle Zwecke zu nutzen, werde gut angenommen.

„Die Bedürfnisse der Anwohnenden spielt am Ende in der Auswertung und der Entscheidung des Gemeinderats eine ganz wesentliche Rolle“, kündigte Mentrup an.

 

Die neuen Frei-Flächen werden aktuell für soziale und kulturelle Zwecke genutzt. | Quelle: Melanie Hofheinz

 

„parzellierte Betrachtung möglicherweise sinnvoll“

Nach dem 31. Oktober müsse man interdisziplinär über die Stadtverwaltung hinaus die Ergebnisse zusammentragen: „Nach der Auswertung gehen wir in die Diskussion mit dem Gemeinderat“, so der Oberbürgermeister. Am Ende gehe es nicht nur darum, „wie gestalten wir so ganz allgemein“, sondern es gehe um konkrete Maßnahmen, teilte Mentup mit.

Eine Einzel-Entscheidung sei beispielsweise die Neugestaltung und Verlagerung der oberirdischen Haltestelle Europaplatz, welche durch ein mögliches Reallabor beeinflusst werde.

„Vielleicht wird am Ende auch ein Teil der Maßnahmen umgesetzt werden können und ein anderer Teil nicht. Ich will damit auch deutlich machen, dass am Ende auch eine parzellierte Betrachtung möglicherweise auch sinnvoll sein kann. Das warten wir mal ab“, so Dr. Frank Mentrup abschließend.

 

Weitere Informationen

Fotogalerie | Impressionen vom Reallabor in der Karlstraße




 

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