Die alternative Schulform in der Fächerstadt
Gemeinschaftsschulen und Gesamtschulen in Karlsruhe

Die alternative Schulform in der Fächerstadt Gemeinschaftsschulen und Gesamtschulen in Karlsruhe

Quelle: Schlosser Fotografie

Gemeinschaftlich lernen mit individuellem Tempo, eine ganztägliche Betreuung und Wechsel zwischen den Fächern – das bieten die Gemeinschaftsschulen in Karlsruhe. Über die Region verteilt, lernen die jungen Karlsruher so miteinander und voneinander.

Gemeinschaftsschulen in Karlsruhe

Gemeinsam lernen, verschiedene Lernniveaus in einer Klassengemeinschaft verbinden und inklusiv leben – das sind die Ziele der über 300 Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg. Die Kinder und Jugendlichen werden von der ersten bis zur zehnten Klassenstufe zusammen unterrichtet und bleiben so über einen langen Zeitraum in einer großen Lerngruppe. Damit soll eine höhere Durchsichtigkeit im Bildungssystem und eine bessere Integration von Migrantenkindern oder körperlich und geistig beeinträchtigten Kindern erreicht werden. Da die vier Gemeinschaftsschulen in der Fächerstadt grundsätzlich als Ganztagsschulen ausgelegt sind, verbringen die Schüler viel Zeit zusammen und können sich dank vieler freiwilliger Aktivitäten individuell entfalten. Von Klasse eins an bis hin zur zehnten Stufe und damit dem Abschluss werden die Schüler gemeinsam unterrichtet. Außerdem finden über den Tag verteilt Unterrichtsphasen und sportliche oder kulturelle Aktivitäten statt und bringen Abwechslung in den Lernalltag. So kann vom Hauptschulabschluss bis zum Realschulabschluss (in manchen Fällen sogar bis zum Abitur) der gewünschte Bildungsgrad erreicht werden. Je nach Begabung lernen die Kinder auf verschiedenen Niveaus:

  • Niveau G führt zum Hauptschulabschluss
  • Niveau M führt zum Realschulabschluss
  • Niveau E führt zum allgemeinen Abitur

Eine Nichtversetzung und das klassische Notensystem gibt es in dieser Schulart nicht und der große Vorteil dieser Schulart liegt in der verzögerten Entscheidung über den letztendlichen Schulabschluss der Kinder. Erst ein Jahr vor dem Abschluss wird entschieden, welchen Abschluss der Schüler macht. Eine zentrale Abschlussprüfung für den jeweiligen Bildungsgrad findet trotz aller Freiheiten statt.

 

Die Ernst-Reuter-Gemeinschaftsschule in der Waldstadt.

Die Ernst-Reuter-Gemeinschaftsschule in der Waldstadt. | Quelle: Thomas Riedel

 

Gemeinschafts- & Gesamtschulen – Unterschiede

Gesamtschulen und Gemeinschaftsschulen liegen namentlich nicht weit auseinander. Doch es gibt ein paar kleine, aber feine Unterschiede zwischen den beiden Schulformen. In einer Gemeinschaftsschule werden alle Schüler, ganz egal mit welcher Grundschulempfehlung, in einem Klassenverbund unterrichtet. Die Gemeinschaftsschule ist grundsätzlich eine gebundene Ganztagsschule und bietet maximal die mittlere Reife an.

Schüler der Gesamtschulen werden ab der fünften Klasse je nach den individuellen Lernleistungen in verschiedenen Niveaukursen und in getrennten Lernkursen unterrichtet. Die Gesamtschule vereint Haupt- und Realschule und oft auch die gymnasiale Oberstufe und damit auch Schüler mit verschiedensten Begabungen unter einem Dach. So können sich die Schüler gegenseitig unterstützen und sich gemeinsam auf die verschiedenen Schulabschlüsse vorbereiten. Fächer wie Sport oder Religion werden in beiden Formen gemeinsam unterrichtet.

Unterschiedlich sozialisierte Gesellschaftsgruppen sollen mithilfe der beiden Schulformen der Vergangenheit angehören. Die Schüler sollen in der Gemeinschaft lernen und so viel mehr jungen Menschen die Tür zu einem höheren Bildungsabschluss offen stehen.

 

Gemeinschaftsschule Karlsruhe – Pro & Contra

Jede alternative Schulform hat ihre Besonderheiten, ihre Eigenheiten und ihre ganz eigenen Lernformen. Das deutsche Schulsystem wurde über die Jahrzehnte immer wieder revolutioniert, umgebaut und infrage gestellt. Zu festgefahren, zu konservativ und nicht für jedes Kind das Richtige. Die Kinder und Jugendlichen der Fächerstadt verbringen nirgendwo so viel Zeit wie in der Schule. Ein Großteil der Erziehung und der persönlichen Entwicklung der Schüler findet in den Klassenzimmern statt und daher sollten die Eltern bei der Schulwahl aufmerksam sein und das Für und Wider auch in alternativen Schulformen abwägen.

Pro

  • Schüler mit allen Grundschulempfehlungen können die Gemeinschaftsschule besuchen
  • Lehrer unterschiedlicher Schularten unterrichten die Schüler
  • Die Schüler können ohne Zeitverlust auf ein allgemeinbildendes Gymnasium oder eine andere weiterführende Schule wechseln (Entscheidung über den Abschluss liegt bei den Eltern)
  • Die zweite Fremdsprache Französisch ist Wahlpflichtfach ab der 7. Klasse
  • Sitzenbleiben oder einen Wechsel auf eine niedrigere Schulart gibt es nicht
  • Die Arbeitsmaterialien bleiben in der Schule und schwere Schulranzen sind nicht nötig
  • Hausaufgaben werden größtenteils in der Schule erledigt
  • Die Lernentwicklungsberichte enthalten nur auf Wunsch der Eltern Noten
  • Das Ganztagsangebot enthält auch Freizeitangebote wie Sport oder interessensgebundene AGs (viele Kooperationen mit Vereinen)
  • Individuelles Lernen und vielfältige Angebote fördern jeden Schüler in seinen Stärken

Contra

  • Keinen direkten Vergleich durch Noten
  • Kinder werden wie Erwachsene behandelt
  • Einige Schüler sind mit der Form der Selbstständigkeit überfordert
  • Viele Lehrer sind nicht ausreichend geschult und können nicht jedem Kind gerecht werden
  • Wenig Disziplin – wenig Förderung
  • Eltern haben kaum Einfluss auf das Schulgeschehen und wenig Einsicht auf den Lernerfolg
  • Sport oder Hobbys außerhalb der Schule sind kaum möglich
  • Weniger Zeit mit der Familie
  • Weniger Ehrgeiz unter den Schülern
  • Die Leistungsbeurteilung ist nicht immer eindeutig

 

Drais-Schule Karlsruhe – individuelles Lernen

Die Drais-Schule ist eine Gemeinschaftsschule im Karlsruher Stadtteil Mühlburg und entstand im Jahr 2013 aus der früheren Drais-Realschule. Gemeinsam stark ist das Motto der Schule und die Schüler sollen nicht nur den Unterrichtsstoff aufnehmen, sondern auch das selbstständige Lernen lernen. Viele AGs wie die Ausbildung zum Schulsanitäter oder handwerkliche Aktivitäten bereichern den Schulalltag und bieten Abwechslung und Entspannung. Die mittlere Reife ist an der Drais-Schule der höchstmögliche Bildungsabschluss.

 

Anne-Frank-Schule Karlsruhe in Oberreut

Die Anne-Frank-Schule ist eine Gesamtschule in Oberreut. Sie beinhaltet sowohl eine Grundschule als auch eine Werkrealschule mit 330 Schülern und 60 Lehrern. Die Schule wurde 1965 als Volksschule eingeweiht. Seit 2015 gibt es ein Ganztagsangebot an der Anne-Frank-Schule, welches derzeit von knapp der Hälfte der Schüler angenommen wird.

 

Anne-Frank-Schule Gemeinschaftsschule in Karlsruhe.

Anne-Frank-Schule Gemeinschaftsschule in Karlsruhe. | Quelle: Schlosser Fotografie

 

Waldorfschule Karlsruhe – anthroposophische Lernkonzepte

Mitten in der Karlsruher Waldstadt befindet sich die Freie Waldorfschule Karlsruhe. Die gemeinschaftliche Privatschule in freier Trägerschaft lehrt seit 1977 nach dem pädagogischen Konzept der anthroposophischen Menschenkunde von Rudolf Steiner und gewichtet Fächer von Kunst, Handwerk, bis zu Musik gleichwertig wie die klassischen Schulfächer Mathematik, Deutsch und Englisch. Vom Hauptschulabschluss bis zum Abitur ist in der Waldorfschule jeder Abschluss für die Schüler möglich.

 

Augustenburgschule Karlsruhe – Inklusion & freies Lernen

Die dreizügige Augustenburg Gemeinschaftsschule im Karlsruher Stadtteil Grötzingen existiert in ihrer jetzigen Form seit dem Jahr 2012. Sie ist eine der ersten Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg gewesen und bietet ihren Schülern die Möglichkeit, entweder den Hauptschulabschluss oder die mittlere Reife zu absolvieren. Die Lehrer oder auch Lernbegleiter fördern jedes Kind individuell und sind inklusive ausgebildet.

 

Gemeinschaftsschulen der Fächerstadt

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