Mondäne Kurstadt am Rande des Schwarzwalds Baden-Baden: Bewegte Geschichte zwischen Quellen und Roulette
Für viele gilt Baden-Baden als Stadt, deren Besuch ohne gut gefüllten Geldbeutel unmöglich ist. Doch neben teuren Boutiquen und edlen Casinos sind es die herrliche Natur, spannende Architektur und die bewegte Stadtgeschichte, die sich lohnen.
Baden-Baden – Kurstadt im Schwarzwald
Am Westrand des Nördlichen Schwarzwaldes, umgeben von Hügeln, Weinbaugebieten und durchzogen vom Flüsschen Oos, liegt die Stadt Baden-Baden. Baden-Baden mag vielleicht der kleinste Stadtkreis Baden-Württembergs sein, auch seine 54.000 Einwohner sind weit von Großstädten wie Karlsruhe, Mannheim oder Stuttgart entfernt. Mit ihrer bewegten Geschichte braucht sich die Stadt jedoch keineswegs hinter den Großen zu verstecken.
Von Aquae zu Badon
Erste Erwähnung findet die Stadt bereits im dritten Jahrhundert nach Christus, als römische Siedler, angelockt von den Thermalquellen, dort ein Militärkurbad errichteten. Die Siedlung trug den Namen Aquae, was auf Deutsch nicht mehr als Wasser oder Bad bedeutet.
Doch warum Latein, wenn es auch eingedeutscht geht: Aus dem Jahre 987 stammt das älteste bestätigte Dokument, das den Ort als „Badon“ bezeichnet. Seitdem hat sich der Name Baden durchgesetzt. Doch warum denn nun gleich zweimal Baden? „Baden-Baden ist so hübsch, dass man es zweimal nennen muss“, soll Bill Clinton gesagt haben. Doch das ist nur die halbe Wahrheit…
Aufstieg und Fall der Residenzstadt
Um 1100 herum beschloss Markgraf Herrmann II., seinen Herrschaftssitz in die Region Baden zu verlegen. Mit dem Bau des Residenzschlosses Burg Hohenbaden wurde die Region also zur Markgrafschaft Baden, die Stadt zur „Stadt Baden in der Markgrafschaft Baden“. Klingt sperrig? Kein Wunder, dass sich der Name „Baden-Baden“ im Volksmund durchsetzte, lange bevor er 1931 offiziell angenommen wurde.
Mit dem Status als Residenzstadt erreichte Baden-Baden wahre Höhenflüge, die etwa zwei Jahrhunderte andauern sollten. Im Jahr 1250 erhielt der Ort das Stadtrecht, die einfache Pfarrkirche wurde zur Stiftskirche aufgerüstet, die neu erhobene Kurtaxe ließ die Stadtkasse klingeln und die Residenz wurde 1479 von Burg Hohenbaden aus dem waldigen Umland in das prächtige Neue Schloss im Stadtzentrum verlegt.
Doch auf die größten Erfolge folgt oft der tiefste Sturz. Im Zuge der Pfälzischen Erbfolgekriege kam es 1689 durch französische Truppen zu einem verheerenden Stadtbrand, der auch den Bäderbetrieb und damit die Haupteinnahmequelle zum Erliegen brachte. Dem Markgrafen Ludwig-Wilhelm gefiel das nicht, sodass er 1705 seine Residenz nach Rastatt verlegte. Mit dem Verlust des Status als Residenzstadt geriet Baden-Baden, fortan offiziell betitelt als „Baden bei Rastatt“, in Vergessenheit. Ein Schicksal, dass die Stadt Rastatt nur wenig später teilen sollte: 1771 wurde der Sitz endgültig nach Karlsruhe verlegt.
Zwischen mondänem Reichtum und verheerendem Krieg
Es sollte fast 100 Jahre dauern, bis Baden-Baden aus dem Winterschlaf erwachte. Diese zweite Blütezeit, beginnend im frühen 19. Jahrhundert, war jedoch umso prachtvoller: Die Therme wurden wiederentdeckt, die Stadt zum mondänen Badeort gemacht. Das Kurhaus wurde erbaut, es folgten die Spielbank, Luxushotels und prestigeträchtige Pferderennen.
Unter dem europäischen Adel war Baden-Baden als „Sommerhauptstadt“ bekannt. Zum Vergleich: Das winterliche Pendant, die „Winterhauptstadt“, war das französische Paris. Aus dieser Zeit stammen nicht nur die herrlichen Alleen, sondern auch die vielfältigen Gotteshäuser: Denn nicht nur Christen, auch die wohlhabenden Gäste Russisch-Orthodoxen Glaubens sollten sich natürlich willkommen fühlen.
Mittlerweile gibt es in Baden-Baden auch eine Moschee, eine Rumänisch-Orthodoxe Kirche sowie Kirchen für verschiedene Christliche Glaubensrichtungen. Was man jedoch vergeblich sucht, ist eine Synagoge: Diese wurde in der Reichspogromnacht von 1938 vollständig zerstört. Im Laufe des Zweiten Weltkrieges wurden zwar „nur“ drei Prozent der Stadtfläche durch Bombenangriffe zerstört, bei denen „nur“ 125 Menschen ums Leben kamen.
Die Folgen für die jüdische Bevölkerung Baden-Badens waren jedoch verheerend: Gab es vor 1938 etwa 260 Menschen jüdischen Glaubens im Stadtgebiet, haben nur zwei von ihnen nachweislich überlebt.
Baden-Baden heute und in der Zukunft
Heute ist Baden-Baden noch immer bekannt für seine Therme, die luxuriösen Boutiquen und die prächtigen Kulturinstitutionen. Aber es ist still geworden um die Stadt. Durch die hohen Immobilienpreise bleiben junge Familien fern. Zwar gibt es drei kleinere, private Hochschulen, doch sie reichen nicht, um eine lebendige Nachwuchsszene anzuziehen. Nicht ganz unberechtigt ist also der Ruf Baden-Badens, eine „Reichen- und Rentnerstadt“ zu sein. Ob die Stadt diesen Weg weiterverfolgen wird, oder erneut die Richtung ändert, wird die Zukunft zeigen.
Baden-Baden erleben – Sehenswürdigkeiten
Das Festspielhaus
1998 eröffnet, ist das Festspielhaus Baden-Baden ein junges Haus. Von Kinderschuhen kann aber keine Rede sein: Mit 2500 Plätzen ist es Deutschlands größtes Haus für Opern und Konzerte. Ein festes Ensemble gibt es nicht, stattdessen sorgen renommierte Gäste aus aller Welt für ein gehobenes Programm in den Sparten Ballett, Konzert und Oper. Auch ausgewählte Jazz, Pop und Musicalveranstaltungen sowie ein Kinderprogramm haben mittlerweile ihren festen Platz im Repertoire.
Neben Kulturliebenden kommen allerdings auch Architekturfans auf ihre Kosten, denn das in einem ehemaligen Bahnhof errichtete Festspielhaus ist wahrlich imposant. Wer hier hinter die Kulissen blicken möchte, hat die Wahl aus einer Reihe von Hausführungen.
Museum Frieder Burda
Aus dem Burda Verlag stammen erfolgreiche Zeitschriften wie die Brigitte oder Focus, die wahre Leidenschaft Frieder Burdas aber gehörte der Kunst. Um seine über Jahre gewachsene Sammlung zugänglich zu machen, wurde 2004 unmittelbar an der Lichtentaler Allee das Frieder Burda Museum eröffnet.
Dort sind unter anderem die Werke Max Beckmanns, Gerhard Richters und August Mackes zu besichtigen, einen ebenso großen Sog üben jedoch die wechselnden Ausstellungen zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler aus.
Das Casino im Kurhaus
Eigentlich sollte das Kurhaus, von 1821 bis 1854 errichtet, bloß ein paar Unterhaltungsmöglichkeiten für die Kurgäste bei schlechtem Wetter beherbergen. Entstanden ist ein Prachtbau, der wie kein zweiter mit dem finanziellen Aufschwung der Stadt verwoben ist. Auf rotem Teppich, zwischen gold-gerahmten Spiegeln und unter funkelnden Kronleuchtern „spielt das Auge mit“, wie der Slogan des Casinos lautet.
So überrascht es nicht, dass auch heute noch ein eleganter Dresscode herrscht. Aber keine Sorge – zur Not können Hemd und Sakko am Empfang entliehen werden. Wem das Glücksspiel zu heiß ist, kann das herrliche Gebäude, das außerdem noch Restaurants und Kongresssäle beherbergt, natürlich auch in Form einer Führung genießen.
Das Theater Baden-Baden
Deutlich älter als das Festspielhaus ist das Stadttheater, was sich sein prächtig-plüschiges Rokoko Interieur seit 1862 bewahrt hat. Dieses altehrwürdige Interieur darf aber nicht über die teils hochmodernen Inszenierungen hinwegtäuschen, in denen Klassiker von Shakespeare oder von Kleist zeitgenössisch aufgelegt werden.
Der größte der drei Säle fasst fünfhundert Zuschauer, ein fast schon intimes Theatererlebnis gibt es im kleinsten Saal: Dort finden dreißig Zuschauer Platz.
Die Caracalla Therme und das Friedrichsbad
Ohne die Thermalquellen wäre Baden-Baden nicht das, was es heute wäre. Benannt ist das Bad nach dem römischen Kaiser Caracalla, der um 200 nach Christus die noch bescheidenen Quellen ausbauen ließ. Das Quellwasser erreicht eine Temperatur von bis zu 68 Grad und ist so mineralhaltig wie sonst kaum auf der Welt.
Dieses Wohlfühlerlebnis ist heute in den Bädern, Salzgrotten und Saunen der Therme zu genießen. Während die Caracalla Therme äußerst erschwinglich sind, gibt sich das Friedrichsbad deutlich exklusiver: Hier durchlaufen die Gäste 17 Stationen der römisch-irischen Badekunst.
Wandern in Baden-Baden
Mit der weitläufigen Parkanlage um die Lichtentaler Allee und einer Bewaldung von unglaublichen 60 Prozent des Stadtgebietes ist Baden-Baden eine sehr grüne Stadt. Umso sanfter sind die Übergänge in den Schwarzwald. Ein beliebtes Ausflugsziel ist etwa der Panoramarundweg Baden-Baden, der über 40 Kilometer an der alten Residenz Burg Hohenbaden sowie an den Geroldsauer Wasserfällen vorbeiführt.
Auch der Blick vom Hausberg Merkur lohnt den Aufstieg. Alle Etappen des Panoramawegs sind gut an den ÖPNV angebunden, und auch der Merkur lässt sich austricksen: Eine Zahnradbahn fährt direkt hoch bis zum Gipfel.
Flughafen Baden-Baden/Karlsruhe
1953 ursprünglich als kanadischer Militärstützpunkt erbaut, befindet sich der Airpark Baden-Baden seit 1994 in ziviler Nutzung. Von hier aus können Reisende Ziele in ganz Europa anfliegen, etwa Palma de Mallorca, London, Antalya oder Bukarest – und das Angebot wächst stetig.
Bereits die Anreise zum Flughafen verläuft entspannt, denn von den Bahnhöfen Bühl, Rastatt und Baden-Baden verkehren regelmäßig Zubringerbusse.
Tourismus und Unterkünfte
Neugierig geworden auf Wandern und Kultur, Anreise mit Fernbus, Auto, Bahn oder Flieger geplant? Dann gilt es nur noch, eine passende Unterkunft zu finden. Das hauseigene Tourismusbüro des Festspielhauses bietet Kombipakete aus Ticket, Unterkunft und Verpflegung.
Selbstverständlich haben auch Luxusetablissements wie das „Hotel Belle Epoque“ ihre Pforten geöffnet. Wer als Backpacker oder mit Familie unterwegs ist, wird im Hostel Caracalla oder einer der zahlreichen Ferienwohnungen fündig. Einer erholsamen Reise in die Geschichte der Stadt, gepaart mit beeindruckenden Kulturgütern und idyllischer Natur steht somit nichts mehr im Wege.
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